Die Steinernen Drachen (German Edition)
ja endlich!“, als sie vor dem Fahrzeug standen.
Meinhans’ Theorie
2. Juli 2003
Männerleichen im Wald gefunden!
Gestern, spätnachmittags, wurden zwei bislang noch nicht identifizierte Tote von einem Radfahrer in einem Waldstück, Nähe Gerlingen, gefunden. Beiden, etwa 25 bis 30 Jahre alten Männern, wurde das Genick gebrochen, sagten Sprecher der Staatsanwaltschaft und der Polizei bei einer Pressekonferenz am Abend in Stuttgart. Bei den Toten handelt es sich um Männer asiatischer Herkunft. Die Leichen lagen offenbar erst seit kurzem in dem Waldstück unweit einer Landesstraße. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Mordverdachts in zwei Fällen. (ddp)
Frank las den Artikel ein zweites Mal. Danach warf er die Zeitung angewidert in die Ecke. Ein kalter Schauer lief über seinen schmerzenden Rücken und er ließ das Frühstück stehen. Es passte alles zusammen. Er war sicher, dass es sich bei den Toten um die Chinesen handelte, die ihn gestern entführten. Zwei von ihnen waren zurückgeblieben, nachdem er verraten hatte, wo der Umschlag war. Der eine, der daraufhin losfuhr, um den Briefkasten zu durchsuchen, war davongekommen. Die beiden anderen nicht. Jemand musste sie aus dem Weg geschafft haben, nachdem sie ihn bewusstlos geschlagen hatten. Der oder diejenigen, die auch seine Fesseln gelöst und die Tür offen gelassen hatten. Er ging davon aus, dass es mehrere waren. Einer allein hätte diese chinesischen
Profis nicht überwältigen können. Wieder holte er die Zeitung aus der Ecke, las erneut den Artikel, aber er war zu dürftig, um aus ihm nähere Schlüsse ziehen zu können. Wahrscheinlich war er erst kurz vor Redaktionsschluss ins Blatt gekommen, oder es wurden aus ermittlungstechnischen Gründen keine Details verraten, wie es so schön heißt. Es lag außerhalb seiner Vorstellungsvermögen, dass jemand den beiden ohne deren Gegenwehr die Köpfe einschlagen konnte. Von Kampfspuren war jedoch nicht die Rede.
Ein nicht weniger seltsames Ereignis, am gestrigen Tage, war für ihn der Taxifahrer, der auf sie gewartet hatte. Auf Franks drängende Frage, wer ihn bestellt hatte, zuckte er nur mit den Schultern, erklärte, dass er angerufen und genau an diese Bushaltestelle beordert worden war. Mehr konnte er nicht sagen, nur, dass es ein Mann war, der ihn angewiesen hatte, er solle sich nicht über die Fahrgäste wundern.
Auf dem Rückweg in die Stadt war es ihm nicht gelungen aus Wiegand herauszubekommen, wo sie ihn absetzen sollten, daher ließ er das Taxi zum Katharinenhospital fahren. Mit nagendem Zweifel setzte er den Tätowierer vor der Notaufnahme ab und suchte schnell das Weite. Er hatte nicht den Nerv, sich mit den Aufnahmeformalitäten und der Fülle anfallender Fragen herumzuquälen. Zu guter Letzt wäre das Krankenhauspersonal noch auf die Idee gekommen die Polizei zu rufen und das wusste er zu verhindern. Da Wiegand nicht in der Verfassung war, wegzulaufen, war er sicher, dass sie ihn früher oder später finden und behandeln würden. Trotzdem plagte ihn das schlechte Gewissen, den verwirrten Mann im Stich gelassen zu haben.
Danach hatte er sich von dem Taxi nach Hause fahren lassen und dafür eine Unsumme bezahlt. Er ließ sich nicht lumpen und gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld. Schließlich hatte sie der Mann auf die eine oder andere Art gerettet. Aus seiner Sicht hatte er getan, was er konnte. Woher sollte er zu diesem Zeitpunkt auch ahnen, dass die Chinesen nicht mehr zurückkommen würden – nie mehr!
Er legte die Zeitung weg. Jetzt wusste er, dass man zwei Chinesen an Ort und Stelle das Genick gebrochen und ihre Leichen in den Wald geschleift hatte. So oder so ähnlich musste es sich zugetragen haben. Die analytische Betrachtungsweise des Vorfalls löste langsam den Knoten in seinen Eingeweiden. Obwohl er nur in Shorts bekleidet am Tisch saß, schwitzte er wie nach zehn Kilometer Jogging. Die Temperatur in seiner Wohnung schien einen neuen Rekord zu erreichen.
Als er gestern nach Hause kam, stand er lange unter der Dusche, um den Schmutz und das Blut abzuwaschen. Es war nicht das erste Mal in dieser Woche, dass er Blut von seinem Körper wusch – nur war es diesmal sein eigenes. Der Dreck auf seiner Seele und in seinem Verstand, den er aus der verfallenen Lagerhalle mitbrachte, ließ sich jedoch nicht wegspülen. Das schreckliche Erlebnis, die Schläge und Folter, nahm er mit in einen unruhigen Schlaf.
Nachdem er heute Morgen erwacht war, konnte er sich vor
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