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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Verwunderung gelauscht. Sanft erwiderte sie: »Sie müssen mich verstehen. Ich bin so... so bitter arm gewesen als Kind. Geld zu haben bedeutet für mich vor allem, etwas vergessen zu können, woran ich nie wieder denken möchte, solange ich lebe. An das stinkende Stroh, auf dem ich schlief, die schmutzstarrenden Kleider, die ich trug, und all die Menschen, die... ach, verstehen Sie doch, ich bin nicht kalt und gierig, aber ich brauche Geld, um mich zu schützen, vor meinen Träumen nachts und vor meinen schrecklichen Erinnerungen.« Sie hielt inne. »Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen.«
    Mackenzie griff nach ihrer Hand, seine Finger schlossen sich fest um ihre. »Doch«, sagte er sanft, »ich verstehe es.«
    »Wirklich? Es ist so schön, daß Sie mich verstehen. Und denken Sie nicht, ich wüßte nicht, was Sie meinen, wenn Sie von Marmalon reden. Sie lieben seine alte, verträumte Schönheit, die Zärtlichkeit dieser Wildnis, Sie träumen davon, im warmen Gras zu liegen, in den blauen Himmel zu sehen und an nichts zu denken, schon gar nicht an das elende Geld... ach, manchmal träume ich auch davon... « Marys Stimme schwankte. Es war zuviel geschehen an diesem Tag. Das schreckliche Gartenfest mit den vielen neugierigen, boshaften Menschen, das plötzliche Auftauchen von Sir Claybourgh, der Brand und der schwerverletzte Mr. Tallentire. Sie ließ einfach zu, daß sie hier viel zu dicht vor Charles Mackenzie stand, und daß er ihre Hand hielt. Das Licht in der Halle wurde dämmrig, denn nun versank die Sonne hinter den Wipfeln des Waldes.
    »Ich weiß, daß Sie davon träumen, Mary«, sagte Mackenzie leise. Seine dunklen Augen ruhten eindringlich auf ihr. Sie seufzte schwach.
    »Sie... sind manchmal wie Nicolas«, sagte sie, müde und ohne darüber nachzudenken. Gleich darauf fühlte sie seine Hände härter um ihre Arme und spürte, wie er sie zu sich heranzog, bis sie eng an ihn gepreßt vor ihm stand. Verwirrt hob sie den Kopf, da hatte er sich schon zu ihr hinabgeneigt und seine Lippen berührten ihre, so heftig und unentrinnbar, daß sie keinen Widerstand leistete. Ein
lang verloschener, fast vergessener Funke entzündete sich in ihrem Körper, ließ sie zittern vor Freude. Irgendwo klang eine Warnung in ihr, aber ihre Leidenschaft und eine heftige Sehnsucht nach Zärtlichkeit waren stärker. Seine Arme glitten streichelnd über ihren Rücken, hart drückte sie ihre Fingernägel in seine Arme.
    Mein Gott, das darf doch nicht sein, dachte sie wirr, ich muß an... Nicolas...
    Charles sah sie an. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich auf diesen Moment gewartet habe«, sagte er leise, »vom ersten Augenblick an, da ich dich sah, habe ich dich geliebt, ich war verrückt nach dir, ich habe darum gebetet, daß ich dich eines Tages...« Er küßte sie wieder, sanfter diesmal und zarter als vorher. Marys Erregung, die ihren ganzen Körper erfaßt hatte, besänftigte sich. Ihr kam zu Bewußtsein, wer sie in den Armen hielt, und auf einmal nahm sie auch wieder deutlich wahr, daß sie in der Halle von Marmalon stand, daß das Haus voller Menschen war und daß sie etwas taten, was sie weder hätten rechtfertigen noch erklären können.
    »O nein!« Sie wich zurück und sah Charles ebenso fassungslos wie wütend an. »Lassen Sie mich sofort los! Lassen Sie mich los! Was fällt Ihnen ein?« Sie wand ihre Arme hin und her, um sie aus seinem Griff zu befreien.
    Charles schüttelte sie leicht. »Mary, nun werden Sie nicht verrückt! Ich hatte wirklich den Eindruck, daß...«
    Es gelang ihr, eine Hand freizubekommen. Als Charles erneut danach greifen wollte, hob sie den Arm und schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht.
    Er ließ sie sofort los und trat einen Schritt zurück. Sie standen einander gegenüber, Mary schwer atmend vor Zorn, Charles zutiefst überrascht. In die Stille hinein erklang von weither Allisons trällernde Stimme, mit der sie der mißmutigen Jane ein Lied vorsang.
    »Wie können Sie es nur wagen «, sagte Mary schließlich, »Sie wissen genau, daß ich eine verheiratete Frau bin, und nur weil mein Mann nicht hier ist, glauben Sie, daß ich... ach, was weiß ich, was Sie glauben!«

    Mackenzie lächelte. »Ihre Reue jedenfalls ist beinahe so leidenschaftlich wie Ihre Sünde«, sagte er ruhig, »allerdings fürchte ich, daß Ihr Zorn eher Sie als mich trifft, meinen Sie nicht auch?«
    Marys Augen funkelten wütend. »So, mich soll er treffen? Weil ich, nach all dem Schrecklichen, was heute geschehen ist,

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