Die Steinernen Drachen (German Edition)
Räder zu kommen. Durch die Heckscheibe des flüchtenden Wagens sah er, wie sich der Sumomann von der nassen Straße erhob und missmutig den Schmutz von seinem schwarzen Anzug wischte.
Willkommen bei der CIA
7. Juli 2003
„Wie habt ihr mich gefunden?“, fragte Frank die Frau mit den grünen Raubtieraugen. Ihr Lächeln war so verführerisch wie immer.
„Purer Zufall. Wir haben Kham beschattet und dann bist du
plötzlich aufgetaucht.“
Zu gern hätte er sein Gesicht gesehen, als er auf dem Schoss von Ilka Schoeberg gelandet war, nachdem ihn ein bulliger Hüne in den schwarzen Wagen gezogen hatte. Jedenfalls hatte sie in diesem Moment hemmungslos aufgelacht, als sie in seine weitaufgerissenen
Augen schauen durfte. Er hatte nur fassungslos zurückgestarrt. Doch vorerst war keine Zeit geblieben, um Fragen zu stellen. Die rasante Fahrt durch die überfüllten Straßen Chinatowns hatte ihm bisweilen den Atem geraubt und erst, als sie in eine der sechsspurigen Schnellstraßen eingebogen waren, entspannten sich zunehmend die Gemüter der Wageninsassen.
Neben Ilka und dem Muskelmann, den sie Ian nannte, war da noch Will, der Fahrer - ein Schwarzer mit kahlem Kopf, Specknacken und Sonnenbrille. Neben ihm saß der Asiat, den Frank schon in Waiblingen gesehen hatte. Der Unbekannte, der mit Ilka und Bettina beim Italiener gesessen hatte und der jetzt einen Namen bekam. Harry. So langsam fügt sich alles zusammen!
Sie hatten den Fluss überquert und kamen nach etwa zwanzig Minuten in einer Tiefgarage zum Stehen. Auf dem Weg zum Aufzug hatte er das Gewicht der Pistole in seiner Jackentasche gespürt. Bei jedem Schritt hatte sie ihm leicht gegen die Hüfte geschlagen und er fragte sich, wieso ihm dies nicht schon aufgefallen war, kurz nachdem sie ihm zugesteckt worden war. Er entschied, dass dies auch zu den unerklärlichen Phänomenen gehörte, die ihn begleiteten, seit Nguyen vor eineinhalb Wochen die Bar betreten hatte. Einen kurzen Moment war er versucht, die ihm unangenehme Waffe seinen Rettern auszuhändigen, nur, um sie loszuwerden und weil er annahm, dass sie ohnehin von diesen Herrschaften stammte. Doch nachdem niemand sie zurückverlangt hatte, beschloss er, die Waffe nicht zu erwähnen.
Ein Lift hatte Frank, Ilka und Ian wieder weit über die Dächer von Bangkok gebracht, in eine einladende Suite mit Blick über die Stadt. Kein großer Unterschied zu seinem Hotelzimmer im Monarch Lee Garden , zumindest was den Ausblick anging.
„Willkommen bei der CIA“, hatte Ilka ihn offiziell begrüßt
und ihn gebeten, sich zu setzen. Er hatte den Eindruck, dass der Zeitpunkt für weitere Antworten gekommen war. Die Abenddämmerung senkte sich über das Chao Phraya Delta. Die thailändische Metropole schmückte sich mit den Lichtern der Nacht. Die purpurrot gefärbte Wolkendecke hatte große Löcher bekommen, durch die erste Sterne am violett getränkten Abendhimmel funkelten. Im
hellen Lichtstreifen zwischen den Spitzen der Wolkenkratzer und den innertropischen Konvergenzwolken, reihten sich am Horizont blinkende Flugzeuge zum Landeanflug ein.
Er saß auf dem weichen Nappasofa und beobachtete an Ilkas linkem Ohr vorbei, das pompöse anmutende Schauspiel der Farben. Sie nahm ihm gegenüber in einem der zwei großen Ledersessel Platz.
„Warum beschattet ihr Kham?“, fragte er, ohne den Blick vom Himmel zu nehmen.
„Wir stellen hier die Fragen!“, fauchte Ian, der Mann mit dem kräftigen Händedruck. Frank schätzte ihn auf zwei Meter und 130 Kilo Muskelmasse. Von der Sonne gerötet, schimmerte die Kopfhaut durch sein hellblondes, fast weißes Haar, das er militärisch kurz geschnitten trug. Über seinem mächtigen Brustkorb spannte sich ein olivefarbenes T-Shirt. Die tätowierten Oberarme entsprachen im Durchmesser etwa Franks Oberschenkel. Durch die rechte Augenbraue zog sich eine bleiche Narbe zur Stirn hoch, die sich deutlich von seinem sonnenverbrannten Teint abzeichnete. Ians stahlblaue Augen fixierten ihn.
„Dann frag mich!“, forderte er den CIA-Mann auf.
„Hol uns Kaffee, Ian“, verlangte Ilka auf Englisch und ließ dabei keinen Zweifel aufkommen, wer hier der Chef war.
Der blonde Muskelmann verzog den Mund und trottete davon. Ilka sah ihm nach und sprach dann Frank wieder auf Deutsch an. „Ich werde dir erklären, warum wir hier sind. Im Gegenzug erfahre ich, was du weißt! Über diesen Kham und ... über Le Ah. Die ganze Geschichte!“
Er nickte, machte aber keine Anstalten mit seinem
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