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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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für einen Moment schwach war und Sie das schamlos ausgenützt haben für Ihre niedrigen und gemeinen Zwecke... oh, und ich habe kaum gemerkt, was geschehen ist...«
    »Sie haben es sehr genau gemerkt. Hören Sie, Mary, toben Sie ruhig Ihre Wut aus, das verstehe ich, aber versuchen Sie nicht, mir die hehre Unschuld vorzuspielen, die sind Sie nämlich nicht. Was geschehen ist, das haben Sie sowohl gemerkt als auch gewollt, und einen Dreck haben Sie dabei an Ihren Nicolas gedacht!«
    Die Dreistigkeit, mit der er ihr Nicolas’ Namen um die Ohren schlug, entrüstete sie zutiefst.
    »Sie vergessen, wer die Herrin auf Marmalon ist!« fauchte sie.
    Mackenzie sah sie gelassen an. »Nein. Und wenn Sie mich jetzt hinauswerfen wollen...«
    »Ich sollte es tun, ich sollte es wirklich tun!«
    »Warum tun Sie’s dann nicht?«
    »Weil... weil mir Ihre Frau sehr leid tut und Ihre armen neun Kinder, und das zehnte, das Sie leichtsinnigerweise auch schon wieder... « Sie brach errötend ab.
    Mackenzie lächelte behaglich. »Was denn?«
    »Ach, halten Sie Ihren Mund!« Mary drehte sich um und eilte durch die Halle auf die Treppe zu. Von oben erklang das Stimmengewirr der Männer, die den verletzten Tallentire in sein Schlafzimmer getragen hatten. Sie wollte zu ihm gehen, dort wurde sie gebraucht, und zum Teufel mit Charles Mackenzie! Schon war sie auf der ersten Stufe, da hielt seine Stimme sie noch einmal zurück.
    »Ich weiß, warum Sie mich nicht hinauswerfen«, sagte er gelassen, »und Sie wissen es auch!«
    Gegen ihren Willen sah sie sich zu ihm um. Breitbeinig stand er unten auf dem Schachbrettfußboden der Halle, die Kerzen an den Wänden warfen zuckende Schatten auf sein Gesicht und ein warmes, goldenes Licht auf seine dunklen Haare. Sein weißes Hemd
war schmutzig und zerknittert und auf der rechten Wange hatte er einen großen Rußfleck.
    » Ja , ich weiß es auch«, erwiderte Mary heftig, »weil ich ein lächerliches, sentimentales Mitleid mit Ihnen habe und eine einfältige Gans bin!«
    »Eine Gans? So hart hätte ich das gar nicht gesagt. Nein, Mary, Sie wissen genau, daß es ungerecht wäre, mich jetzt davonzujagen. Dafür haben Sie selbst dieses kleine Zwischenspiel viel zu sehr genossen!«
    Mary wurde weiß vor Wut. »Sie vergessen schon wieder, wer Sie sind und wer ich bin«, fuhr sie ihn mit mühsam gedämpfer Stimme an, »und nun merken Sie sich eines: Ich bin eine verheiratete Frau! Verstehen Sie? Sie drehte sich um ohne eine weitere Erklärung abzuwarten.
    Im Davongehen hörte sie seine amüsierte Stimme. »Ja, Mary de Maurois, und denken Sie bloß daran, sich das auch selber jeden Abend vor dem Einschlafen zu sagen, denn, glauben Sie mir, Sie neigen ein bißchen dazu, das hin und wieder zu vergessen!«
    Mary tat, als habe sie die letzten Worte nicht gehört. Sie blieb nicht noch einmal stehen, sondern eilte so rasch sie konnte die Treppe hinauf. Ihre Füße klackten wütend auf dem Stein und der Saum ihres Kleides raschelte zornig über die Stufen.

VI
    An einem verregneten Septembertag des Jahres 1541 ließ sich am späten Nachmittag Sir Archibald Claybourgh bei Anne Brisbane melden. Völlig durchnäßt stapfte er in den Salon, zog sein Barett ab, schüttelte den Kopf, daß die Tropfen flogen und trat sogleich dicht an den Kamin heran.
    »Ist das ein scheußliches Wetter«, murmelte er, »keinen Hund jagt man da vor die Tür. Nur den armen Archibald. Aber Sie sehen, Miss Brisbane, ich habe keine Mühe gescheut, Ihrer Einladung Folge zu leisten. Hier bin ich! «
    »Ja, das freut mich«, entgegnete Anne und blickte indigniert auf die dicken, braunen Fußstapfen, die Archibald auf dem Teppich hinterlassen hatte, »es tut mir leid, daß ich Sie bei diesem Wetter bemüht habe.«
    »Aber nein, ich bin gern gekommen. Schon aus Neugier, weil ich keine Ahnung habe, worum es geht. Wo ist denn Lady Cavendor?«
    »Lady Cavendor ruht sich um diese Zeit immer für das Dinner aus. Sie hat sich daher in ihr Zimmer zurückgezogen. Ich habe ihr empfohlen, sich mehr zu schonen, denn sie erscheint mir doch recht blutarm.«
    »Gewiß, das ist sie. Nur...« Claybourgh war erstaunt, »nur dann weiß ich nicht... dann wollten Sie mich also sprechen?«
    »Ja. Und zwar allein. Aber nehmen Sie doch bitte Platz, Sir Claybourgh.«
    Archibald ließ sich in einen der zierlichen Sessel fallen, der unter
seinem Gewicht leise ächzte. Ein Hausmädchen trat ein und stellte hohe Zinnbecher mit heißem Wein vor sie hin.
    »Das ist genau das

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