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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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fünften Runde gewann Hawkes, als er in nur sechs Minuten das gesetzte Muster erriet. In den vorhergehenden vier Runden hatte es zwischen neun und zwölf Minuten gedauert, ehe ein Gewinner zu verzeichnen war. Der Croupier, ein kleiner, magerer Bursche mit hageren Wangen, schob Hawkes einen ganzen Haufen Münzen und etliche Scheine zu, als dieser zum Podium kam, um seinen Gewinn abzuholen. Ein leises Murmeln lief durch den Saal. Hawkes war anscheinend erkannt worden.
    Hawkes hatte hundert Kredits gewonnen. Er hatte noch keine Stunde gespielt und einen Einsatz von fünfundzwanzig Kredits geleistet. Hawkes’ scharfe Augen blitzten. Er war in seinem Element.
    Die sechste Runde ging an einen rundgesichtigen Mann mit Brille, der drei Tische weiter weg saß, aber Hawkes gewann in der siebten und achten Runde je hundert Kredits, verlor drei Runden nacheinander, gewann aber in der zwölften Runde soviel, daß er insgesamt nach Abzug der Einsätze einen Gewinn von über fünfhundert Kredits einschieben konnte. Das waren also vier Gewinne in zwölf Runden. Mindestens hundert Leute spielten in der Halle. Wenn man davon ausging, daß ein Spieler kaum jemals eine solche Gewinnserie erlebte wie Hawkes, dann hatte das zu bedeuten, daß die meisten Leute selten einmal gewannen, viele überhaupt nicht.
    Im Laufe des Abends gewann Hawkes noch weiter. Er ließ das ganze Spiel ziemlich simpel erscheinen. Einmal hatte er vier Gewinnspiele nacheinander, dann eine Weile nichts, eine halbe Stunde später aber wieder einen großen Gewinn. Alan schätzte, daß Hawkes’ nächtliche Arbeit nun schon mindestens tausend Kredits wert war.
    Aus den tausend wurden vierzehnhundert. Nun begriff Alan immer besser, worauf es bei dem Spiel ankam, und er hätte sich nur allzu gerne selbst an den Tisch gesetzt, um zu spielen. Doch das durfte er nicht, wie er wußte. Dieses Lokal war Klasse A, und ein Anfänger wie er durfte hier nicht spielen.
    Doch dann begann Hawkes zu verlieren. Drei, vier, fünf Runden brachten keinen Gewinn. Einmal machte Hawkes einen ganz offensichtlichen Rechenfehler, und Alan tat einen Entsetzensschrei. Aber Hawkes drehte sich um und brachte ihn mit einem wütenden Blick zum Schweigen. Alan wurde rot.
    Sechs Runden. Sieben. Acht. Hawkes hatte fast hundert der vierzehnhundert Kredits verspielt. Glück und Geschicklichkeit schienen ihn im Stich zu lassen. Nach der elften Verlustrunde stand Hawkes auf und schüttelte erbittert den Kopf. »Mir reicht es jetzt«, sagte er. »Wir gehen.«
    Er schob seine Gewinne ein – es waren noch immer gute zwölfhundert –, und Alan folgte ihm in die Nacht hinaus. Mitternacht war schon vorüber. Die Straßen waren jetzt sauber und menschenleer, und die Luft war feucht. Es hatte geregnet, während sie im Spiellokal waren, und Alan war fast ein bißchen traurig darüber, daß er es nicht einmal bemerkt hatte, weil er vom Spiel geradezu hypnotisiert gewesen war.
    Allmählich kamen auch aus anderen Lokalen die Menschen, die heimwärts eilten. Sie begaben sich zur nächsten U-Bahnhaltestelle. »Sie haben aber doch recht guten Erfolg gehabt?« fragte Alan.
    »Ich kann mich nicht beklagen«, antwortete Hawkes.
    »Jammerschade, daß Sie zum Schluß noch diese Pechsträhne hatten. Hätten Sie eine halbe Stunde früher aufgehört, dann wären Sie jetzt mindestens zweihundert Kredits reicher.«
    Hawkes lächelte. »Und wenn du ein paar Jahrhunderte später geboren wärest, könntest du sehr viel klüger sein.«
    »Was soll das heißen?« Alan war fast beleidigt.
    »Ich habe zum Schluß absichtlich verloren.« Sie glitten zur Station hinab und gingen zu einem Fahrkartenschalter. »Ein geschickter Spieler muß wissen, wann er auf ein paar Scheine verzichten muß.«
    »Warum?«
    »Damit die Tölpel, die mir meinen Lebensunterhalt garantieren, wiederkommen«, gab Hawkes offen zu. »Ich bin ein guter Spieler, vielleicht sogar der beste, den es gibt. Ich spüre die Ziffern sozusagen mit meinen Händen. Wenn ich wollte, könnte ich viermal, vielleicht sogar fünfmal soviel verdienen, sogar in einem Lokal der Klasse A.«
    Alan runzelte die Brauen. »Und warum tun Sie’s nicht? Sie könnten doch reich werden!«
    »Ich bin ja reich, mein Sohn«, antwortete Hawkes in einem Ton, der Alan geradezu töricht erscheinen ließ. »Wenn ich zu rasch noch viel reicher werden würde, dann müßte ich damit rechnen, daß ein wütender Kunde mir entweder ein Gift verpaßt oder ein Messer in den Bauch stößt. Schau doch mal,

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