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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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brauchen Hilfe.«
    »Hilfe?«, wiederholte der Mann. »Wieso? Was heißt verirrt? Wie kann man sich hierher …und was habt ihr überhaupt für Sachen an?«
    »Das ist ein bisschen schwierig zu erklären«, sagte Carl. »Wir –«
    »Hey!«, rief der Mann in diesem Moment aus, blieb stehen, sah sie alle drei der Reihe nach an und richtete dann den ausgestreckten Finger auf Carl. »Ich kenn dich! Ja, genau. Warte . . .«
    Und dann ging auf einmal etwas wie ein Leuchten über sein Gesicht. Er riss die Augen weit auf, sodass das Weiß seiner Augäpfel zu blitzen schien. »Du bist Carl Faggan! Die Marskinder!« Er drehte sich zur Seite, deutete auf Elinn. »Und du bist seine Schwester, die kleine . . . Elinn! Genau. Und du«, wandte er sich an Urs, doch dann stutzte er. »Dich kenne ich nicht.«
    Urs neigte den Kopf in einer knappen, grüßenden Bewegung. »Urs Pigrato. Erdling.«
    Carl war verdutzt wie selten zuvor in seinem Leben. »Sie kennen uns? Woher denn, um Himmels willen?«
    »Na, aus dem Fernsehen natürlich«, erwiderte der Mann, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt. »Meine Frau hat alle Folgen aufgenommen. Und das Buch hat sie natürlich auch.«
    »Was für ein Buch?«
    Urs drehte sich zu ihm um und sagte mit entnervt wirkendem Augenaufschlag: »Ihr seid berühmt, sieh’s doch endlich ein.«
    Im selben Moment verschwand alle Begeisterung aus dem Gesicht des Mannes und wich völliger Verwirrung. »Aber«, meinte er, »wie kommt es, dass ihr hier seid? Ich meine – hier . . .?« Er sagte es in einem Tonfall und mit Gesten, die deutlich machten, dass er meinte: Wieso hier im Niemandsland am Ende der Welt? »Hab ich was verpasst? Müsstet ihr nicht . . .«, er blickte kurz an den wolkenverhangenen, leuchtend weißen Himmel, »auf dem Mars sein?«
    Sie versuchten, es ihm zu erklären. Das heißt, Carl begann zu erzählen, dann fiel ihm Urs mit Richtigstellungen ins Wort und dann redete auch noch Elinn dazwischen, bis der arme Mann schließlich beide Arme hochriss und rief: »Genug! Bitte, das reicht. Ich verstehe kein Wort. Türme – Passagen – Artefakte – das müsst ihr mir später in aller Ruhe erzählen und immer nur einer nach dem anderen. Im Moment begreife ich nur so viel, dass ihr Hilfe braucht. Kein Problem, Hilfe ist da.« Er deutete einladend auf sein Auto. »Steigt ein, ich nehme euch mit.«
    »Wir müssten vor allem dringend telefonieren«, sagte Carl.
    Der Mann lächelte sanft. »Mit Verlaub«, meinte er, »ihr müsst vor allem dringend duschen, braucht etwas Vernünftiges zum Anziehen, wahrscheinlich auch etwas zu essen, und ausruhen müsst ihr sicher auch. Und das werden wir jetzt alles organisieren.« Er streckte Carl die Hand hin. »Mein Name ist übrigens Nkari. George Nkari. Ich bin Verwalter am Leakey Memorial. Meine Frau wird begeistert sein, euch kennenzulernen.«
    Als Elinn, Carl und Urs auf der Erde zu George Nkari ins Auto stiegen, kletterte die Sonne über ihnen noch ihrem Zenit entgegen. Auf dem Mars dagegen, über der Siedlung, ging sie in diesem Augenblick gerade unter. Der Himmel hatte sich, wie er es um diese Jahreszeit abends oft tat, zu dunklem Violett verfärbt, was ihn aussehen ließ, als bestünde er aus Metall; die Spitze des Pavonis Mons leuchtete noch einmal rotgolden auf, der letzte Widerschein des dahinter versunkenen Zentralgestirns. Dann brach die Nacht an.
    Im selben Moment tauchten zwei Rover aus der Dunkelheit auf und kamen auf dem Vorplatz der Siedlung zum Stehen.
    Die Außenbeleuchtung hatte sich gerade erst eingeschaltet. Da die Lampen noch aufheizten, tauchten sie den Platz vorerst in trübes gelbliches Licht. Gestalten in Raumanzügen kletterten aus den Rovern, dehnten und streckten sich. Dann holte jemand einen Handwagen herbei und die Leute begannen, Geräte aus den Rovern auszuladen.
    In einem der Raumanzüge steckte Teiji Okuda. Der zur Schweigsamkeit neigende Mann war in Nagasaki geboren, hatte an der Universität von Tokio studiert und seit seinem Abschluss in verschiedenen asiatischen Raumfahrtfirmen gearbeitet. Als Besatzungsmitglied der Forschungsstation der Asiatischen Allianz war er auf den Mars gekommen und in dieser Zeit Assistent von Yin Chi gewesen, dem Leiter des Projekts. Seit der Zerstörung der Station gehörte er zu den Technikern der Marssiedlung, arbeitete jedoch immer noch ab und zu mit Yin Chi zusammen. So wie heute wieder, als es darum gegangen war, das Marsflugzeug in die Luft zu bekommen. Trotzdem konnte er nicht

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