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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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wahrscheinlich aber bei dir. Ich sollte ein Auge darauf haben und sie informieren, falls es dazu kommt. Wir haben uns getroffen und dabei steckte sie mir die Knarre zu. Fühlt sich verdammt gut an. Die Leute erweisen dir schlagartig mehr Respekt, nicht wahr Frank?“
    „Du bist doch völlig durchgedreht“, erwiderte er möglichst
    emotionslos.
    „Hast du mich deshalb zu ihm geschickt? Um herauszufinden, ob diese Lea bei ihm ist?“, platzte Melanie in Tränen aufgelöst dazwischen.
    „Keiner hat gesagt, dass du gleich mit ihm in die Kiste hüpfen sollst“, fauchte Bettina giftig und wandte sich wieder an ihn. „Verschwinde jetzt und lass zukünftig die Finger von meiner Schwester, sonst komme ich womöglich noch auf die Idee, das Ding hier zu benutzen!“
    Melanie ließ sich aufs Sofa fallen und schluchzte laut. Er erhob sich langsam von seinem Stuhl, ging rückwärts aus dem Zimmer und den Gang entlang zur Wohnungstür. Bettina stand mit erhobener Waffe im Türrahmen zum Wohnzimmer und beobachtete ihn argwöhnisch. „Dein Bruder ist tot!“, warf er ihr an den Kopf, bevor die Tür ins Schloss fiel.
     
     
    Um Kopf und Kragen
    7. September 2002
    Sie kamen ins Ten Forward und drängten sich durch die vollen Reihen. Da kein Tisch frei war, stellten sie sich an die Bar. Lea lächelte ihm zu. Dienstagnacht hatten sie sich genau dort geliebt, wo sich jetzt ihre Chinesenhorde gegen die Theke lehnte. Seit dem Liebesakt in der Bar hatte er nichts mehr von ihr gehört. Die Verzweiflung darüber machte ihn erst schlaf- und dann appetitlos. Jetzt stand sie keine drei Meter von ihm entfernt und er war dazu verdammt hinter dem Tresen auszuharren und Cocktails zu mixen. Selbst, wenn er Zeit hätte, würden die Chinesen ihn nicht an sie heranlassen. Diese Erfahrung schmerzte. Nur, wenn sie alleine war, konnte sie sich ihm öffnen, auf ihn zugehen und in die Arme schließen. Das Verlangen brannte, jetzt, wo er sie sah, umso heftiger.
    Die letzte Nacht hatte er mit Ilka verbracht, aber noch ehe er ihren Geruch losgeworden war, kehrte die Sehnsucht nach Lea in ungeahnter Heftigkeit zurück. Nach ihrem Ausflug in den Schwäbischen Wald waren sie wie hungrige Tiere übereinander hergefallen, kaum dass sie in ihrer Wohnung angekommen waren. Danach hatte sie ihn zur Arbeit gefahren und nachts um zwei wieder abgeholt. Für einen kurzen Moment hatte er Bedenken, dass
    Lea nach Feierabend in die Bar kommen könnte. Doch sie blieb aus, wie die Nächte zuvor. Also war er ohne Widerwillen zu Ilka in den Wagen gestiegen. Sie waren erneut bei ihr gelandet, hatten bis zum Morgen gevögelt, ehe sie erschöpft nebeneinander eingeschlafen waren. Als er in aller Früh aufgewacht war, hatte er Ilkas zerwühltes Bett fluchtartig verlassen. Zuhause hatte er lange geduscht und versucht noch eine Mütze Schlaf zu nehmen, doch trotz Müdigkeit keinen gefunden. Es war wie eine Sucht. Jede Faser seines Körpers verzehrte sich nach Lea!
                  Der Freitag verging bis zu seiner Schicht schleppend langsam. Zwischenzeitlich rief er zweimal im Mandarin an, jedoch ohne Erfolg. Erst durch seine Arbeit in der Bar fand sein verliebtes Herz etwas Ruhe. Von Beginn an war er abgelenkt und gefordert. Das regnerische Wetter hatte schon früh die ersten Gäste in die Bar getrieben. Selbst um zwölf gab es noch keinen freien Tisch für die Crew aus dem Mandarin .
    Zhong bestellte bei ihm wie üblich eine Runde Cocktails, wobei er ihn hämisch musterte. Frank hatte Lust, heimlich in sein Glas zu pissen, aber er war nicht sicher, dass es bei Zhong landen würde. Ab und zu warf ihm Lea einen zögerlichen Blick zu. Das war alles, was sie trotz der räumlichen Nähe, im Moment für ihn übrig hatte. Inständig hoffte er, dass sich das Chinesenpack bald verabschiedete, sie aber noch bleiben würde.

Um kurz vor zwei war abzusehen, dass diese Nacht noch länger dauern würde. Der mangelnde Schlaf machte sich bemerkbar. Doch viel mehr grämte ihn die Ahnung, dass Lea nicht die Geduld aufbringen würde, zu warten, bis alle Gäste gegangen waren. Die Chinesen hatten bereits bezahlt und sahen aufbruchsbereit aus. Er beobachtete Sylvia missmutig, wie sie die letzten Bestellungen aufnahm.
    Der Tross der Asiaten bewegte sich Richtung Ausgang. Sein Herz tat einen Sprung, als er sah, dass Lea nicht mit ihnen ging, sondern an der Bar stehen blieb. Gerade wollte er zu ihr eilen, da kam Zhong zurück und packte sie am Arm. Er zog sie durch die Tischreihen auf die

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