Die Steinernen Drachen (German Edition)
Ihre Stimme auf dem Band klang fröhlich. Sie wusste immer noch nicht, dass er tot war. Und was war mit Bettina? Er wollte sich nicht mit den Zwillingen beschäftigen, aber sie drängten sich ihm förmlich auf. Der smarte Asiat, der mit Bettina und Ilka im Café gesessen hatte, fiel ihm ein. Den Glauben an einen Zufall hatte er längst verworfen. Aber wo lag der Zusammenhang zu Lea? Ohne recht zu wissen, wie er weiter vorgehen sollte, wählte er Melanies Nummer. Nach dem ersten Klingeln nahm sie den Hörer ab, als ob sie neben dem Telefon sitzen würde. In ihrem Tonfall erkannte er deutlich die Freude über seinen Anruf.
Frank befürchtete, dass sie in ihn verliebt war. Sie tauschten ein paar Floskeln aus. Er suchte immer noch nach einem Einstieg und hörte nur halbherzig zu, was sie sagte. Schließlich fiel er ihr unverblümt ins Wort. „Melanie, ich muss mit deiner Schwester sprechen. Wie kann ich sie erreichen?“
Für einen langen Moment herrschte Stille in der Leitung und er dachte, sie hätte aufgelegt.
Dann ertönte ein eisiges: „Warum?“
Ihm war klar, wie seine Frage nach Bettina für sie klang, aber er hatte keine Lust, ihr irgendetwas zu erklären. „Ich brauche lediglich eine Information von ihr“, beteuerte er zurückhaltend, da er befürchtete, sie könnte den Hörer auf die Gabel knallen.
„Sie ist gerade bei mir, du kannst vorbeikommen.“
Er hätte Bettina gern allein gesprochen, aber er wollte den Bogen nicht überspannen und fragte, wo er hinmüsse. Melanie nannte ihm eine Straße im Stadtteil Hegnach.
„Ich bin in zwanzig Minuten da.“ Eilig packte er eine kleine Reisetasche, stopfte wahllos Klamotten hinein, da er keine Vorstellung hatte, was er mit nach Laos nehmen sollte. Wenn er ehrlich zu sich war, konnte er sich nicht einmal vorstellen, dass er tatsächlich in naher Zukunft dorthin reisen würde. Einigermaßen zufrieden mit dem, was er eingepackt hatte, schob er die Tasche unters Bett.
Als er gerade die Gültigkeit seines Reisepasses überprüfte,
schellte die Klingel. Er steckte den Pass in die hintere Hosentasche und ging zur Tür, um zu öffnen. Ihm war heiß. Das durchgeschwitzte Hemd wird noch zu meinem Markenzeichen. In seiner rechten Schläfe begann ein leichtes Hämmern. Kommissar Meinhans stand im Treppenhaus und lächelte ihn an. „Ich wollte mal rein schauen, da Sie den ganzen Tag nicht auffindbar waren. Geht es Ihnen gut?“
„Überwachen Sie mich?“
„Soweit es unser Personalmangel zulässt“, antwortete der Beamte und er zweifelte nicht, dass er die Wahrheit sagte. Meinhans betrat unaufgefordert die Wohnung und ging vor ihm her, geradewegs in die Küche. Dort setzte er sich auf den Stuhl, auf dem er schon bei seinem letzten Besuch gesessen hatte.
„Ein Kaffee wäre jetzt nicht schlecht.“
„Ich habe noch eine Verabredung ... Wenn Sie es kurz machen könnten.“
Der Kommissar wackelte mit seinem spärlich behaarten Kopf und seltsame Schmatzlaute drangen aus seinem Mund.
„Was ist letzten Samstag gegen null Uhr auf dem Hinterhof des Mandarin passiert?“, fragte er, nachdem er Frank eine Weile mit seinen grauen, wachen Augen gemustert hatte.
„Soweit ich weiß, habe ich Ihnen das schon haarklein geschildert.“
„Vielleicht ist Ihnen noch etwas eingefallen? Etwas, was sie vergessen haben zu erwähnen? Ein Detail, das Ihnen nicht wichtig erschien, eine Bemerkung von dem Herrn Zhong, die Sie nicht einordnen konnten?“
Bedauernd hob er die Hände. Ihm lag auf der Zunge, dass er auf dem Hof kurz die Vermutung hatte, nicht allein zu sein, nachdem der Chinese wieder in die Küche verschwunden war. Er dachte an die paar Male, an denen er glaubte, verfolgt zu werden und an die vorbeihuschenden Schatten und die Angst, die ihn manchmal packte. Nichts lag ihm ferner als auf Meinhans paranoid zu wirken. Daher vermied er diesbezüglich jegliche Äußerung.
Der Polizist beobachtete jede Regung in Franks Gesicht. Es war ihm klar, dass er diesem kleinen Mann nichts vormachen konnte.
„Wer war die Frau, mit der Sie am Mittwoch beim Italiener saßen?“
Die Frage kam überraschend und erwischte ihn wie einen Guss kaltes Wasser. Die beschatten mich tatsächlich! „Muss ich darauf antworten?“, fauchte er.
Meinhans wiegte wieder seinen Schädel. „Es war eine Asiatin. Erwähnten Sie nicht einen Streit mit Zhong wegen einer Asiatin? Handelt es sich hierbei womöglich um besagte Dame? Wenn ja, dann will ich sie sprechen!“
Er hatte keine Ambitionen zu
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