Die Steinernen Drachen (German Edition)
bis zu Lea. Schweigend setzte er sich neben sie. Ohne zu fragen, reichte sie ihm das Kind, das friedlich schlummerte.
„Wir müssen an einem Strang ziehen, wenn wir heil hier heraus kommen wollen“, flüsterte er.
„Sei nicht so naiv. Niemand von uns wird überleben. Kham hinterlässt keine Spuren und keine Zeugen. Unser Minister für Staatssicherheit ist einer der mächtigsten Männer dieses Landes und das wurde er nicht, weil er ein Heiliger ist. Nein, er ist ein Dämon, der über die Götter lacht.“
„Kwan Kham wird bald der mächtigste Mann dieses Planeten sein, wenn wir ihm keinen Einhalt gebieten“, erwiderte er so leise wie möglich, um das Kind nicht zu wecken.
„Also haben sie dich auch mit ihren albernen alten Drachengeschichten gefangen“, spottete sie.
„Wenn du nicht daran glaubst, warum hast du dann diese Strapazen auf dich genommen und dich mit deinem Kind hier hoch geschleppt?“
Sie antwortete nicht. Schwach waren ihre Umrisse zu erkennen. Ein unergründlicher Schatten in der Dunkelheit, mehr war von Lea nicht geblieben.
„Warum hast du dir den Drachen tätowieren lassen, wenn du dich dem verweigerst, was sich da draußen abspielt?“, versuchte er es erneut.
„Wer den Drachen trägt, taugt nicht als Opfer. Ich habe gehofft, sie lassen mich in Ruhe, wenn ich das Mal auf meiner Haut habe. Ein Irrtum, wie ich feststellen musste.“
„Woher hattest du die Vorlage?“
„Der Drache war Teil meines Erbes. Ein paar zerfledderte Unterlagen von meinen Eltern, die wir mit nach Italien genommen haben, Dokumente, Urkunden, Dekrete und darunter auch das Himmelswesen. Eine Zeichnung ohne jegliche Bedeutung für mich, bis der Alte mich aufgeklärt hatte. Ich war zehn, als er das erste Mal die Geschichte zur Sprache brachte und mir sagte, was mich erwarten wird. Die Prinzessin, die man an die Drachen verfüttert! Was denkst du, was mit einem passiert, wenn man so eine Zukunft prophezeit bekommt?“ Wieder weinte sie leise.
Er schaukelte das Kind in seinen Armen und dachte darüber nach. Hätte er anders gehandelt und nicht ebenfalls einen Ausweg aus diesem Wahnsinn gesucht? Wäre er nicht auch geflohen?
„In Deutschland habe ich mich da versteckt, wo man mich nicht suchen würde. Ich lebte im Haus des Feindes. Die ehrenwerte Frau Jiang glaubt nicht an Drachen, nur an Geld. Bei ihr war ich sicher. Ao dagegen war anfällig für die Legenden aus dem Reich der Mitte, aber er hatte zu viel Schiss vor seiner Chefin, als dass er mich verraten hätte. Ich habe gehört, dass er tot ist. Das tut mir leid. Er war unsensibel, jedoch bis zum Schluss immer für mich da. Warum musste er sterben?“
„Eben, weil er geschwiegen hat“, erklärte Frank mit zittriger Stimme. Trotz der drückend heißen Feuchtigkeit im Zelt begann er zu frösteln. Lange würde er dem Fieber nicht mehr standhalten können und wieder in einen Dämmerzustand verfallen. Er konnte nicht sicher sein, ob er jemals wieder daraus erwachen würde. Die Zeit lief ihm davon, aber er wollte nicht abtreten, bevor er nicht die ganze Wahrheit kannte. Er gab Lea den Säugling zurück, da er befürchtete, das Kind fallen zu lassen. „Was ist passiert, nachdem du mich verlassen hast?“
„Die Chinesen bekamen irgendwie heraus, dass ich nicht das Opferlamm spielen wollte und mir den Drachen tätowieren ließ. Ich hätte nicht zu diesem Wiegand gehen dürfen. Sie wussten, dass er der Beste war, was asiatische Motive angeht. Aber ich brauchte den Besten, denn der Drache musste perfekt sein. Deshalb ließen sie den Tätowierer verschwinden. Lange verstand ich nicht, warum sie verhindert haben, dass das Drachenmal fertig wird.“
„Anscheinend dachten die Chinesen, dass du die Macht der Drachen gegen sie verwenden würdest, so wie Kham es für sich geplant hat“, ergänzte er. „Sie konnten nicht wissen, dass du nicht für Kham arbeiten würdest.“
Ihre Tochter fing an sich zu regen und er hatte den Eindruck, dass sie ihr die Brust gab, weil kurz darauf leise Schmatzgeräusche durch die Dunkelheit drangen.
„Bevor Khams Leute oder die Chinesen mich erwischten, sah ich mich plötzlich mit der CIA konfrontiert. Ich hatte keine Ahnung, was die von mir wollten, aber sie brachten mich weg aus Deutschland, weg von den Verrückten. Das kam mir zu diesem Zeitpunkt sehr gelegen.“
Ich war auch einer dieser Verrückten! Sie haben dich mir entrissen , dachte er verbittert, behielt dies für sich und ließ sie weiter sprechen.
„Ich konnte nicht
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