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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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ein aufdringliches Odeur beschert. Eine zusätzliche Motivation, so schnell wie möglich aus dem Wasser zu kommen. Auf allen Vieren schleppte er sich zurück bis zur Mauer. Wegen der langen Trockenheit hatte sich unterhalb der Betonwand ein Uferstreifen aus Schlamm und Unrat gebildet. Dort blieb Frank erschöpft und hustend, liegen.
    Auf der Straße, drei Meter über ihm, war kein Laut zu hören. Vom Mondlicht beschienen versank der Rest seines Volvos mit furzenden Geräuschen in der Rems.
     
     
    Geläutert
    8. September 2002
    Das Licht fuhr ihm wie ein medizinischer Laser in die Iris. Der gleißende Strahl löste hinter seinen Schläfen eine Kaskade von schmerzhaften Explosionen aus. Sofort stülpte ein Reflex das Lid wieder schützend über sein linkes Auge. Sein rechtes Sehorgan lag zusammen mit der dazugehörigen Gesichtshälfte, tief vergraben im schweißnassen Kissen. Die Detonationen verebbten nur langsam und hinterließen ein peinigendes Dröhnen in seinem Schädel. In der halben Sekunde, in der er seinem geröteten Auge einen kurzen Blick erlaubte, erfasste er, woher das mörderische Feuer kam, das den Sehnerv penetrierte. Die Sonne strahlte durch die halbgeschlossene Jalousie und das Licht brach sich in der Flasche Jack Daniels, die er gestern Nacht geleert hatte und die jetzt neben seinem Bett lag. Das dickwandige Glas der Flasche bündelte das aggressive Licht, potenzierte es und lenkte es genau in seine linke Iris.
    Unter heftigen Kopfschmerzen begann er seine nebulösen Gedanken durch ein imaginäres Sieb zu rütteln, um auszusortieren, was ihn dazu bewogen hatte, sich so zu betrinken. Nicht, dass es ihm dadurch besser gegangen wäre. Sein Mund war trocken wie Kameldung aus der Wüste Gobi. Er war nicht in der Lage seinen Kopf aus dem Kissen zu heben, geschweige denn irgendwas zu bewegen. Ich bin gelähmt! Bin nur noch in der Lage mein linkes Augenlid zu lüpfen. Aber, wenn ich das tue, dann brennt mir der fokussierte Lichtstrahl die Netzhaut weg, bevor er den Augapfel zum Platzen bringt und dann mein Gehirn röstet!
    Sein Gedankensieb hatte in der Zwischenzeit das übrig gelassen, was dafür verantwortlich war, dass er sich in diesem desolaten Zustand befand. Ganz oben auf dem wirren Haufen des neuronalen Siebguts prangte ein Name in Großbuchstaben: LEA! Mit dieser Erleuchtung war alles wieder da, einschließlich des Liebeskummers und der vollen Bewegungsfreiheit seiner Gliedmaßen. Auch, wenn sich diese nur unter Schmerzen in eine andere Lage arrangieren ließen. Mit fest verschlossenen Augen quälte er sich aus dem Bett. Als er sicher war, nicht wieder in die Lichtspiegelung der Whiskyflasche oder gar gegen das Schlafzimmerfenster zu starren, öffnete er vorsichtig die Lider. Das Halbdunkel des Flurs war Balsam für den gepeinigten Sehnerv und doch hämmerte die Migräne einen Tick stärker gegen seine Schläfen. Er schwankte ins Bad und überlegte, was gestern vorgefallen war. Nach und nach kamen die Erinnerungen.
    Nachdem Lea gegangen war, hatte er lange Zeit in seinen Badezimmerspiegel gestarrt und tief in sich hineingehorcht, gespürt, wie sich eine Leere in seinen Eingeweiden ausbreitete, die ein widerwärtiges Gefühl mit sich zog. Eine Empfindung, als würde alles unterhalb des Zwerchfells zu bröckeln beginnen, als würde sein Unterleib wie eine gotische Sandsteinkathedrale, unter dem Einfluss von Abgasemissionen, verfallen. Es hatte zwanzig Minuten gedauert, bis er in der Lage war, das Bad zu verlassen. Danach hatte er bei Olaf Lockmann angerufen und sich krank gemeldet, es war das erste und einzige Mal, seit er für ihn arbeitete. Er hatte ihm gesagt, dass er etwas Falsches gegessen hätte und nicht von der Kloschüssel wegkäme.
    Olaf war nicht begeistert. Am anderen Ende der Leitung hatte er unverständliches Zeug in tiefen Basstönen gegrummelt, bevor er ihm gute Besserung wünschte.
    Er versprach sich zu melden, sobald es ihm besser gehen würde. Mit zittrigen Knien war er danach ins Wohnzimmer getrottet und hatte sich auf die Couch fallen lassen. Von dort hatte er etwa eine Stunde aus dem Fenster gestarrt, um sein Gehirn zu leeren. Da dies seinen Zustand nicht besserte, war er in den Supermarkt gefahren und hatte sich die Flasche Jack Daniels gekauft. Ab da war ihm der Faden gerissen. Das nächste, an was er sich heute erinnerte, war der Lichtstrahl, der gezielt sein Auge traf.
    Er pinkelte, nahm zwei Ibuprofen-Tabletten und machte sich einen starken Kaffee – schwarz und ohne

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