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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Junge, wie lange würdest du in ein Spiellokal gehen, wenn ein einziger Spieler achtzig Prozent aus dem Topf kassiert und mehr als hundert Leute sich um die restlichen zwanzig Prozent raufen? Du würdest vielleicht nur einmal im Monat gewinnen, wenn du tagtäglich spielen wolltest. Bald wärst du pleite, wenn du nicht vorher zu spielen aufhörtest. Deshalb klemme ich mich nicht besonders dahinter. Ich lasse die anderen Spieler auch gewinnen, ungefähr die Hälfte der Spiele. Ich will auch nicht alles Geld, das im Topf ist, nur einen Teil. Das gehört zu den ungeschriebenen Regeln dieses Spiels.«
    Alan nickte. Jetzt verstand er. »Die anderen sollen nicht allzu eifersüchtig werden. Also drehten Sie es so hin, daß Sie in der letzten halben Stunde ständig verloren. Damit denken sie auch weniger an die Gewinne, die Sie anfangs machten.«
    »Genau das. Jetzt hast du’s begriffen.«
    Das U-Fahrzeug schoß wie eine Granate durch den dunklen Tunnel. Alan saß schweigend da und dachte über die Erfahrungen dieser Nacht nach. Jetzt wußte er, daß er noch sehr viel zu lernen hatte, ehe er das Leben auf der Erde begriff.
    Hawkes hatte eine wertvolle Gabe – die des Gewinnens. Aber er nützte sie nicht aus. Er schränkte sie ein wenig ein, so daß jene Menschen, die dieses Talent nicht hatten, nicht allzu eifersüchtig wurden. Die Eifersucht schien auf der Erde sehr häufig zu sein. Die Menschen hier führten ein kurzes, wenig ansprechendes Leben, und sie ahnten nicht einmal, wie friedlich und angenehm das Leben an Bord eines Raumschiffes war.
    Alan war sehr müde, doch es war keine körperliche Müdigkeit, die ihm zusetzte. Seelisch war er hellwach. Das Erdenleben war trotz all seiner Brutalität ungemein erregend, verglich man es mit der Ereignislosigkeit des Daseins an Bord. Die Müdigkeit war mehr eine Art Enttäuschung, weil er sich in wenigen Tagen auf der Walhalla zurückmelden mußte, und dabei gab es noch soviel Faszinierendes auf der Erde, das er erst noch entdecken mußte!
    Die U-Bahn hielt an einer Station namens Hasbrouck. »Hier steigen wir aus«, erklärte Hawkes.
    Auf einer Gleitrampe kamen sie nach oben. Die Straße war wie eine Felsschlucht, denn rund um sie herum türmten sich die Wolkenkratzer auf. Einige dieser riesigen Gebäude sahen im Licht der Straßenbeleuchtung ziemlich schäbig aus. Dieses Viertel schien nicht zu den vornehmsten der Stadt zu gehören.
    »Das hier ist Hasbrouck«, erklärte Hawkes. »Es ist eine Wohngegend, und hier lebe ich.«
    Er zeigte auf den verblichenen Glanz einer Chromtür in einem der größten und schäbigsten Gebäude der Straße. »Es ist zwar nicht elegant, aber es gibt trotzdem nichts, was sich mit North Hasbrouck Arms vergleichen ließe. Es ist das billigste, verwahrlosteste und schäbigste Mietshaus dieser Hemisphäre, aber ich liebe es. Für mich ist es ein Palast.«
    Das Tor mußte früher einmal sehr eindrucksvoll gewesen sein; jetzt knarrte es rostig, als Hawkes und Alan den Kontaktstrahl durchbrachen. Die Halle war düster und nur spärlich beleuchtet, die Luft roch abgestanden und ein wenig moderig.
    Die Schäbigkeit des Hauses traf Alan wie ein Schlag. Erst als er seine Frage schon heraussprudelte, wurde ihm deren Frechheit bewußt, aber da war es schon zu spät: »Das verstehe ich nicht, Max. Wenn Sie beim Spielen soviel Geld gewinnen, warum wohnen Sie dann in einem so verwahrlosten Haus? Es müßte doch bessere…«
    Ein Ausdruck, den Alan nicht zu deuten vermochte, flog über das Gesicht des Spielers. »Ich weiß genau, was du meinst. Wir wollen es so ausdrücken: Die Gesetze dieses Planeten sind ein wenig gegen die Angehörigen des Freien Status gerichtet. Sie verlangen von uns, daß wir in genehmigten Häusern wohnen.«
    »Aber das hier ist doch praktisch ein Slum.«
    »Das hier ist eines der weniger schönen Stadtviertel, und ich leugne es auch gar nicht. Aber ich habe hier zu wohnen.« Sie betraten einen alten, knarrenden Lift, und Hawkes drückte auf den Knopf 106. »Als ich damals hier einzog«, sagte er, »war ich entschlossen, mir den Weg in ein hübscheres Viertel zu erkaufen, sobald ich das Geld dazu hätte. Als ich es dann hatte, wollte ich nicht mehr umziehen.«
    Ächzend hielt der Lift im 106. Stock. Dort gingen sie einen schmalen, dürftig erhellten Korridor entlang; dann blieb Hawkes vor einer Tür stehen, drückte seinen Daumen auf eine eingelassene Platte und wartete, bis die Tür aufschwang. Sein Daumenabdruck hatte ein äußerst

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