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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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erworbenen Erkenntnisse sie in erhebliche Gefahr brachte.
    Nach und nach wurde sich ihm bewusst, dass Chins Angst durchaus berechtigt war. Er durfte bereits am eigenen Leib erfahren, zu welchen Maßnahmen der Gegner griff, wer auch immer dieser Widersacher war. Was die Information über Lea wert war, wagte er nicht abzuwägen. Im schlimmsten Fall hatten sie bereits vier Menschenleben gekostet. Frank schämte sich, dass er das panische Verhalten der Ethnologin am Vormittag für lächerlich gehalten hatte. Wie würde sie reagieren, wenn ich ihr von den Toten erzählen würde? Bisher hegte Chin nur die Vermutung, dass ihnen beiden etwas zustoßen könnte. Doch er wusste, wer auch immer hinter alldem steckte, würde vor Mord nicht zurückschrecken, um Leas Geheimnis zu wahren. Durfte er der Frau, die ihm beim Tee sanft lächelnd gegenüber saß, dies weiter vorenthalten?
    „Was denkst du?“
    „Ich versuche, einen Sinn darin zu finden. All das zu ordnen, was wir bisher in Erfahrung gebracht haben. Es gelingt mir nicht die Bedeutung zu erfassen, die hinter alldem steckt“, antwortete er ehrlich.
    „Wenn deine Le Ah tatsächlich mit der Prinzessin Le Ah Thi Ky identisch ist, dann ist sie möglicherweise der letzte lebende Nachkömmling von König Savang Vattana und hat somit Anspruch auf den Thron.“
    „Aber die Königsfamilie wurde doch von den Kommunisten ins Exil geschickt, die Monarchie in Laos somit beendet. Welche Ansprüche könnte sie da stellen?“ Chin hob ihre schwarzen, schmalen Brauen und blickte ihm tief in die Augen. Ihr Haar umspielte die hohen Wangenknochen. Die untergehende Sonne beschien ihr Gesicht und verlieh ihrer Haut einen goldenen Glanz.
    „Der Kommunismus ist tot. Ein paar wenige Länder haben das noch nicht bemerkt, aber auch sie werden früher oder später zu dieser Erkenntnis gelangen. Auch Laos beginnt sich zu öffnen. Die Kommunisten werden nicht mehr lange die Macht haben. Das Volk schreit bereits nach einer Demokratie. Sollte der Umbruch in nächster Zeit erfolgen, wird niemand mehr etwas gegen eine Rückkehr der Königsfamilie einwenden. Im Gegenteil, meinen Beobachtungen zufolge, begrüßen es viele aus der Bevölkerung, wenn sie wieder einen Regenten haben, wenn auch nur zu repräsentativen Zwecken. Den Laoten ist es unter ihren Monarchen nie wirklich schlecht gegangen. Warum also nicht wieder einen König ins Land holen, wenn die Einheitspartei gestürzt ist?“
    „Auch, wenn es sich dabei um eine Frau handelt?“
    Sie zuckte mit ihrer Schulter. „Warum nicht?“
    „Und Kham soll sie finden, die verschollene Prinzessin? Irgendwie sehe ich ihn nicht in dieser Rolle“, urteilte er.
    „Er könnte auch der anderen Seite angehören. Kham soll sie finden, um zu verhindern, dass sie zurückkehrt. Passt das deiner Meinung nach besser zu ihm?“
    Frank musste sich eingestehen, dass er das vermutete. Der Anwalt passte in seinem Auftreten nicht in die Rolle eines Anhängers der Monarchie. War er der Feind?
    Chin fuhr in ihren Überlegungen weiter fort. „Wir wissen immer noch zu wenig über die Hintergründe. Was passierte mit der Königsfamilie, nachdem man sie 1977 deportierte? Wurden alle getötet? Wenn ja, wer ist dann Le Ah? Hat man einige Kinder des Königs ins Ausland evakuiert? Wenn das zutrifft, wohin sind sie verschwunden? Du siehst, wir müssen weiter nach Antworten suchen
    und die finden wir sicher nicht hier. Es ist an der Zeit nach Laos zu reisen.“
    Den Gesichtsausdruck, den er nach diesem Vorschlag an den Tag legte, hätte er gern selbst gesehen.
    „Hast du ein Problem damit?“, fragte sie verunsichert.
    „Ich nicht. Im Gegenteil, ich reise gerne nach Laos. Es leuchtet mir ein, dass wir nur so weitere Antworten erhalten. Es gibt da nur ein Problem mit der deutschen Justiz. Ich darf das Land nicht verlassen.“
    Chin sah ihn fragend an. Das Lächeln war verschwunden. Jetzt war es für ihn an der Zeit, reinen Tisch zu machen. Nur zu gern hätte er ihr einige Details erspart, sah aber ein, dass er mit Ausflüchten nicht mehr weiterkam. „Ich gehöre zum Kreis der Verdächtigen in einer Mordsache. Aus meiner Sicht hängt es unmittelbar mit Lea zusammen. Die Polizei sieht das zwar anders, aber ... Vielleicht sollte ich von vorn beginnen.“
    Er erzählte von Ao Zhong und was sich seiner Meinung nach in jener Nacht, vor knapp einer Woche, zutrug. Er unterließ es auch nicht, ihr die Version der Polizei zu schildern. Einmal im Redefluss, erschien es ihm sinnvoll, den

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