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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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geringsten.
    »Seltsam«, murmelte Ulan Dhor. »Sehr seltsam.«
    »Was ist so seltsam?« erkundigte sich Elai erstaunt. »Ich sehe nichts Merkwürdiges…«
    »Schaut einmal hinüber zu jener Säule«, forderte er sie auf.
    »Seht Ihr den Mann im grünen Umhang?«
    Sie blickte Ulan Dhor erstaunt an. »Es steht niemand bei der Säule«, erklärte sie fest.
    »Doch. Ein Mann steht dort«, beharrte Ulan Dhor. »Schaut noch einmal hin.«
    Sie lachte. »Ihr macht Spaß – oder könnt Ihr Geister sehen?«
    Ulan Dhor schüttelte resigniert den Kopf. »Ihr seid ganz offenbar die Opfer eines mächtigen Zaubers.«
    Sie führte ihn zu einem der Transportbänder. Als sie durch die Stadt getragen wurden, bemerkte er eine bootförmige Hülle aus leuchtend hellem Metall, mit vier Rädern und einer durchsichtigen Kuppel darauf.
    Er deutete darauf. »Was ist das?«
    »Ein magischer Wagen. Wenn man an einem bestimmten Hebel zieht, dann verleiht der Zauber der alten Zeit ihm große Geschwindigkeit. Verwegene junge Burschen fahren mit ihnen durch die Straßen… Seht! Dort!« Sie zeigte auf einen ähnlichen Wagen, der in das Becken eines schon lange ausgetrockneten Springbrunnens gestürzt war. »Das ist noch eines der Wunder alter Zeiten – dieses Ding konnte durch die Luft fliegen. Sie sind über die ganze Stadt verstreut – auf den Türmen, hohen Terrassen und manchmal, wie dieses, auf die Straße gestürzt und liegengeblieben.«
    »Und niemand fliegt sie?« fragte Ulan Dhor interessiert.
    »Wir haben Angst vor ihnen.«
    Ulan Dhor dachte, wie herrlich es sein müßte, einen dieser Flugwagen zu besitzen. Er stieg vom Laufband.
    »Wohin wollt Ihr?« fragte Elai besorgt und lief ihm nach.
    »Ich möchte mir einen dieser Luftwagen näher ansehen.«
    »Seid vorsichtig, Ulan Dhor«, warnte sie. »Man sagt, sie seien gefährlich…«
    Ulan Dhor starrte durch den durchsichtigen Kuppelaufsatz.
    Er sah einen gepolsterten Sitz, eine Reihe kleiner Hebel mit ihm unbekannten Lettern und eine Kugel auf einem metallenen Stab.
    »Damit bedient man offenbar den Mechanismus«, sagte er zu dem Mädchen. »Wie gelangt man in das Innere eines solchen Gefährts?«
    Ein wenig zweifelnd meinte sie: »Vielleicht öffnet dieser Knopf das Kuppeldach.« Sie drückte darauf. Das Verdeck sprang zurück. Ein Schwall stickiger Luft drang heraus.
    »Jetzt«, erklärte Ulan Dhor, »werde ich experimentieren.« Er griff hinein, drehte an einem Schalter.
    Nichts tat sich.
    »Seid vorsichtig, Ulan Dhor!« hauchte das Mädchen.
    »Achtet auf den Zauber!«
    Er drehte an einem Knauf. Der Wagen erzitterte. Ulan Dhor hantierte an einem Hebel. Das Gefährt gab ein pfeifendes Geräusch von sich und ruckte. Das Verdeck begann sich zu schließen. Eilig zog er den Arm zurück. Das Kuppeldach schloß sich. Es zwickte dabei einen Zipfel des grauen Umhangs ein. Ulan Dhor wurde von dem startenden Flugwagen mitgezerrt.
    Elai schrie entsetzt auf, packte ihn an seinen Fußgelenken.
    Ulan Dhor schlüpfte hastig aus dem Umhang und starrte dem Luftboot nach, das in wilden, kurvenreichen Bocksprüngen dahinhüpfte – geradewegs gegen einen Turm. Mauertrümmer und Metallteile polterten auf die Straße.
    »Das nächstemal«, brummte Ulan Dhor, »werde ich…«
    Er wurde sich der urplötzlichen drückenden Stille bewußt und drehte sich um. Elai starrte ihn an. Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. Sie preßte die Hand auf den Mund, als unterdrücke sie einen Schrei.
    Ulan Dhor sah sich um. Die bedächtig dahinwandelnden Bürger – die grauen und grünen – waren verschwunden. Die Straßen schienen wie ausgestorben.
    »Elai«, fragte er. »Weshalb seht Ihr mich so entsetzt an?«
    »Das Rot im Tageslicht – und die Farbe Pansius an Euren Beinen – es ist unser Tod! Unser Tod!«
    »Auf keinen Fall«, versicherte er ihr unbesorgt. »Nicht, solange ich mein Schwert habe und…«
    Ein Stein, scheinbar aus dem Nichts, zischte um Haaresbreite an seinem Kopf vorbei. Ulan Dhor blickte mit wütendem Gesicht nach rechts und links, aber von seinem Angreifer war nichts zu sehen.
    Die Türöffnungen, die Torbögen, die Arkaden waren alle leer.
    Ein zweiter Stein, so groß wie eine Faust, traf ihn zwischen den Schulterblättern. Ulan Dhor wirbelte herum, doch er sah nichts weiter als die zerfallende Fassade des alten Ampridatvirs, die menschenleere Straße, das glänzende Laufband.
    Ein dritter Stein pfiff an seiner Nase vorbei, und im gleichen Augenblick schlug ein vierter gegen seine

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