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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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warteten. Ein Blau, das sich gesenkt hatte, konnte sich auch wieder heben, nicht wahr? Man musste nur warten.
    Aber es geschah nichts. Die Zeit verging und die Hoffnung ebenfalls.
    »Sie kommen nicht zurück«, sagte jemand.
    Die Stimme von Caphurnas Assistenten erklang. »Wir haben die Daten des Messgeräts noch erfassen können«, erklärte er. »Danach herrscht auf dem anderen Planeten eine Schwerkraft von 1,06 g, also etwas über Erdschwerkraft. Die gemessene Temperatur betrug 16 Grad Celsius oder 289 Kelvin. Und die Atmosphäre enthält Sauerstoff.« Ein merkliches Zögern. »Sie können dort überleben. Auch ohne die Raumanzüge.«
    Eine dünne Hoffnung. Man wusste nicht, was die Atmosphäre der anderen Welt noch enthalten mochte – giftige Gase vielleicht? Krankheitserreger? Und um zu überleben, genügte es nicht, atmen zu können. Die Kinder mussten Trinkwasser finden, etwas zu essen . . .
    Doch egal, was geschah, ihre Lage war verzweifelt, solange sie keinen Weg zurück nach Hause fanden.
    Caphurna fluchte los, so laut und unvermittelt, dass viele zusammenzuckten. »Verdammt noch mal«, wechselte er endlich ins Englische. »Was zum Kuckuck ist hier eigentlich passiert?«

10
    Die galaktische U-Bahn
    Pigrato fiel es schwer, sich auf das zu konzentrieren, was ihm die Wissenschaftler zeigten. All die Videoaufnahmen, die Messwerte, die Auswertungen. Aus mehreren Blickwinkeln sah man, wie die Kinder durch den Turm gingen, als böte dessen Wand keinerlei Widerstand. In Zeitlupe, in Vergrößerung, mit computergestützter Bildanalyse.
    Und schließlich beobachtete er, wie sich das Tor wieder schloss. Wie das Blau herabkam wie ein Vorhang.
    Er räusperte sich. »Wie lange ist das jetzt her?«
    Jemand sah auf die Uhr: »Dreiundvierzig Minuten.«
    Zu spät gekommen, um so wenig. Nur, weil er die Diskussion mit Jed Latimer über die zunehmende Zahl von Fehlern, die AI-20 in den letzten Tagen unterliefen, für dringender gehalten hatte.
    Andererseits – was hätte er denn tun können, wenn er hier gewesen wäre? Auch nichts.
    »Und was ist passiert?«
    Professor Caphurna sah finster drein. »Das wissen wir nicht. Der Turm steht still, nach wie vor.« Die Türme hatten anfangs alle rotiert, unmerklich langsam zwar, aber messbar: Einmal in vierhundertelf Stunden um die eigene Achse. Der Stillstand eines Turms hatte bislang stets zur Folge gehabt, dass die blaue Farbe verschwunden war und den Blick woandershin freigegeben hatte.
    »Und der kleine Turm auf dem Plateau?«
    »Steht nach wie vor. Man sieht auch nach wie vor die Halle.«
    »Hmm.« Das Begreifen kam in Schüben, überfiel ihn immer wieder wie Schmerzenswogen. Urs. Sein Sohn war ebenfalls hinübergegangen.
    Oder von den Aliens geholt worden? Das stimmte nicht, aber es kam ihm gerade so vor.
    Die Monitorbilder, die blinkenden und summenden Instrumente entlang der Tischreihe, das alles verschwamm für einen Moment vor seinen Augen. Er musste sich setzen, auf den nächsten greifbaren Stuhl, dachte an Marciela, seine Frau. Wie sollte er ihr das nur beibringen? Ganz zu schweigen von Christine Faggan, die schon seit heute Morgen in ärztlicher Behandlung war.
    Jemand beugte sich zu ihm. Einer der Assistenten Caphurnas, ein junger Mann mit sandfarbenen Locken und einem Babygesicht. »Den Daten der Messinstrumente zufolge, die wir noch auffangen konnten«, erklärte er eifrig, »handelt es sich um einen warmen, erdähnlichen Planeten mit Sauerstoffatmosphäre. Die Schwerkraft liegt geringfügig über Erdnorm, aber grundsätzlich können die Kinder dort wahrscheinlich auch ohne die Raumanzüge erst mal überleben.«
    Das war sicher gut gemeint und sollte ihn beruhigen. Aber es war alles andere als beruhigend. Das ahnte der junge Mann nur nicht. Pigrato hob den Kopf und sah Caphurnas Assistenten an. »Elinn Faggan leidet an einer Verdickung ihrer Lungenbläschen. Sie war eine Frühgeburt und ihre Lungenbläschen haben sich nicht normal entwickelt. Das heißt, streng genommen leidet sie nicht daran – unter der Schwerkraft des Mars funktionieren ihre Lungen problemlos. Wir haben jedoch damals, als zur Debatte stand, die Marssiedlung aufzulösen, ein Gutachten erhalten, wonach sie unter einer Schwerkraft, wie sie auf der Erde herrscht, nach einer Woche Atembeschwerden bekommen und spätestens nach zwei Monaten sterben würde.«
    Der Assistent sah ihn bestürzt an. Bestimmt hatte er davon gehört, jedenfalls wirkte er, als klingele in diesem Moment in seinem Hinterkopf

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