Die Steinernen Drachen (German Edition)
wartend auf der Granittreppe, neben dem vor sich hinplätschernden Brunnen. Drei kleine Kinder planschten barfuss in dem seichten Becken und gelegentlich spritzten sie mit Wasser in seine Richtung. Eine willkommene Abkühlung, die ihn dazu animierte, sich in das Rinnsal zu setzen, was er aber dann doch unterließ. Die Sonne stach mit ungeahnter Gewalt vom Himmel. Er wünschte sich ein schattigeres Plätzchen. Als er sich dazu durchgerungen hatte, die nahen Bäume des Stadtparks aufzusuchen, eilte Chin mit schnellen Schritten auf ihn zu. Ein heißer Wind wehte ihr das lange schwarze Haar ins Gesicht. Ihre sportliche Figur kleidete ein schwarzer Einteiler. In diesem Overall erinnerte sie Frank an Lucy Lui aus Drei Engel für Charlie . Schon im Herankommen zog sie aus ihrer Umhängetasche einen Stapel Papiere.
Er stand auf und begrüßte sie erwartungsvoll, aber sie ignorierte ihn. Stattdessen sah sie sich um, steckte dann ihre Papiere wieder ein, wirkte nervös und hibbelig. „Mist, zu wenig Leute. Ich habe erwartet, dass bei dem Wetter mehr Passanten im Park sind“, murmelte sie.
Verdutzt sah er sie an.
„Für uns beide wird es in Zukunft sicher von Vorteil sein, wenn wir uns immer unter vielen Menschen aufhalten. Viele Leute bedeuten viele Zeugen und damit eine gewisse Sicherheit.“
„Sie machen mir Angst!“
„Die sollten Sie auch haben. Eventuell und wenn sich bestätigt, was ich herausgefunden habe, stechen Sie mit Ihrer Suche nach Le Ah in ein Wespennest. Das wird einigen Leuten nicht gefallen. Haben Sie ein Auto in der Nähe?“
Er deutete mit dem Kopf in Richtung seines parkenden Wagens.
„Dann lassen Sie uns hier verschwinden. Mit ein bisschen Glück werden Sie noch nicht beschattet!“
Sie liefen zu seinem Wagen, der auf der anderen Seite der Hauptstraße, unterhalb des Krankenhauses, stand.
„Wohin jetzt?“, fragte er, während er den Motor startete.
„Fahren Sie einfach, damit wir in Bewegung bleiben!“
Angesteckt von ihrer Unruhe, fuhr er mit durchdrehenden Reifen aus der Parklücke. Nervös raschelte Chin mit ihren Papieren und er löste seinen Blick von der Fahrbahn und schaute zu ihr hinüber.
„Konzentrieren Sie sich auf die Straße“, ermahnte sie ihn.
„Sie haben nicht zufällig ein Foto von Le Ah?“
Frank schüttelte den Kopf. Er dachte an das Bild, das ihm der Sumomann letzten Donnerstag über die Bar geschoben hatte. „Kham hat eins“, antwortete er dann.
Sie seufzte. „Ich fürchte, das hilft uns nicht weiter. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir ihm nicht trauen können.“
„Hat sich erledigt! Kham ist aus seinem Hotel ausgezogen und unter seiner Handynummer erreiche ich ihn nicht mehr“, erklärte er.
„Ich sehe keine Logik darin, dass er Sie erst beauftragt ihm bei der Suche nach Le Ah zu helfen und dann einfach verschwindet.“ Chin betrachtete ihn von der Seite und wartete auf eine Erklärung. Er dachte an Kreutzmann. Khams Schatten hatte die Leiche und alle Spuren beseitigt. War er deswegen verschwunden? Da er Chin nicht von diesem grausigen Erlebnis erzählen wollte, bezog er sie nicht in seine Überlegungen mit ein. Daher sagte er nur: „Möglich, dass er zu dem Schluss gekommen ist, ich könne ihm
nicht weiterhelfen.“
Schweigend fuhr er stadtauswärts, dann auf die rege befahrene Bundesstraße B14 Richtung Stuttgart.
„Kann sein, dass Sie ihm unbewusst etwas geliefert haben, was für ihn nützlich ist. Selbst, wenn Sie es nicht für wichtig erachtet oder dies nicht einmal bemerkt haben“, knüpfte Chin nach einigen Minuten an das Gespräch an.
„Und wie? Ich meine, falls ich tatsächlich nicht wissend etwas entdeckt habe, woher sollte Kham davon erfahren?“
Sie sah ihn von der Seite an und kräuselte die Brauen. „Sicher hat er Sie überwachen lassen“, klärte sie ihn auf.
Für ihn hörte sich dies nicht nach einer Vermutung an. Eine Weile herrschte erneut Stille im Wagen und er kurbelte die Seitenscheibe hinunter, um die Hitze erträglicher zu machen.
„Wenn Sie davon ausgehen, dass Kham aus dem Rennen ist, dann ist Ihre Suche nach Le Ah jetzt zu Ihrer persönlichen Sache geworden?“, fragte die Asiatin.
„Sieht so aus. Aber, wenn ich mir Ihren Enthusiasmus ansehe, ist Lea jetzt auch Ihr Steckenpferd.“
„Wer den Tiger reitet, kann nicht mehr absteigen. Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich mich Ihnen in dieser Angelegenheit aufdränge?“
Er schüttelte den Kopf. „Ganz im Gegenteil. Auch wenn wir von
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