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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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das?«
    »Das ist die Schwerkraft«, sagte Carl. »Das bedeutet, dass sie auf diesem Planeten sechs Prozent über der der Erde liegt. 1 g ist genau die Anziehungskraft der Erde.«
    »Ach so, ja. Genau.« Urs nickte. Die Broschüre fiel ihm wieder ein, die sie für den Flug zum Mars bekommen hatten. Der Mars habe eine Schwerkraft von 0,37 g, hatte darin gestanden. »Nur sechs Prozent? Kommt mir viel mehr vor.«
    »Weil du aus dem Training bist«, sagte Carl.
    »Aber so lange bin ich doch noch gar nicht auf dem Mars. Knapp zwei Monate.«
    »Das geht schnell. Dafür kommt es auch schnell wieder. Sagt jedenfalls Mister Taylor.«
    Urs fühlte sich matt und so, als ziehe mindestens die doppelte Erdschwerkraft an ihm. »Aha. Sagt er das.«
    »Für Elinn gilt das allerdings nicht«, fügte Carl leise hinzu.
    Urs durchrieselte es kalt. Daran hatte er überhaupt noch nicht gedacht. Elinn hatte ja, was man »Marslungen« nannte –, Lungen, die unter höherer Schwerkraft rasch ihren Dienst versagen würden.
    Es spielte keine Rolle, ob die Atmosphäre dieses Planeten genug Sauerstoff enthielt oder nicht. Wenn sich das Tor nicht bald wieder öffnete, war sie verloren.
    »Allerhand«, murmelte Professor Caphurna. Er betrachtete die Papierstreifen mit den dünnen Messstrichen, verglich die eingestempelten Zeitangaben mit dem bisherigen Protokoll. Es war kein Zweifel möglich: Genau in dem Moment, in dem sie alle das blitzartige Aufleuchten des Westturms gesehen hatten, hatte der Ostturm angefangen, langsamer zu werden. Unmerklich zwar, aber messbar.
    Er lächelte seiner Assistentin zu. »Sehr gut, Phyllis. Hervorragender Einfall.«
    »Vielleicht sucht die Anlage gewissermaßen nach einer neuen Verbindung«, meinte jemand.
    Caphurna nickte. »Nicht ausgeschlossen.« Er reichte den Messstreifen an einen seiner Assistenten weiter. »Jonathan, versuchen Sie doch bitte auszurechnen, wie lange es dauern wird, bis dieser Turm ebenfalls zum Stillstand kommt.« Wenn man von den bisherigen Erfahrungen ausgehen durfte, würde sich in diesem Moment erneut eine Passage öffnen – wohin auch immer. Oder zumindest den Blick freigeben, für all jene, die nicht in der glücklichen Lage waren, eines dieser rätselhaften Artefakte zu besitzen.
    Gut, dass sie noch eines davon übrig hatten. Caphurna rang mit sich, ob er das Curly -Artefakt einer Molekularanalyse unterziehen sollte – was dessen Zerstörung bedeuten würde –, in der Hoffnung herauszufinden, wie es funktionierte, oder ob er besser daran tat, es so zu behalten, wie es war.
    Immer diese Entscheidungen!
    Jonathan schien so weit zu sein. Er sah von seinen Berechnungen auf, wirkte beunruhigt.
    »Und?«, fragte Caphurna. »Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?«
    Der junge Wissenschaftler spielte nervös mit seinem Stift. »Es ist eine ausgesprochen flache Kurve . . .«
    »Heißt in Tagen?«
    Jonathan Coates schüttelte den Kopf. »Sieben Wochen. Wenn alles so bleibt, wird der Turm sieben Wochen brauchen, um zum Stillstand zu kommen.«

11
    In großer Not
    Es war laut im Flugboot. Lauter als sonst, so schien es Ariana. Die Triebwerke tosten, dass man kaum seine eigenen Gedanken verstand; es ruckelte und wackelte, und wenn man den Kopf an die Wand lehnte, spürte man draußen die dünne Marsluft pfeifen.
    Pigrato hatte trotzdem fast den ganzen Flug über seinen Kommunikator am Ohr, schrie gegen den Lärm an, wählte immer neue Nummern. Er sprach mit jemandem von den beiden Raumschiffen, die zurzeit um den Mars kreisten, wollte wissen, was man dort für Beobachtungen gemacht hatte. Dann sprach er mit Mr Lang, der sich um den Marssatelliten kümmerte und die Wettervorhersagen erstellte. Dann hörte Ariana nicht weiter zu.
    Ronny saß in sich versunken da. Mit den Stiefelspitzen malte er Figuren in den Marssand, der sich auf dem Boden der Kabine angesammelt hatte, und hing seinen Gedanken nach.
    Wenn Ariana hinaussah, kam es ihr so vor, als flögen sie schneller als sonst. Vielleicht war es deswegen so laut? Unten zogen die grauen Felsrippen der Daedalia-Planum-Region vorbei wie die Wellen eines versteinerten Meeres. Ein Sturm musste draußen toben. Man sah rote und gelbe Staubfahnen dahinhuschen und sich hinter einzelnen Klippen zu Dünen verdichten, die der nächste Windstoß wieder auseinanderwirbelte.
    Ariana musste an das Artefakt denken, das ihren Namen getragen hatte. Wie das Leuchten sie an die Stelle geführt hatte, wo es lag. Es war ein ungewöhnlich großes Exemplar gewesen,

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