Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
Vom Netzwerk:
Beinen, fuchtelte wild mit den dürren Armen in seine Richtung. Nguyen fuhr herum und jagte ihm hinterher. Kurz bevor er das verhängte Fenster erreicht hatte, verließ ihn der Mut kopfüber hindurchzuspringen. Er schlug einen Haken, der seinen Verfolger überraschte. Der gewichtige Asiat bekam die Kurve nur noch im Ansatz und prallte in vollem Lauf gegen die Wand. Diese überraschende Wendung eröffnete ihm freie Bahn zur Tür. Hinter ihm hörte er den Sumomann hart und mit Getöse aufschlagen. Nach einem Halt suchend, riss er Fotolampen und Kamera mit sich zu Boden. Die rettende Tür war nur noch drei Schritte entfernt, als aus dem Nichts Chin in seinen Fluchtweg sprang.
    Frank konnte nicht mehr bremsen und war drauf und dran sie umzurennen. Doch sie wich ihm aus, griff dabei nach seinen ausgestreckten Händen und lenkte seine Fluchtbewegung in eine andere Richtung. Durch das Gerümpel im Raum, fand er keinen Platz sich abzurollen und machte daher schmerzliche Bekanntschaft mit einigen Computergehäusen, die in seiner Flugbahn standen. Sein mit Adrenalin gepuschter Körper half ihm den Schmerz zu verdrängen und er kam unverzüglich wieder auf die Beine. Chin hatte sich vor den Ausgang postiert. Kham stand weiterhin hinter dem Schreibtisch. Der Bildschirm spuckte ein paar letzte blaue Blitze gegen die Decke. Herr Nguyen richtete sich gerade wieder auf und befreite sich dabei von einem Kabel, das sich irgendwie um seinen Hals gewickelt hatte. Frank nahm die Pistole hoch und schoss.
     
    Die Kugel zersplitterte den Türpfosten direkt neben Chins rechtem Ohr und ein Holzspan hinterließ eine blutige Schramme auf ihrer Wange. In ihren Augen spiegelte sich dasselbe Entsetzen. Aus dem Lauf der kleinen Handfeuerwaffe schlängelte sich eine dünne Rauchfahne gegen die fleckige Zimmerdecke.
    Seine Hände zitterten. Der Knall hallte in seinen Ohren nach und ein scharfer Geruch von Schießpulver drang in seine Nasenhöhlen. Chin machte einen Schritt zur Seite.
    Kham brüllte: „Nein!“, verstummte aber sogleich, als er die Waffe auf ihn richtete. Sein Bodyguard blieb dort stehen, wo er war und hob beschwichtigend die Hände.
    Frank rannte durch die Tür, dann die Treppe hinunter. Unten angekommen, nahm er von oben die sich überschlagende Stimme des Anwalts wahr. Seine, durch den Schuss auswattierten Gehörgänge dämpften Khams schrilles, fremdländisches Geschrei. Aber selbst ohne der laotischen Sprache mächtig zu sein, wusste er, was die Worte bedeuteten: Hinterher!
    Mit zwei schnellen Schritten war er durch die Eingangstür und auf der Straße. Der Regen war vorbei und der Asphalt dampfte. Er steckte die Waffe zurück in die Jackentasche. Wer auch immer sie dort hineingesteckt hatte, rettete ihm damit das Leben – vorerst zumindest!

Während er in die vorbeiströmende Menschenmenge eintauchte, grübelte er darüber nach, wann ihm diese Überraschung beschert wurde. Er erinnerte sich daran, dass er angerempelt wurde, kurz nachdem er aus dem Taxi gestiegen war. Hatte man ihm dabei die Pistole untergeschoben? Nur, wer war sein Gönner und warum hatte er das getan? Was wäre passiert, wenn er seine Jacke nicht getragen hätte? Wohin wäre dann die Pistole gewandert? Vermutlich hätte er sie nicht bekommen und wäre immer noch in den Klauen des verrückten Laoten.
    Er sah sich um. Der groß gewachsene Nguyen ragte genau wie er aus der Menge der Thailänder und Chinesen heraus, die hier die engen Straßen und Gassen bevölkerten. Frank hatte nur wenige Meter Vorsprung und begann zu laufen. Sofort steigerte auch sein Verfolger das Tempo. Es gab kaum ein Durchkommen. Menschentrauben vor Marktständen und mobilen Garküchen blockierten immer wieder seine Flucht. Der Sumomann pflügte sich in grober Manier einen Weg durch die Masse, während er häufiger hängen blieb und die Richtung wechseln musste. Bald wusste er nicht mehr wo er war, hatte völlig die Orientierung verloren. Er überquerte zum wiederholten Male die Straße, nur um festzustellen, dass es wieder nicht weiterging. Nguyen war nur noch drei Schritte hinter ihm, als sich ein schwarzer Mercedes zwischen sie drängte und mit
    quietschenden Reifen zum Stehen kam. Die hintere Tür auf Franks Seite flog auf, ein muskelbepackter Arm griff nach ihm und zerrte ihn ins Wageninnere. Noch ehe seine Beine ganz im Fond waren, trat der Fahrer das Gaspedal durch.
    Die hochmotorisierte Limousine jagte davon, sodass Nguyen einen Satz zur Seite machen musste, um nicht unter die

Weitere Kostenlose Bücher