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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Hüfte.
    Ulan Dhor wußte, wann er sich zurückziehen mußte. Mit dem Schwert kam er nicht gegen Steine an. »Wir verschwinden lieber…« Er wich einem Pflasterstein aus, der ihm den Schädel zerschmettert hätte.
    »Schnell, zum Laufband«, sagte das Mädchen tonlos. »Auf dem Stadtplatz finden wir vielleicht einen Unterschlupf.« Ein Stein, der fast gemächlich durch die Luft trudelte, traf sie an der Wange. Sie schrie vor Schmerz und stürzte auf die Knie.
    Ulan Dhor knurrte wie ein gestelltes Tier und suchte nach jemanden, mit dem er es aufnehmen könnte. Aber keine Menschenseele war zu sehen, weder Männer noch Frauen, noch Kinder, obgleich die Steine nach wie vor auf ihn zugeflogen kamen.
    Er bückte sich, hob Elai auf die Arme und rannte zum schnellen Mittelstreifen des Laufbands.
    Der Steinhagel ließ nach. Das Mädchen öffnete die Augen, zuckte zusammen, schloß sie wieder. »Alles dreht sich«, flüsterte sie schwach. »Ich glaube, ich bin verrückt geworden.
    Fast könnte ich denken…«
    Ulan Dhor meinte den Turm zu erkennen, in dem er die Nacht verbracht hatte. Er stieg vom Laufband und näherte sich dem Türbogen. Er hatte sich getäuscht. Eine Kristallscheibe versperrte den Eingang. Als er zögernd davor stehenblieb, schien sie zu schmelzen und die Tür war offen. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Ein weiterer Zauber dieser längst zu Staub zerfallenen Städtebauer…
    Aber es war unpersönliche Magie und völlig harmlos. Er trat hindurch. Hinter ihm bildete sich das wieder, was er als Kristallscheibe angesehen hatte.
    Die Halle war nackt und kalt, obgleich die Wände in farbenfrohem Metall gehalten und mit kunstvollem Emaillemuster verziert waren. Ein Bild stellte Männer und Frauen in wallenden Gewändern in einem hellen, sonnigen Garten mit bunten Blumen dar, die sich im Reigen wiegten.
    Wunderschön, dachte Ulan Dhor, aber kein Ort, wo man sich wirkungsvoll gegen einen Angriff zur Wehr setzen könnte.
    Korridore zweigten links und rechts ab, sie waren kahl und leer. Geradeaus befand sich eine kleine Kammer mit einem merkwürdig schimmernden Boden, der Licht auszustrahlen schien. Er trat hinein. Seine Füße wurden abgestoßen, er schwebte leichter als Eiderdaun in die Höhe. Er spürte Elais Gewicht in seinen Armen gar nicht mehr. Unwillkürlich stieß er einen heiseren Schrei aus und zappelte mit den Beinen, um wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen, aber ohne Erfolg.
    Wie ein Blatt im Wind wurde er hochgetragen. Er bereitete sich seelisch auf den grauenvollen Fall vor, wenn der Zauber seine Wirkung verlor. Doch die Stockwerke zogen an ihm vorbei, und das Parterre wich immer weiter zurück. Eine beängstigende Magie, dachte Ulan Dhor grimmig, einem Mann einfach den Halt zu rauben. Wie bald würde die Kraft erlahmen und sie in ihren Tod stürzen?
    »Streckt die Hand aus«, flüsterte Elai schwach. »Haltet Euch an einem Griff fest.«
    Er beugte sich vor, so gut er konnte, und bekam ein Geländer zu fassen, mit dessen Hilfe er sich auf eines der vorübergleitenden Stockwerke ziehen konnte. Immer noch zweifelnd, daß sie sich tatsächlich in Sicherheit befanden, betrat er eine Wohnung mit mehreren Zimmern. Staubhäufchen waren alles, was vom einstigen Mobiliar geblieben war.
    Er legte Elai auf den weichen Boden. Sie tastete nach ihrer Wange und verzog das Gesicht. »Au, es tut weh.«
    Ulan Dhor blickte mit dem müden Staunen eines im letzten Moment vor dem Tod Erretteten um sich.
    »Ich weiß nicht, was wir jetzt tun können«, murmelte Elai.
    »Nun habe ich kein Heim mehr, also werden wir wohl verhungern, denn niemand gibt uns zu essen.«
    Ulan Dhor lachte freudlos. »An Essen wird es uns ganz sicher nicht mangeln – nicht solange die Verkäufer in den grünen Ständen einen Menschen in grauem Umhang nicht sehen können… Aber es gibt Wichtigeres – die Tafeln Rogol Domedonfors', doch scheint es absolut unmöglich, an sie heranzukommen.«
    »Ja«, sagte sie ernst. »Ihr würdet getötet werden. Die Männer in Rot müssen sich gegen alle wehren – wie Ihr gestern gesehen habt. Und wenn Ihr Pansius Tempel überhaupt erreichtet, beginnt die Gefahr erst richtig – es sind Fallen dort, mit Gift bestrichene Pfähle, und die Geister, die dort Wache halten.«
    »Geister? Unsinn! Es sind Männer wie die Grauen, nur daß sie eben Grün tragen. Eure Gehirne weigern sich, Menschen in Grün zu sehen… Ich habe von etwas Ähnlichem gehört, von solchen Schranken des Gehirns…«
    In gekränktem

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