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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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der Stuttgarter Redaktion. Aber was interessiert dich an Laos?“
    Ehe Frank zu einer Erklärung ausholen konnte, kam eine Bedienung an den Tisch. Er bestellte einen Eistee mit Pfirsichgeschmack, bevor er ans Gespräch anknüpfte.
    „Erinnerst du dich an Lea?“
    Der Journalist war Stammgast im Ten Forward und hatte ihn schon häufig mit unterhaltsamen Geschichten über lange Abende hinweggeholfen, an denen andere Gäste ausgeblieben waren. So hatte sich zwischen beiden Männern eine oberflächliche Freundschaft entwickelt. Da war es nicht ausgeblieben, dass er manchmal von Lea erzählte.
    „Die Kleine vom letzten Sommer? Du hast öfter von ihr geredet, während ich mich bei dir besoffen habe. Ich erinnere mich an dein Gesäusel und dass es dich ziemlich getroffen hat, als sie plötzlich weg war.“
    „Du hast sie nie persönlich kennengelernt?“ fragte Frank, getrieben von einem unterschwelligen Gedanken.
    Schwarz sah ihn irritiert an. „Nein, ich kenne sie nur aus deinen Erzählungen. Wie kommst du darauf?“
    „Manchmal ist mir, als sei sie nur ein Traum gewesen. Eine Einbildung mit der ich eine Weile lebte und die sich dann wieder verflüchtigt hat. Vielleicht fällt es mir daher so schwer, mich an Dinge zu erinnern, die Lea betreffen.“
    „Mann, diese Chinesin machte dich echt meschugge!“, spöttelte der Reporter.
    „Sie war keine Chinesin, sie kam aus Laos.“
    „Ach, daher weht der Wind! Das hast du nie erwähnt.“
    „Es erschien mir nicht wichtig zu sein.“
    „Und jetzt ist es wichtig? Was ist passiert?“, erkundigte sich Schwarz und wurde wieder ernst. Man sah ihm an, wie die Neugierde in seinen grünen Augen zu lodern begann.
    Frank erzählte von dem großen Mann im schwarzen Anzug, von Kwan Kham und seiner Aufforderung, sich gegen Bezahlung an der Suche nach Lea zu beteiligen. Er schilderte die Beweggründe, die Kham ihm vermittelte und berichtete von seinen bisherigen, eher misslichen Recherchen. Der Journalist hörte aufmerksam zu, machte
    sich nebenbei ein paar Notizen und schüttelte immer öfters den Kopf. Nachdem Frank fertig war, wartete er gespannt auf ein Resümee des Reporters.
    Dieser legte die hohe Stirn in Falten. „Wenn du meine Meinung hören willst, der Anwalt hat dir Scheiße erzählt. Frag mich aber nicht, warum. Zum einen glaube ich nicht, dass Leas Vater ein Großindustrieller ist. Laos ist immer noch erzkommunistisch. Dort gibt es meines Wissens keine Kapitalisten. Da dieser Kham mit Geld nur so um sich schmeißt, kann man vermuten, dass Leas Vater ein großes Tier in der Parteiführung ist. Das ist meine Einschätzung der Lage. Damit hätten wir den Grund, warum Lea überhaupt nach Deutschland ausreisen konnte. Ein Unterfangen, das für den Durchschnittslaoten sicherlich nicht einfach ist. Nach deiner Beschreibung macht sie auf mich ohnehin nicht den Eindruck, als sei sie mit einem Flüchtlingsschiff nach Europa gekommen, was sich bei der Binnenlage von Laos auch als recht schwierig gestalten dürfte. Doch ich will nichts ausschließen. Was ich hier von mir gebe, ist alles spekulativ. Wie gesagt, ich bin kein Asienexperte. Wenn du einen Rat hören willst, sei vorsichtig, was diesen Kham angeht. Lass die Finger davon oder besorg dir mehr Informationen, ehe du dich weiter darauf einlässt. Politisch tut sich in Laos sicher einiges. Die kommunistischen Länder sind alle im Umbruch und vielleicht ist mittlerweile alles anders als noch vor zwei, drei Jahren.“
    „Kennst du jemanden, der mir weiterhelfen kann?“
    Von dem Gespräch mit dem Journalisten hatte er sich mehr erhofft und dass er dem laotischen Anwalt nicht unbedingt trauen konnte, war ihm schon vorher bewusst.
    „Das magische Wort heißt Internet. Dort findest du alles, falls du dir im Klaren bist, wonach du suchen musst.“
    Er bemühte sich nicht, seine beleidigte Miene zu verbergen. Auf solche Ratschläge konnte er gerne verzichten.
    „Ist wohl nicht die Lösung, die dir vorschwebt?“, urteilte Schwarz, dann kritzelte er eine Nummer auf seinen Notizblock und reichte ihm den Zettel. „Ruf diese Frau an! Wenn jemand etwas weiß, dann sie. Mehr kann ich nicht für dich tun.“
    Frank steckte das Stück Papier ein und trank seinen Eistee leer. Der Schatten des Baumes war länger geworden und er sah auf die Uhr. Es blieben ihm noch drei Stunden, bis seine Schicht begann. „Ich lass dich jetzt weiterarbeiten“, erklärte er und erhob sich.
    „Tut mir leid, wenn es nicht gerade das war, was du hören

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