Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon
richtige«, sagte Archibald zufrieden. Er lehnte sich zurück, und während er seinen Wein schlürfte, plauderte Anne über unverfängliche Dinge, fragte ihn, wie es Lady Patricia gehe und ob es irgendwelche Neuigkeiten im Land gebe.
»Oh Neuigkeiten gibt es immer«, antwortete Archibald, der den Tratsch liebte, »Sie wissen, der König und seine junge Frau reisen seit Juni durch die nördlichen Provinzen des Landes, weil Seine Majestät die hübsche, blonde Frau, die er sich eingefangen hat, natürlich allen Untertanen zeigen möchte. Ja, und nun geht das Gerücht um, daß die Königin die Reise bereits zu kleinen... amourösen Abenteuern benutzt...«
»Oh...«
»Es werden einige Namen genannt. Der königliche Kammerherr Culpeper zum Beispiel, oder auch Catherines Sekretär Dunham. Nun ja«, Archibald lachte laut auf, »die Dame scheint die Abwechslung zu lieben. Kann man auch verstehen, nicht? Sie ist um einiges jünger als der König!«
»Ach, immer diese Gerüchte«, sagte Anne, die es nicht liebte, über derlei Dinge zu reden, »es geht uns ja auch gar nichts an. Sir Claybourgh, ich wollte etwas Persönliches mit Ihnen besprechen.«
»O ja, ich bin schon ganz gespannt!«
»Es geht um... um Mrs. Mary de Maurois, unsere neue Nachbarin. Die Besitzerin von Marmalon.«
»Mary de Maurois? « Archibald lehnte sich in seinem knarrenden Stuhl nach vorne. »Das ist interessant. Was ist mit ihr?«
»Nun, im Frühjahr habe ich sie bei unserem Gartenfest mit Ihnen zusammen beobachtet, und sofort hatte ich den Eindruck, daß Sie einander keineswegs fremd waren.«
»Ja, wie ich damals schon sagte, wir sind uns in London einmal flüchtig begegnet.«
»Gerade dies«, sagte Anne, »glaube ich nicht so recht.«
»Was meinen Sie damit?«
»Ich glaube nicht, daß die Begegnung allzu flüchtig war, Sir Claybourgh. Dafür verlief Ihr Wiedersehen zu ... ungestüm. Ich habe Sie
sehr genau beobachtet. Ihr Gesicht war verzerrt, zunächst im Triumph, dann im Zorn. Und Mary ihrerseits bekam den größten Schreck ihres Lebens, als sie Sie plötzlich erblickte. Sie haben sie an den Armen gepackt und geschüttelt. Geht man so mit einer flüchtigen Bekanntschaft um? Und als sie sich endlich von Ihnen befreit hatte, da hat sie Hals über Kopf das Fest verlassen. Mir kam das merkwürdig vor.«
Claybourgh hatte unbeweglich zugehört. Nun lehnte er sich zurück, verschränkte die Hände vor dem Bauch und nickte langsam. »Gut, ich gebe es zu«, sagte er, »unsere Begegnung in London dauerte zwar tatsächlich nicht lange, aber sie verlief so, daß wir beide einander wohl kaum je vergessen werden.«
Anne wurde unruhig, aber Archibald winkte ab. »Nicht, was Sie jetzt denken. Leider«, er lachte meckernd, »leider hatte ich nie eine Affäre mit der reizenden, kleinen Mary!«
»Was auch immer es war...«
»Ich werde nicht darüber sprechen, Miss Brisbane. Falls Sie mich zu sich haben kommen lassen, um Einzelheiten zu erfahreri...«
»Nein. Sie brauchen mir nichts zu erzählen, wenn Sie nicht möchten.«
»Allerdings möchte ich das nicht«, sagte Archibald, »sie hat mir recht übel mitgespielt, das können Sie mir glauben!«
»Das glaube ich durchaus. Denn mir erging es nicht anders.« Annes Stimme klang schrill durch den Raum.
Archibalds Augen wurden schmal. »Wirklich? Und... möchten Sie darüber sprechen?«
»Nein, nicht im einzelnen. Was ich will«, sie erhob sich, trat zum Kamin und ihre Finger trommelten erregt auf das steinerne Bord, »was ich will, ist, daß diese Person von hier verschwindet – und zwar so schnell wie möglich!«
Archibald blickte sie erstaunt an. »Das verstehe ich nicht ganz. Erst haben Sie ihr Marmalon schließlich verkauft, und nun scheinen Sie das bitter zu bereuen!«
»Nicht ich habe ihr Marmalon verkauft, sondern Lady Cavendor. «
»Ja, aber man sagt doch...« Archibald brach verlegen ab, aber Annes Augen blitzten unnachgiebig.
»Was sagt man?«
»Nun ja, seien Sie mir nicht böse, aber es gibt böse Zungen, die behaupten, daß Sie die wahre Herrin über Lord Cavendors hinterlassenes Vermögen sind und daß Lady Cavendor...«
»Ja?«
»Es ist sicher nur ein Gerücht, und mir dürfen Sie deshalb nicht böse sein. Es heißt, daß Lady Cavendor... nun, ein bißchen von Ihnen beherrscht wird.«
Annes Miene wurde kalt und streng. »Solange es Menschen gibt«, sagte sie ruhig, »wird diese unselige Lust am Tratsch nie versiegen.«
»Da haben Sie völlig recht«, versicherte Archibald eilig,
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