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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Beitrag zu beginnen. „Du arbeitest also für die CIA?“, fragte er stattdessen. Aus der Küche drang das typische Klappern von Kaffeegeschirr. Sie gab ihm keine Antwort, sah ihn nur an. „Als
    du vor einem Jahr mit mir, wie soll ich sagen, Kontakt aufgenommen hast, war das ihm Dienste deines Landes? Hast du mit mir angebandelt, nur um an Lea heranzukommen? Warum ist sie so interessant für die Vereinigten Staaten?“
    Ian kam mit einem Tablett zurück und stellte es wortlos auf den Beistelltisch neben der Sitzgarnitur. Beide bedienten sich am Kaffee. Ilka ließ sich Zeit, bis sie anfing zu sprechen. „Ich denke, ich muss dich nicht darüber aufklären, dass alles, was du hier erfährst, streng vertraulich ist. Außerdem möchte ich erwähnen, dass das, was ich hier mit dir mache, aus Sicht der CIA eine sehr unorthodoxe Methode ist, ein Gespräch zu führen.“
    „Ich weiß, ich weiß. Wir stellen hier die Fragen“, versuchte
    er die frostige Stimme des bulligen Amerikaners nachzuäffen und erntete dafür einen bösen Blick von seinem weiblichen Gegenüber, ehe sie fort fuhr.
    „Ich nehme an, du hast dich etwas über Laos informiert, bevor du dich in dieses Abenteuer gestürzt hast. Daher werde ich nicht näher ausführen, was dieses Land für die USA, vor allem während des Vietnamkriegs, für eine Bedeutung hatte. Laos, im speziellen Vientiane, war jahrzehntelang unser Beobachtungspunkt, um hinter den so genannten, undurchdringlichen Bambusvorhang zu blicken, hinter dem sich die kommunistischen Länder Asiens gegen den Westen abgeschirmt hatten. Der Umdenkprozess, der in den Neunzigern auch Indochina erreicht hat, führte dazu, dass sich selbst die bislang verbotenen Länder Vietnam, Kambodscha, Myanmar und Laos öffneten. Eine merkliche Entspannung auch für die Abteilungen der CIA, die für diese Länder zuständig waren. In Langley sah man vom südostasiatischen Raum keine unmittelbare Gefahr mehr ausgehen, abgesehen von China, Nordkorea und den Drogen, mit denen die Asiaten unser Land überschwemmen.
    Im März letzten Jahres gingen über militärische Fernerkundungssatelliten ein paar beunruhigende Meldungen ein. Ich will das jetzt nicht näher ausführen, denn darüber dürfte ich gar nicht mit dir reden. Es ist für den weiteren Verlauf der Geschichte auch wenig relevant, wie und wodurch wir an unsere Informationen kommen. Auf jeden Fall wurden die geheimdienstlichen Dokumentationen mit seismischen Messungen des National Earthquake Research Institutes abgeglichen, die wenige Tage davor erfolgt waren.“
    „Erdbeben?“, flüsterte er und hob ratlos die Augenbrauen. Ilka nickte, nahm einen Schluck Kaffee und leckte sich danach mit der Zungenspitze über die Oberlippe. „Durch den Norden Laos erstreckt sich von Ost nach West eine, bis auf 2800 Meter Meereshöhe reichende, Gebirgskette. Das Bergmassiv ist die natürliche, als auch politische Grenze zu China. Aller Voraussicht nach werden inmitten dieses Gebirgszugs unterirdische Atomwaffentests durchgeführt. Offiziell wurde dies bis heute nicht bestätigt, aber die Auswertung aller Messungen und die gesammelten Daten lassen keinen anderen Schluss zu. Die amerikanische, als auch die internationale Atomwaffenbehörde, ging erst davon aus, dass diese Tests auf der chinesischen Seite der Berge erfolgten.“
    „Machen die Chinesen das nicht laufend?“, unterbrach er ihre Erklärungen.
    „Es gibt strikte Regelungen. Laut der Interventionen der Atomwaffenbehörden bedürfen Nuklearwaffentests, egal welcher Art, ob ober- oder unterirdisch, einer Ankündigung. Es geht hierbei nicht um ein Genehmigungsverfahren, sondern lediglich um eine Meldepflicht, die eingehalten werden muss. Was diesmal nicht der Fall war. Wir hatten somit einen eindeutigen Verstoß gegen das internationale Atomwaffenabkommen. Hinzu kam, dass die Region um die Drachenberge, ein von China bisher nicht eingetragenes Testgebiet ist...“
    Ruckartig richtete er sich auf und kleckerte dabei Kaffee auf seine Hose. Ein verklärter Blick haftete ihm an. Seine Lippen formten lautlos das Wort Drachenberge .
    Irritiert durch seine heftige Reaktion auf den Namen der Gebirgskette, hielt Ilka inne. Seine Augen wanderten durch sie hindurch, hinweg über die Lichter der Stadt, weit hinaus in die Dunkelheit. Der Drache war zurückgekehrt. Etwas drängte an die Oberfläche seines Bewusstseins. Ein Gedanke, den er aber nicht zu fassen bekam. Nicht jetzt und in dieser Umgebung.
    „Alles in Ordnung?“,

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