Die Steinernen Drachen (German Edition)
Tür zu. Auf halbem Weg riss sie sich los. Der Oberkellner griff erneut nach ihr. Trotz der lauten Musik konnte man scharfe Worte in einer fremden Sprache hören, die sie sich gegenseitig ins Gesicht brüllten. Inzwischen war Frank um den Tresen herum und eilte mit geballten Fäusten auf die beiden zu. Zhong sah ihn kommen, ließ Lea los und ging langsam mit wiegendem
Schritt zum Ausgang. Er wollte ihm nach, doch als er auf Leas Höhe war, fiel sie ihm um den Hals. Die Wut auf den Kellner verflog augenblicklich und noch ehe der Chinese aus der Tür war, hatte er ihn vergessen. Lea drückte sich so fest an ihn, dass er ihren Herzschlag spürte. Einige Gäste spendeten Applaus.
„Wartest du, bis ich fertig bin?“, fragte er mit sanfter Stimme. Sie nickte und setzte sich brav auf einen frei gewordenen
Barhocker. Die Gäste schienen ein Einsehen mit dem verliebten Paar zu haben und um halb drei konnte er die Bar abschließen. Sylvia verabschiedete sich mit einem eindeutigen Grinsen. Er steckte schnell die Tageseinnahmen in eine Geldbombe und verstaute sie im Tresor. Olaf würde wie üblich in aller Frühe hier auftauchen und das Geld zur Bank bringen. Darüber brauchte sich Frank keinerlei Sorgen machen.
Eng umschlungen traten sie auf die Straße. Das nasskalte Wetter schlug ihnen entgegen. „Das war’s dann wohl mit dem Sommer“, bedauerte er. Dann fiel sein Blick auf den silberfarbenen Mazda, der auf der anderen Straßenseite parkte und sein Pulsschlag schnellte in die Höhe. Die Dunkelheit und der Nieselregen erlaubten es ihm nicht zu erkennen, ob jemand darin
saß, aber er wusste auch so, dass der Wagen Ilka gehörte.
„Lass uns schnell zum Auto laufen“, schlug er vor. Erst als sie sein Appartement betraten, fühlte er sich besser. Lea schien von seinem Schreck über Ilkas Auftauchen nichts bemerkt zu haben. Sie zeigte ihr sanftes, asiatisches Wesen. Er schenkte ihnen Wein ein und sie setzten sich an den Küchentisch. Ihr Haar glänzte nass vom Regen und einzelne Strähnen klebten verführerisch an ihren hohen Wagen. Trotz der Reize, die sie aussandte, beschwerte
er sich zunächst bei ihr, wie oft er in den letzten Tagen versucht hatte, sie zu erreichen und dass seine Anrufe nie zu ihr durchgestellt wurden.
„Es tut mir leid“, antwortete sie. „Meine Chefin wünscht keine Gespräche während der Arbeit. Aber du hast Recht, sie bemuttert mich zu sehr. Andererseits sind das die einzigen Leute, die ich habe, die sich um mich kümmern und bei sich wohnen lassen.“
Er spielte den Beleidigten. „Und ich! Zähle ich nicht? Ich würde mich weit mehr um dich kümmern und wohnen könntest du auch hier. Glaubst du nicht, dass du es bei mir besser hättest? Du dürftest sogar telefonieren“, scherzte er.
Graziös stand sie auf und setzte sich auf seinen Schoss. „Mein großer, starker Beschützer“, flüsterte sie ihm ins Ohr und streichelte dabei sanft durch sein Haar. „Lass uns ins Bett gehen.“
Sie liebten sich wild und leidenschaftlich. Das erste Licht des Tages quälte sich bereits zäh hinter den Weinbergen hervor, als sie erschöpft in die Kissen sanken. Er fiel sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Irgendwann wurde sein Bewusstsein von etwas an die Oberfläche geschwemmt, aber was immer es auch war, es reichte nicht aus, um ihn vollständig aus seinem regenerativen Tiefschlaf zu holen. Schließlich weckte ihn das Rauschen von Wasser. Der Tag leuchtete aufdringlich durch die Ritzen der Jalousien. Die Bettseite neben ihm war leer, nur auf dem Kopfkissen lag ein einzelnes schwarzes Haar. Im Bad lief die Dusche. Benommen setzte er sich auf und schaute an sich herunter. Schweiß und Körpersäfte waren auf seiner Haut zu einer salzigen Kruste getrocknet. Der Gedanke an die Frau, die gerade nackt unter seiner Dusche stand, bescherte ihm aufs Neue eine Erektion. Getrieben von der aufwallenden Lust schwang er sich aus dem Bett und lief zur Badezimmertür, doch sie war verschlossen. Ungläubig rüttelte er an der Klinke. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Drinnen wurde das Wasser abgestellt. Er rief Leas Namen, aber sie schien keine Anstalten zu machen, ihm zu öffnen.
Des Prickelns beraubt, schlenderte er nackt in die Küche und setzte Kaffee auf. Weil ihm kalt wurde, zog er sich etwas über. Als er die Badezimmertür hörte, saß er bei seiner ersten Tasse Kaffee am Tisch. Lea betrat die Küche. Sie trug ihre Kellnerinnenkleidung. Das frisch gewaschene Haar war noch feucht
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