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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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fühlte sich die Passage an: Wie dieser eine Moment unter Wasser.
    Dann war er da. Der Aufprall riss ihm das Messgerät aus der Hand, vor allem deshalb, weil er ganz vergessen hatte, dass er es noch darin hielt. Es rumste auf den Boden, was aber gut war, denn damit war ihr Rückweg markiert.
    Puh. Das war wirklich heftig. Von einem Moment auf den anderen schienen hundert Kilo zu seinem Gewicht dazugekommen zu sein. Da durfte man schon mal in die Knie gehen.
    »Carl?«, stieß er hervor. Er fing sich, taumelte ein bisschen, blieb aber stehen, auch mit den hundert Kilo mehr.
    Carl war schon bei Elinn. Auf den ersten Blick war er vor dem finsteren Hintergrund kaum auszumachen, auf den zweiten aber schon und Urs hörte, wie er auf Elinn einredete. Dass er gekommen sei, um sie zu holen, und dass sie aufstehen solle.
    Elinns Stimme war ein Keuchen unter schwerer Last. »So schwer alles«, sagte sie leise. »Sie hätten kommen müssen und mir helfen . . .«
    »Wir können nicht warten«, drängte Carl. »Komm, ich helf dir aufzustehen. Wir müssen zurück. Schnell.« Auch er keuchte.
    Dann war Urs endlich bei ihnen und zu zweit brachten sie Elinn hoch. Tonnen wog sie, unglaublich.
    »Schnell«, stieß Urs hervor. »Wir schaffen es.«
    Reglos, mit offenem Mund verfolgte Jonathan Coates vor den Monitoren, wie die Jungen den Turm durchquerten. Es sah aus, als schwämmen sie oder als rannten sie in einer Zeitlupe, die sich ins Unerträgliche dehnte. Und derweil kam das milchige Blau in unvermindertem Tempo herab, senkte sich wie ein Fahrstuhl auf dem Weg ins Tiefgeschoss . . .
    Wie ein Fallbeil , dachte Jonathan Coates. Er hatte keinen Zweifel daran, dass das Blau die Verbindung kappen würde.
    Endlich, Carl war drüben. Kam an, stolperte kurz, rannte los, zu der Stelle, an der seine Schwester lag.
    Es war nicht weit. Aber es würde knapp werden, das stand fest.
    Urs schwebte noch, ruderte mit Armen und Beinen, war von merkwürdigem Flimmern umgeben.
    Wie lange dauerte denn das?
    Jetzt. Endlich. Urs ging nicht annähernd so stark in die Knie wie Carl, schien mit der Schwerkraft drüben besser zurechtzukommen. Schaute sich nur kurz um, schaltete seine Brustlampe ein und spurtete schon los, um Carl zu helfen. Zusammen konnten sie es schaffen.
    Oder?
    Das Blau kam immer tiefer. Und die beiden Jungen waren immer noch mit dem Mädchen beschäftigt.
    Wieso ging das nicht schneller?
    Nein. Sie würden es nicht schaffen.
    Urs hielt die rechte Hand um Elinns Gürtel gekrallt, hatte die andere unter ihrem Recycler. Auf der anderen Seite machte Carl es ebenso. So schleppten sie sie dahin, trugen sie im Grunde, auch wenn sie ab und zu einen Schritt machte.
    »Wo gehen wir hin?«, wollte sie wissen.
    »Nach Hause«, erklärte Carl mit einer Entschiedenheit, die Urs an ihm noch nie erlebt hatte. Er war froh, ihm in diesem Moment nicht widersprechen zu müssen; er hätte es nicht fertiggebracht.
    Nicht einmal Elinn widersprach. »Gut«, sagte sie nur.
    Endlich, das Messgerät. Etwas schief stand es da, zeigte ringsum Messwerte an . . . Keine Zeit dafür. Messwerte interessierten nicht. Das Gerät war nur wichtig als Markierung für ein Tor, das auf dieser Seite unsichtbar war.
    Doch da war kein Tor. Sie passierten das Messgerät, ohne dass etwas geschah.
    »Auf der anderen Seite vielleicht«, stieß Urs hervor. Obwohl er sich sicher war, es in der rechten Hand gehalten zu haben . . .
    Sie versuchten es auf der anderen Seite. Sie umrundeten das Gerät. In engen Kreisen, in weiten. Bis sie nicht mehr konnten und sich setzen mussten.
    »Das darf jetzt nicht wahr sein«, keuchte Carl.
    Urs sah die beiden an. Das Licht ihrer Lampen spiegelte sich in den Helmen, sodass er ihre Gesichter nur erahnen konnte. »Es war hier«, sagte er. »Es hat mir das Messgerät aus der Hand gerissen, als ich angekommen bin. Es muss hier sein.«
    Hilflos mussten die Menschen, die auf dem Mars um den Westturm standen, mit ansehen, wie sich das Blau herabsenkte. Manche stemmten unwillkürlich die behandschuhten Hände gegen den Turm, als hofften sie, hineinfassen und das, was da herabkam, aufhalten zu können. Doch sie sahen nur noch, wie Carl und Urs Elinn aufhalfen und das Mädchen den ersten Schritt machte. Dann hatte, was immer es war, vom Turm Besitz ergriffen und ihn wieder in jenes makellose Gebilde aus undurchsichtigem, tiefem Blau zurückverwandelt, das er bis vor zwei Tagen gewesen war.
    Ein entsetzliches Schweigen breitete sich aus. Niemand rührte sich. Sie

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