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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Freundin, und da ...«
    »Schon gut, dann führe sie hinauf.« Mary trat vor den Spiegel
und strich unwillig ihr Haar zurecht. Beim Rechnen hatte sie es völlig zerwühlt. Aber immerhin, gerade der Gedanke an ihre Zahlen stimmte sie heiter. Mit den Einnahmen des Sommers konnte sie sehr zufrieden sein. Sie hatten eine unerwartet gute Ernte gehabt und einen zweiten Auftrag zur Holzlieferung erfüllt, und stetig sammelte sich nun Geld an. Mary lächelte ihrem Spiegelbild zu. Wenn alles weiterhin so gut liefe, dann könnte sie bald damit anfangen, sich um die Einrichtung des Hauses zu kümmern. Die Möbel sahen schon recht schäbig aus und die Teppiche waren völlig abgetreten. Sie mußte Stoffe kommen lassen, um Sessel und Sofas neu zu beziehen, und dann hätte sie auch gern eine neue Holztäfelung für die Eingangshalle. Marmalon mußte das schönste und eleganteste Gut der Welt sein, wenn Nicolas erst zurückkehrte. Er sollte die grauenhaften Jahre im Kerker vergessen, die Ratten, das schmutzige Stroh und die dummen, brutalen Wärter. Er sollte schon sehen, daß sie lieben konnte, daß sie warmherzig und gütig war. Sie wandte sich vom Spiegel ab und sah zum Fenster hinaus in das sanfte Schneeflockengewirbel. Noch zwei Wochen und das Jahr 1542 brach an. Vier Jahre, dann kam Nicolas frei. Und sie würde vor dem Tower warten, in ihrem schönsten Kleid, mit zwei herrlichen Pferden... Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als Lady Patricia in einer Wolke aus Kälte und Schneegeruch das Zimmer betrat, an der Hand ihren noch immer schreienden Sohn.
    »Meine liebe, liebe Mrs. de Maurois!« Sie eilte auf Mary zu, schloß die Arme um sie und hauchte ihr zwei Küsse auf die Wangen. »Wie schön, daß wir uns endlich wiedersehen! Ich war ja den Sommer über in London, sonst hätte ich Sie viel eher besucht. Es tut mir leid, von ganzem Herzen!«
    »Sie müssen sich doch nicht entschuldigen«, wehrte Mary gequält ab. Sie betrachtete angewidert den schreienden Henry. »Wer ist denn das?«
    »Oh, das ist Henry, mein Sohn. Henry, nun hör doch auf zu weinen, was soll denn die liebe Mrs. de Maurois denken? Der Ärmste hat sich so erschreckt, weil ihm in der Halle ein furchtbares, schwarzes Ungeheuer begegnet ist, mit gefletschten Zähnen und einem lauten Knurren in der Kehle!«

    »Was? Ach, Sie meinen«, Mary schüttelte den Kopf, »Sie meinen den Hund! Der ist völlig harmlos.« Sie dachte an das arme, alte Tier, das seine steifen Knochen kaum noch bewegen konnte und keine fünf Schritte am Tag mehr tat.
    »Ich werde meine Tochter Jane rufen. Sie kann Henry ein wenig ablenken. «
    Jane erschien. Sie und Henry erkannten jeder in den Augen des anderen eine völlige Wesensgleichheit und hatten keinen Moment lang Schwierigkeiten miteinander.
    Das wird eine ewige Freundschaft, dachte Mary ahnungsvoll, während sie den beiden düster nachblickte.
    Patricia meinte entzückt: »Wie nett die beiden sich vertragen! Mal sehen, was daraus wird!«
    »Jaja. Setzen Sie sich doch, Lady Claybourgh. Möchten Sie etwas zu essen und zu trinken?«
    Es wurde ein langer, trostloser Nachmittag. Patricia plapperte ohne Unterbrechung, über Mode und Frisuren, über ihren reizenden Sohn und ihr schönes Haus, und Mary langweilte sich. Sie bemühte sich, an den richtigen Stellen »ja« und »nein« zu sagen und höflich zu lächeln, wenn Patricia etwas gesagt hatte, was sie selbst offenbar für überaus geistvoll und witzig hielt und daher auf Beifall wartete. Ein einziges Mal horchte Mary auf; das war, als Patricia auf die Königin zu sprechen kam, die im November des Ehebruchs angeklagt und seither vom Hof verbannt worden war.
    »Ihre beiden Liebhaber hat man hingerichtet«, berichtete Patricia genüßlich, »was meinen Sie, meine Liebe, ob sie ihren Mann wirklich betrogen hat?«
    »Ich weiß es nicht. Seit Jahren halten sich die Gerüchte, daß der Ehebruch von Anne Boleyn eine Lüge war, und das Geständnis von Mark Smeaton auf der Folter erpreßt. Vielleicht ist es diesmal genauso. «
    »Es soll handfeste Beweise geben, habe ich gehört. Ich finde das ja etwas schamlos, Sie nicht?«
    »Nun ja, ich weiß nicht, was ich täte, wenn ich mit diesem König verheiratet wäre«, murmelte Mary, und insgeheim dachte sie: Ich wüßte es schon. Vergiften würde ich ihn, diesen dreckigen Bastard,
dessen Schergen mir Frederic und Marmalon genommen haben. An dem Tag, an dem er stirbt, werde ich ein Freudenfeuer entzünden!
    »Was Sie täten? O meine Liebe, das

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