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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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wiederum erschreckend große. Geheimnisse, von denen man besser nichts wissen sollte!“ Mit diesen Worten verschwand er im Gebäude. Der Lichtschein, der durch die offene Tür in den Hof fiel, erlosch und es wurde wieder dunkel.
    Die Anschuldigungen des Chinesen hallten in seinem Kopf nach. Lea ging, weil du ihr Vertrauen missbraucht hast. Nein, das konnte nicht der wahre Grund sein!
    Auch Zhong speiste ihn nur mit einer fadenscheinigen Geschichte ab. Sicher, da war die Sache mit Ilka, die etwas unglücklich gelaufen war. Für einen kurzen Moment war er darüber entsetzt, dass Lea dem Kellner davon erzählt hatte. Er war bislang sicher, dass das mit Ilka letztlich bedeutungslos war und Lea das auch so verstanden hatte. Er fand nur eine Erklärung für Zhongs Schweigen. Der Kellner wollte Lea für sich allein. Ihr Weggang verletzte den Chinesen. Aus diesem Grund projizierte der Kellner seinen Seelenschmerz auf ihn und gab ihm die Schuld dafür. Er nahm sich vor, dies nicht auf sein Gewissen zu laden, versuchte es zumindest, aber es blieb ein fader Beigeschmack zurück.
    Olaf kam ihm in den Sinn. Sein Chef würde ihn umbringen, wenn er nicht gleich zurückkäme. Ein Geräusch, irgendwo zwischen den Containern, ließ ihn herumfahren. Er horchte, hörte aber nur das Pochen seines Herzens. Jetzt hatte er Angst, wusste aber nicht, vor wem oder vor was – wollte es auch nicht wissen. Nichts wie weg , schrie jemand in seinem Kopf und er rannte los.
     
     
    Ein Lächeln, ein Kuss und keine Antwort
    29. August 2002
    „Du willst zu McDonalds?“, fragte er mit gespieltem Entsetzen. „Dabei sind nicht einmal Asiawochen!“
    „Du machst dich über mich lustig! Wenn man den ganzen Tag die chinesische Küche in der Nase hat, weicht man gerne mal auf amerikanisches Fastfood aus.“
    Er nickte verständnisvoll. „Ich würde mich nie über dich lustig machen. Auf zu McDonalds!“, jubelte er und gab Gas.
    Vor 45 Minuten hatte sie ihn angerufen und erklärt, dass sie gern mit ihm zu Mittag essen möchte. Sie war nur für die Abendschicht eingeteilt und es bliebe genügend Zeit für einen schönen Nachmittag. Mit dem Telefonat warf sie ihn aus dem Bett, aber er schaffte es pünktlich zum Chinarestaurant.
    Seit Dienstag früh hatte er sie nicht mehr gesehen und brannte vor Sehnsucht. Nach der gemeinsamen Nacht war er verunsichert gewesen, ob sie sich je wieder melden würde. Als sie am Dienstagmorgen neben ihm aufgewacht war, benahm sie sich seltsam reserviert. Ihm war darauf hin nichts Idiotischeres eingefallen, als ihr zu versichern, dass in der Nacht nichts Anstößiges zwischen ihnen vorgefallen war. Es musste für sie geklungen haben, als hätte er mit sich zu kämpfen gehabt, um nicht über sie herzufallen, während sie schlief. Danach stand sie auf, zog sich an und ging, ohne noch viel zu sagen. Frank war wie gelähmt und zu keiner Reaktion fähig gewesen. Die Angst, sie nach so kurzer Zeit wieder verloren zu haben, war übermächtig und drohte ihn zu erdrücken. Er war dazu verdammt gewesen zu warten, bis sie sich bei ihm meldete, da er von ihr keine Telefonnummer besaß. Einen Anruf im Restaurant wollte er nicht riskieren, um sie vor ihren Kollegen nicht in Verlegenheit zu bringen. Was blieb, war Warten. Das Telefonat heute Morgen war wie eine Erlösung. Lea rief nicht nur an, sie verabredete auch gleich ein Treffen.
    Auf dem Weg vo m Auto zum Eingang des Fastfood Restaurants, legte sie ihren Arm um seine Hüfte und schmiegte sich an ihn. Sein Herz pochte. Der Laden war zur Mittagszeit voll wie ein indischer Überlandbus von Bombay nach Kalkutta. Sie standen lange und eng umschlungen in der Warteschlange vor einer der fünf Kassen. Er genoss jede Sekunde, in der sie ihren geschmeidigen Körper an seinen presste. Als sie endlich bestellen konnten, tat es ihm leid, dass er sie loslassen musste.
    Im Nachhinein erinnerte er sich nicht mehr, was er bestellt und zu sich genommen hatte. Für ihn war nur wichtig, dass sie ihm gegenübersaß und tief in die Augen sah. Sie war wie eine Droge. Alles wurde unbeschwerter, die Umwelt verschwamm zu einem belanglosen Brei. Hin und wieder blitzten klare Momente durch den ätherischen Nebel, der sich in seinem Kopf bildete. Dann fiel ihm ein, dass einige Antworten über sie und ihr Leben offen waren, die er gerne von ihr hören wollte. Aber immer, wenn er eine dieser dringlichen Fragen in seinem liebestrunkenen Geist ausformulierte und sie aussprechen wollte, zerbröckelte sie in

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