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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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haben. Ich hoffe, es ist Ihnen recht?«
    »Jaja, vielen Dank!« Er reichte ihr eine Kupfermünze, die sie überrascht aufstrahlen ließ.
    »Meine Frau und ich brechen morgen schon sehr früh auf. Sorgen Sie dafür, daß mein Pferd und das, das ich gestern gekauft habe, gesattelt bereitstehen!«
    »Natürlich, Sir, selbstverständlich. Es wird alles so sein, wie Sie wünschen. Gute Nacht, Sir!« Ihr Blick ruhte auf Mary. Wirklich, wie Lettice sah sie aus. Und schon Lettice hatte immer etwas gehabt, was sie schaudern ließ, einen Ausdruck in den Augen, der anders war als der der Leute im Dorf. Irgendwie... erbarmungslos und zu klug.
    »Gute Nacht, Madam«, sagte sie rasch, »ich lasse Ihnen die Kerze hier!«
    Aufatmend schlug sie die Tür hinter sich zu. Diese Askew, die Hexe, hatte sie angesehen, als wüßte sie genau, daß die Gegenwart Nicolas de Maurois äußerst wilde und höchst beschämende Phantasien
in ihrem Kopf freisetzte. Sie bekreuzigte sich und eilte in ihr eigenes Schlafzimmer.
    Unterdessen sah sich Mary im Zimmer um. Es war sehr kalt, hinter dem Fenster begann sich Schnee zu türmen. In dem ganzen Raum gab es nicht mehr als ein Bett, einen schmalen Schrank und einen Tisch mit einem winzigen Spiegel darüber. Auf dem Fensterbrett stand eine Waschschüssel aus Blech, schief und verbogen. Den Bretterfußboden bedeckte ein dünner Wollteppich, der schon auf den ersten Blick aufsteigende Staubwolken versprach, sollte es einem einfallen, ihn zu berühren. Die Luft war so abgestanden, als hätte seit Wochen niemand mehr das Fenster geöffnet.
    »Du lieber Himmel, ist das eine billige Herberge«, sagte Nicolas angewidert, »und das hier ist das beste Zimmer? Nun, ich hoffe, du läßt dir davon nicht die Stimmung verderben!«
    »Welche Stimmung?« gab Mary zurück, die gerade verzweifelt überlegte, wie sie in diesem verdammten Zimmer ohne Nischen und Winkel aus den Kleidern und in ihr Nachthemd kommen sollte, ohne daß Nicolas ihr dabei zusah.
    »Ich habe keine Stimmung. Ich bin todmüde, das ist alles. Hör mal zu, Nicolas, könntest du nicht so nett sein und... ich meine, es wäre mir wirklich lieber, wenn du für einen Moment nur...« Sie sah ihn bittend an, aber er sagte nichts, sondern hörte ihr nur aufmerksam zu.
    »Du verstehst mich genau«, zischte sie, »ich möchte mich jetzt umziehen, und wenn du auch nur die Spur von Anstand besäßest, dann würdest du wenigstens so lange das Zimmer verlassen! Aber ich fürchte, du hast keinen Anstand!«
    »Nein«, gab er zu und machte keine Anstalten, ihren Bitten nachzukommen, »außerdem trau ich dir nicht, du Hexe! Kaum bin ich draußen, schiebst du den Riegel vor die Tür! Ich habe einfach keine Lust, diese Nacht draußen auf dem zugigen Gang zu verbringen!«
    »Weil du schlecht bist, denkst du von allen nur Schlechtes«, sagte Mary. Sie forschte in seinen Zügen, ob sie darin die Härte finden konnte, mit der er gerade gesprochen hatte, aber sie entdeckte sie nicht. Statt dessen lag in seinen Augen noch immer jene Zärtlichkeit, die sie sich von Anfang an nicht hatte erklären können. Aber
die Erkenntnis, daß sie ihn nicht zu durchschauen vermochte, machte sie noch zorniger.
    »Wie du willst«, sie warf den Kopf zurück und ließ ihren Mantel von den Schultern rutschen, »wenn du glaubst, ich sei weniger schamlos als du, dann hast du dich geirrt!«
    Sehr langsam begann sie sich auszuziehen, wobei sie sich bemühte, ihn nicht merken zu lassen, wieviel Überwindung sie das kostete. Was sie so rasend machte, war, daß er eine unerträgliche Überlegenheit zur Schau stellte, aber sie wollte ihm wenigstens nicht den Spaß machen, sich wie eine verschämte Jungfer aufzuführen. Als sie endlich im Bett lag, zog sie die Decke bis zum Hals und dachte: Wehe, wenn du mich anrührst! Du bist nicht Frederic, und der Teufel soll mich holen, wenn ich dir jemals vergesse, wie bösartig du meine Lage ausgenutzt hast!
    Sie versuchte nicht hinzusehen, als Nicolas ebenfalls anfing, sich auszuziehen. Um ihre Unruhe zu besiegen, betrachtete sie eindringlich die Schatten an den Wänden und überlegte, welche Figuren sie in ihren Umrissen erkennen könnte. Ohne daß sie es verhindern konnte, fuhr sie zusammen, als Nicolas plötzlich neben ihr stand. Im Licht der Kerze konnte sie ihn nur schwach sehen, aber immer noch deutlich genug, um zu wissen, daß er nichts mehr auf dem Leib trug. Mit einer raschen Bewegung neigte er sich zu ihr, seine Arme umschlangen sie, sie spürte seine

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