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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Stimme. In die Stille hinein sagte Ambrose:

    »Er hat einen katholischen Priester bei sich versteckt. Die Soldaten haben den Priester gefunden, den Hof niedergebrannt und Belville erstochen.«
    Nicolas war tatsächlich für einen Moment aus der Fassung gebracht.
    Dafür hatte Mary sich wieder gefangen. Sie neigte sich vor und fragte kalt: »Weshalb sind Sie gekommen, Mr. de Maurois?« Nicolas lehnte sich gelassen zurück.
    »Vielleicht, um dich zu sehen, Mary!«
    »Sie mußten denken, ich sei verheiratet.«
    »Das hätte mich kaum gestört. Obwohl ich es so noch angenehmer finde. Mary Askew, jung, frei und schöner, als ich sie in Erinnerung hatte. Aber sag mir eines: Weshalb lebst du hier? Warum bist du nicht nach London zurückgekommen?«
    »Diese Frage können Sie an meinen Vater richten. Und an meinen Bruder Edward.«
    Nicolas sah zu den beiden hin, die sich auf einmal sehr unbehaglich zu fühlen schienen.
    »Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß Sie Mary... gegen ihren Willen hier behalten haben?«
    Ambrose rutschte nervös hin und her.
    »Nein, aber nein! Aber Mary ist erst siebzehn, und es ist... es ist meine Pflicht als Vater, auf sie aufzupassen! Wie hätte ich das junge Ding allein nach London gehen lassen können? Damals, ja, da ging sie mit Lady Cathleen. Doch jetzt... das müssen Sie verstehen, Mr. de Maurois, zum Wohle meiner Tochter mußte ich ihr das verbieten. Das sehen Sie doch ein, oder?«
    »Jaja. Ich wußte nicht, daß sie erst siebzehn ist, denn«, Nicolas lächelte Mary spöttisch zu, »denn sie war komischerweise vor drei Jahren bereits sechzehn!«
    Das begriff Ambrose nicht. Rasch fuhr er fort:
    »So ist es. Als Vater hat man viele Verpflichtungen. Das ist nicht leicht in der heutigen Zeit, das können Sie mir glauben. Aber«, er hob theatralisch die Stimme, »wenn ein Mann käme, ein guter Mann, der Mary heiraten wollte und der auf sie aufpassen würde und für sie sorgen, und dem sie eine anständige und fleißige Frau
sein könnte — ja, dem würde ich sie geben und würde sie gern in ihr Glück ziehen lassen!«
    Mary lächelte verächtlich.
    Nicolas lehnte sich vor. Seine dunklen Augen waren ernst geworden.
    »Ach«, sagte er, »wie gut, daß Sie das erwähnen. Das bringt mich doch endlich darauf, weshalb ich diesen weiten Weg nach Shadow’s Eyes geritten bin und mich bis hierher gewagt habe. Mr. Askew«, er machte eine Pause, in der nichts zu hören war als das unterdrückte Gewispere der Armen, die vor der Tür lauschten.
    »Mr. Askew, ich bitte Sie um die Hand Ihrer Tochter!«
     
    »Mr. de Maurois, das ist wirklich völlig unmöglich«, sagte Mary, »Sie kommen hierher, fragen meinen Vater, ob Sie mich heiraten können und erwarten, daß ich ganz selbstverständlich zustimme.«
    Sie standen in der kleinen Wohnstube neben der Küche, die nie benutzt wurde und daher kalt und verstaubt war, aber es war der einzige Raum im Haus, in dem man ungestört sprechen konnte.
    Nicolas lehnte an der Wand, die Beine übereinander gekreuzt, die Arme vor der Brust verschränkt und betrachtete amüsiert Marys aufgeregtes Gesicht.
    »Mary, sei doch mal einen Augenblick vernünftig«, sagte er, »du beschimpfst mich, anstatt mir freudig um den Hals zu fallen, was ich eigentlich erwartet hätte. Du brauchst mir doch nichts vorzuspielen. Ich weiß, daß du keine andere Wahl hast, als mich zu heiraten.«
    »Ach, wirklich nicht?«
    »Natürlich nicht. Ich kenne dich nicht allzu gut, aber gut genug, um zu wissen, daß du nicht freiwillig in diesem Haus lebst und Dienstbotenarbeit tust für die beiden verkommenen Männer. Du siehst elend aus und erschöpft und ganz so, als ob du Tag und Nacht über nichts anderes nachdenkst als darüber, wie du entkommen kannst. Mary«, seine ironische Stimme wurde weich, er trat vor und nahm Marys beide Hände, »Mary, willst du hier auch verkommen? Komm mit mir. Wir gehen nach London, und ich verspreche dir, daß wir ein sehr aufregendes Leben haben werden!«
    Die unverhohlene Zärtlichkeit in seinen Augen ließ Mary
schwankend werden. Nicht, daß sie es plötzlich in Erwägung gezogen hätte, ihn zu heiraten, aber zum ersten Mal seit vielen Monaten sprach jemand freundlich zu ihr, und das berührte sie stärker als alle Kränkungen ihrer Familie.
    »Sie haben recht«, sagte sie leise, »ich würde gern von hier fortgehen. Aber, Nicolas, ich kann Sie nicht heiraten. Können Sie mich nicht auch mitnehmen, ohne...«
    »Aber Mary! Für gewöhnlich ist es doch den Frauen

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