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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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mit Ihnen abgleichen könnten. Wie gesagt, wir können ihn unter den bei uns gespeicherten Adressen nicht erreichen, weder geschäftlich noch privat.“
    „Herr Wiegand gab sein Geschäft bereits vor einem knappen Jahr auf. Seitdem versuchen wir, den Laden weiterzuvermitteln. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.“
    „Nun, dies ist uns bekannt. Aber wir sind davon ausgegangen,
    dass Sie auch eine private Anschrift in Ihren Akten haben. Wäre es möglich, uns diese zu nennen?“
    Wieder entstand eine längere Pause. Er vermutete, dass sein Gesprächspartner gierig an einer Zigarette sog und daraufhin schwer ausatmete.
    „Ein Personenschaden durch unsaubere Tätowiernadeln, sagten Sie?“
    „Ja! Ich bearbeite den Fall, der sich durch das plötzliche Verschwinden von Herrn Wiegand leider nicht abschließen lässt. Sie verstehen, dass der Geschädigte gerne Geld sehen möchte.“
    „Ja, ja! Ärgerliche Sache. Hören Sie, dieser Wiegand ist ein recht seltsamer Kauz. Obwohl sein Laden gut lief, hat er ihn sozusagen über Nacht geschlossen. Anfangs meldete er sich noch in unregelmäßigen Abständen bei mir, um zu fragen, wie es denn mit der Vermittlung läuft. Doch nun hörte ich seit Monaten nichts mehr von ihm. Es ist geplant, das Objekt demnächst aus dem Programm zu nehmen. Was ich damit sagen will ...“
    „Ich verstehe! Haben Sie wenigstens eine Telefonnummer?“
    „Sie werden ihn nicht erreichen.“
    Frank bohrte nach und der Makler gab ihm schließlich eine Mobilfunknummer.
    „Sollten Sie ihn je erwischen, richten Sie ihm aus, er möge sich umgehend bei mir melden“, bat Kraushaar.
    Der Cappuccino war abgekühlt. Er nahm einen kräftigen Schluck und wählte die Handynummer. Nach dem siebten Klingeln wollte er die Verbindung trennen, da wurde das Gespräch entgegengenommen.
    „Ja!“
    Die Stimme klang gehetzt und erinnerte ihn an sein Telefonat
    mit Kreutzmann. Kreutzmanns letztes Telefongespräch, bevor der Mörder kam. „Guten Tag, mein Name ist Grabenstein. Mit wem spreche ich?“
    „Wer diese Nummer anruft, muss nicht fragen, wer dran ist. Was wollen Sie?“
    „Herr Wiegand?“
    „Nenn nie wieder meinen Namen, du Arschloch! Das Handy wird abgehört. Verdammte Scheiße!“
    „Tut mir leid! Ähm! Kann ich bei Ihnen ein Tattoo machen lassen?“
    „Was soll die Kacke? Ich tätowiere nicht mehr. Lass mich in Ruhe!“
    „Aber man hat Sie mir empfohlen. Sie sollen der Beste sein. Ich zahle jeden Preis.“
    „Geld! Geld hat keine Bedeutung für jemanden, der ständig unter Beobachtung steht. Geld macht dich sichtbar für den Feind.“
    Der Mann hatte einen an der Waffel. Er kam ins Zweifeln, ob der Tätowierer ihm weiterhelfen konnte. „Hören Sie mir zu. Eine Freundin von mir war vor einem knappen Jahr bei Ihnen. So etwa im August. Eine Asiatin, sehr hübsch. Vielleicht können Sie sich an sie erinnern?“
    Die Stimme des Mannes wurde hysterisch. „Schlitzaugen, Schlitzaugen! Ich hab's versprochen! Keine Tätowierungen mehr! Hab' mich dran gehalten! Es ist nicht vorbei, was? Lassen Sie mich in Ruhe, verdammte Scheiße!“
    „Bitte legen Sie nicht auf! Bitte! Ihre Reaktion lässt mich annehmen, dass Sie wissen, von wem ich spreche. Können Sie mir erzählen, was letztes Jahr im August passiert ist?“
    „Wer sind Sie, hä? Wer sind Sie? Auch so ein Schlitzauge? Hab’ mich nämlich dran gehalten. Keine Tätowierungen mehr.“ Wiegands schrille Stimme wurde zunehmend unverständlicher. Er schien schreckliche Angst zu haben.
    „Nein! Hören Sie! Ich bin nur ein Bekannter der besagten Dame. Mich interessiert, wann sie genau bei Ihnen war und was sie Ihnen so erzählte, während Sie sie tätowierten. Ich meine, so eine Tätowierung dauert seine Zeit und man kommt doch zwischenzeitlich sicher ins Gespräch. Es hat ja gewissermaßen etwas Intimes, sich ein Bild in die Haut stechen zu lassen. Da redet man doch miteinander. Also, wenn Sie sich an irgendwas erinnern können ... Es ist wichtig!“ Er wusste nicht, was er dem Irren noch sagen sollte. Der Mann am anderen Ende der Leitung schien zu überlegen, er hörte seinen hektischen Atem.
    „Sie wollen gar keine Tätowierung?“, fragte er nach etlichen
    Sekunden.
    „Nein! Ich will nur mit Ihnen reden!“
    „Nicht am Telefon. Wird abgehört!“
    „Gut, wo kann ich Sie treffen? Ich bin gerade in der Nähe
    Ihres Ladens.“
    Pause. Der Mann schien zu überlegen. „44er! Steigen Sie in den 44er ein. Haltestelle Feuersee, Richtung Westbahnhof. Jetzt!“
    Die

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