Die Sterne rücken näher
er ärgerlich. »Mir ist egal, wer Sie sind, aber verschwinden Sie! Sehen Sie denn nicht, daß ich beschäftigt bin?«
»Steve, ich…«
Ein Roboter glitt an Alan heran und packte ihn fest am Arm. »Es ist verboten, die Spieler während des Spiels zu stören. Wir werden Sie aus diesem Salon hinausweisen müssen«, sagte er.
Wütend entriß sich Alan dem Griff des Roboters und beugte sich über Steve. Er schüttelte ihn kräftiger an der Schulter und versuchte, ihn von diesem flimmernden Spieltisch loszureißen.
»Steve! Sieh doch wenigstens einmal auf! Ich bin’s, Alan, dein Bruder!«
Steve schlug nach Alans Hand, als wehre er eine lästige Fliege ab. Alan sah, daß weitere Roboter aus anderen Saalecken heranglitten. In einer Minute würden sie ihn auf die Straße gesetzt haben.
»Erinnerst du dich denn nicht an mich, Steve? Dein Bruder Alan ist hier.« Wieder rüttelte er Steve an der Schulter, und diesmal drehte er ihn mit seinem Sitz zu sich herum. Steve fluchte; doch dann schwieg er verwirrt.
»Erinnerst du dich, Steve? Ich bin Alan, dein Bruder.«
Steve hatte sich sehr verändert. Sein Haar war nicht mehr dicht und lockig; es schien glatter und dunkler geworden zu sein. Seine Stirn war faltig, und um seine tief eingesunkenen Augen lag ein Netz von Fältchen. Auch ein wenig zu dick war er geworden. Und er sah unendlich müde aus. Alan war, als sehe er in einen dieser Zerrspiegel, die ein Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zu verändern vermögen; die meisten wirken komisch. An Steves Erscheinung war aber nichts Komisches.
»Alan?« flüsterte er heiser.
»Ja, ich bin Alan.« Er fühlte den harten Griff des Roboters, wehrte ihn erbittert ab und sah, daß Steve etwas zu sagen versuchte, aber kein Wort herausbrachte. Er war leichenblaß.
»Laß ihn los!« befahl Steve nach einer Weile. »Er… er hat mich nicht gestört.«
»Er muß hinausgeworfen werden. Es ist Vorschrift.«
Über Steves Gesicht flog ein Schatten. »Gut. Wir gehen beide.«
Der Roboter ließ Alan los, und dieser rieb sich den Arm. Nebeneinander gingen sie zwischen den Tischen durch und verließen das Lokal.
Hawkes stand da und wartete. »Ah, du hast ihn also gefunden. Lange genug gebraucht hast du ja.«
»M-Max, das hier ist mein B-Bruder, Steve Donnell«, stotterte Alan vor Erregung. »Steve, das ist ein Freund von mir. Max Hawkes.«
»Du brauchst mir nicht zu erklären, wer er ist«, antwortete Steve. Seine Stimme war tiefer, als er sie in Erinnerung hatte. »Jeder Spieler kennt Hawkes. Er ist der beste, den es gibt.« Im warmen Tageslicht sah Steve wesentlich älter aus, als ein Sechsundzwanzigjähriger aussehen durfte. Alan erschien er als ein Mann, den das rauhe Leben herumgestoßen hatte, der trotzdem nicht aufgab, obwohl er wußte, daß er auch für die Zukunft wenig Chancen hatte.
Und beschämt sah er drein. Das alte Feuer war nicht mehr in seinen Augen. »Gut, Alan«, sagte Steve leise. »Du hast mich also gefunden. Beschimpfe mich, wie du Lust hast, aber dann laß mich meiner Wege gehen. Es geht mir nicht so gut wie deinem Freund Hawkes, und ich muß schnellstens sehen, zu viel Geld zu kommen.«
»Ich bin nicht gekommen, um dich zu beschimpfen, Steve«, erklärte Alan bestimmt. »Gehen wir doch irgendwohin, wo wir in Ruhe reden können. Es gibt vieles, worüber wir uns unterhalten müssen.«
11
Drei Häuser vom Spielsalon entfernt gab es eine kleine, altmodische Kneipe mit Türen, die man mit der Hand aufmachen mußte, und einem ausgestopften Elchkopf über der Theke. Alan und Hawkes setzten sich nebeneinander an den kleinen Tisch in einer Nische, und Steve nahm dann ihnen gegenüber Platz.
Hier gab es auch noch einen richtigen Kellner, keinen Bedienungsroboter, und der Kellner war ein alter Mann mit müdem Gesicht, der ihre Bestellung notierte. Hawkes wollte Bier haben, Steve Whisky. Alan lehnte ab.
Er konnte nur immer in das veränderte Gesicht seines Bruders starren. Steve war sechsundzwanzig. Von Alans Standpunkt des Siebzehnjährigen aus war er ein alter Mann und hatte die Blüte des Lebens schon hinter sich.
»Die Walhalla ist vor ein paar Tagen wieder zur Erde gekommen«, sagte Alan. »In einigen Tagen legen wir ab zum Prokyon.«
»So?«
»Der Captain würde dich gerne wiedersehen, Steve.«
Steve starrte düster in sein Glas und schwieg lange. Alan ließ keinen Blick von ihm. Für ihn waren kaum zwei Monate vergangen, seit Steve das Schiff verlassen hatte; er wußte noch ganz genau, wie sein Zwillingsbruder
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