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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Verkehr, wurde gelegentlich abrupt gebremst, beschleunigte wieder und wechselte mehrmals die Richtung. Das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer, sein rechtes Bein war eingeschlafen und die Wunde am Kopf blutete immer noch. Endlich hielt der Wagen an und er hörte das Schlagen der Vordertüren. Jemand ging um den BMW herum und öffnete die Tür auf seiner Seite. Zwei kräftige Arme zogen ihn nach draußen. Seine Beine klatschten unkontrolliert auf den bereits aufgeweichten Untergrund. Zu seiner Überraschung regnete es stark. Ein warmer, heftiger Gewitterschauer, der die Erde dampfen ließ.
    Seine Entführer nahmen ihn in die Mitte und schleiften ihn über einen ungeteerten Platz, auf ein baufälliges Gebäude zu. Auf dem lehmigen Boden hatten sich bereits große Pfützen gebildet. Seine Oberschenkel kribbelten und langsam gehorchten ihm die Muskeln wieder. Mühsam versuchte er mit den zwei Chinesen Schritt zu halten. Der Dritte schob ein verwittertes Tor auf und sie brachten ihn in eine verlassene Lagerhalle.
    Im Gebäude war es heiß und die Luft dampfte. Durch ein Loch im Dach lief Regenwasser und plätscherte auf den nackten Betonboden. Er hörte, wie das Tor wieder geschlossen wurde. Es rumpelte schwergängig in der Laufschiene. In einer Ecke standen verfledderte Kartons und gestapelte Europaletten, ansonsten schien das Gebäude leer zu sein. Der Gewitterguss trommelte zehn Meter über ihnen ein lautes Stakkato auf das Wellblechdach. Die einzige Lichtquelle war eine Neonleuchte, die in der Mitte der Halle von der Decke hing. Darunter standen zwei Stühle, zu denen sie Frank zerrten und ihn auf einen davon setzten. Gewaltige Pranken drückten seine Arme nach hinten. Dann fesselten sie ihm die Hände mit Kabelbindern an die Stuhlbeine. Wasser tropfte ihm auf den Kopf, vermischte sich mit seinem Blut und lief in rosa Rinnsalen über sein Gesicht.
    Einer der Chinesen baute sich vor ihm auf. Er sah zu ihm hoch, unfähig seine Angst zu verbergen. Die schweren Regentropfen hatten große feuchte Flecken auf dem makellosen Anzug des Chinesen hinterlassen. Aus dem schwarzen, kurz geschnittenen Haar lief das Wasser über die hohen Wangen des Mannes und tropfte auf den gestärkten Hemdkragen.
    Ein schrilles Kreischen aus der unbeleuchteten Ecke rechts von ihm, lenkte seine Aufmerksamkeit von dem Chinesen ab. Im Halbdunkel sah er eine dürre Gestalt, die an einer der verrosteten Stahlstreben der Dachkonstruktion hing. Die langen Haare verdeckten das Gesicht, aber er war sicher, dass es sich um Ralf Wiegand handelte. Die Schlitzaugen haben ihn doch erwischt!
    Der Hieb in sein Gesicht kam aus dem Nichts und schleuderte seinen Kopf nach hinten. Die Wucht des Schlags zerstäubte die Regentropfen in seinem Gesicht zu feinem Wasserdampf. Seine Halswirbel knackten und er schmeckte Blut in seinem Mund.
    „Wo ist die Zeichnung?“ Die Stimme war klar und kalt, wie die Durchsagen auf einem Bahnsteig.
    „Welche Zeichnung?“, fragte er mutig und erntete eine Sekunde darauf den nächsten Schlag.
    „Der Drache. Wo ist er?“
    Er versuchte das Gesicht des Chinesen zu erkennen, aber sein Blick war durch das Blut getrübt, das ihm in die Augen lief. Nach dem Betreten des Gebäudes hatten sie ihn nur oberflächlich durchsucht, aber offensichtlich ahnten sie, dass er den Umschlag losgeworden war. Er gab keine Antwort, biss die Zähne zusammen und wartete auf den nächsten Schlag. Die Hand des Chinesen fuhr scharf an seinem Gesicht vorbei und legte sich auf seine Schulter. Unversehens bohrte der Asiat den Daumen unter sein Schlüsselbein. Der Schmerz glich einer Explosion und er stieß einen gellenden Schrei aus. Der Chinese drückte noch fester zu und er drohte das Bewusstsein zu verlieren. Ehe dies geschah, nahm der Mann seine Hand zurück. Langsam verebbte der Schmerz. Die Stelle unter dem Schlüsselbein pochte.
    „Wo ist er?“
    Nie wieder wollte er solche Schmerzen ertragen. Deshalb sagte er mit keuchender Stimme, wo sich der Drache befand. Ohne eine Sekunde zu zögern, lief sein Folterknecht aus der Halle. Die beiden anderen blieben teilnahmslos im düsteren Hintergrund stehen. Kurz darauf hörte er den BMW wegfahren. Inständig hoffte er, dass der Briefkasten bereits geleert worden war. Wie zur Strafe für diesen Gedanken, trat einer der beiden Chinesen vor und schlug ihm mit der Handkante in den Nacken. Er kippte nach vorne und versank in der Dunkelheit.
     
    Es war feucht, nicht tropisch, eher kühl. Dicke Nebelschwaden hingen wie

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