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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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überrascht über Guyals Unwissenheit.
    »Unsere Oasts, natürlich.« Abfällig deutete er auf Guyals Schimmel. »Einen seltsameren Oast, als Ihr reitet, habe ich nie gesehen. Unsere tragen uns bequem und dünken mir auch viel weniger wild als Eurer. Außerdem ist kein Fleisch delikater als wohlzubereiteter Oast.«
    Er trat ganz nah an das Roß heran und betastete Guyals Sattel und die rot und gelb bestickte, gesteppte Decke des Schimmels. »Seine Ausstattung, allerdings, ist kostbar und von erstklassiger Qualität. Ich werde Euch deshalb meinen größten und stärksten Oast für Euer Tier mitsamt seinem Putz geben.«
    Guyal lehnte höflich aber bestimmt ab. Er sei mit seinem Reittier durchaus zufrieden, erklärte er, und der Hetman zuckte die Achseln.
    Hörnerschall ertönte. Der Hetman drehte sich um, dann wandte er sich an Guyal. »Das Essen ist fertig. Wollt Ihr mit uns speisen?«
    Guyal warf einen schaudernden Blick auf den Oastpferch.
    »Ich bin nicht hungrig und muß mich außerdem beeilen. Ich danke Euch jedoch für Eure Freundlichkeit.«
    Er drückte dem Pferd die Schenkel in die Weichen. Unter dem Laubwerk eines großen Daobado warf er einen Blick über die Schulter zu dem Dorf zurück. Eine überraschende Geschäftigkeit herrschte dort. Guyal dachte an den gierigen Blick des Hetmans, als er die Pferdedecke befingert hatte, und es wurde ihm auch bewußt, daß er nicht länger auf einem richtigen, also geschützten Weg ritt. Hastig trieb er sein Roß zu größerer Schnelligkeit an.
    Als er sich dem Vorgebirge näherte, blieb der Wald zurück und machte einer Steppenlandschaft mit stumpfem, verästeltem Gras Platz, das unter den Pferdehufen knisterte. Guyal blickte sich um. Die Sonne, rot wie ein Granatapfel im Herbst, schwamm im düsteren Südwesten und verlieh der Steppe nur schwaches, verwaschenes Licht. Die Berge wirkten geradezu künstlich, wie ein Bild, das gespenstische Trostlosigkeit ausdrücken sollte.
    Noch einmal warf Guyal einen Blick auf die Sonne. Eine weitere Stunde relativer Helligkeit, dann würde die dunkle Nacht der alten Erde sich herabsenken. Guyal drehte sich um im Sattel, schaute hinter sich und fühlte sich unsagbar schutzlos und verlassen. Vier Oasts mit Reitern trotteten aus dem Wald. Als sie Guyal erspähten, brachen sie in einen holprigen Galopp aus. Guyal lief es kalt über den Rücken. Er spornte sein Pferd an, gab ihm Zügelfreiheit, und der Schimmel flog über die Steppe auf den Paß zu. Doch die Oasts mit ihren in Pelzen gehüllten Reitern folgten.
    Als die Sonne den Horizont berührte, zeichnete sich ein neuer Wald voraus als verschwommene Linie ab. Guyal blickte zu seinen Verfolgern zurück, die etwa eine Meile hinter ihm lagen, dann betrachtete er den näherkommenden Wald. Es war ungut, ihn des Nachts zu passieren.
    Das dunkle Laubwerk schloß sich nun bereits über ihm, er ritt unter den knorrigen Ästen. Wenn die Oasts über keinen besonderen Spürsinn verfügten, konnte er sie jetzt vielleicht abschütteln. Er wechselte die Richtung, bog einmal, zweimal, dreimal nach dieser, dann nach jener Seite ab, schließlich hielt er sein Roß an, um zu lauschen. Weit hinter sich hörte er das Brechen von Unterholz. Guyal stieg vom Pferd und führte es in eine tiefe Mulde, die von überhängendem Astwerk fast verborgen lag. Er wartete ab, bis die vier Männer auf ihren plumpen Oasts über ihm vorbeiritten und ihre schwarzen Doppelschatten, deren Haltung Mißmut verriet, sich in der Ferne verloren und endlich auch das Stampfen der Oastfüße nicht mehr zu hören war.
    Der Schimmel tänzelte unruhig. Das Laubwerk raschelte.
    Ein klammer Luftzug strich über die Mulde. Guyal fröstelte.
    Finsternis stieg aus der alten Erde, wie nachgefüllte Tinte in einem bauchigen Tintenfaß.
    Guyal schüttelte sich. Es war sicher am besten, weiter durch den Wald zu reiten, nur weg von den verschlagenen Dörflern und ihren so ungewöhnlichen Reittieren. Weg, nur weg…
    Er führte sein Pferd die Mulde hoch zu den Bäumen, an denen die vier vorbeigeritten waren, schwang sich auf den Rücken seines Schimmels und blieb lauschend sitzen. Weit windwärts hörte er heisere Rufe. Er drehte sich in die entgegengesetzte Richtung und überließ es dem Pferd, einen Weg zu suchen.
    Äste und Zweige flochten verworrene Muster in dem sich immer mehr verdüsternden Purpur über ihm. Die Luft roch nach Moos und feuchtem Laub. Das Pferd hielt abrupt an.
    Guyal beugte sich mit angespannten Sinnen über seinen Rücken,

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