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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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und dann brauchen Sie die Schlinge um Marys Hals nur noch langsam zuzuziehen!«
    Ein wütender Regenschauer wurde vom Wind laut prasselnd gegen die Fensterscheibe geschleudert. Archibald merkte, wie sich draußen bereits die frühe herbstliche Dämmerung herabsenkte. Er fröstelte leicht, trotz des hell lodernden Kaminfeuers.
    »Wie soll ich aber Steuereintreiber werden?« fragte er unbehaglich, »ich habe mit diesen Dingen nie etwas zu tun gehabt!«
    Anne sah ihn böse und kalt an. Er hatte Angst, das spürte sie deutlich. Sie begriff, daß sie sich ein wenig verrechnet hatte, als sie in ihrem Vorhaben davon ausging, Archibalds Haß auf Mary sei so glühend und unerbittlich wie der ihre und werde ihn über alle Zweifel und Skrupel hinwegtragen. Verachtungsvoll verzog sie den Mund. Die größte Schwäche der Männer war ihre Halbherzigkeit,
ihre Unfähigkeit, sich ganz und gar und ohne die leisesten Vorbehalte einer Liebe, einer Frau oder einer Überzeugung hinzugeben. Immer blieben sie Feiglinge, immer noch bewahrten sie sich Schlupflöcher, Fluchtwege, durch die sie notfalls entkommen konnten. Aber wenigstens, auch da war sich Anne sicher, blieben sie letzthin allesamt käuflich.
    »Es wird nicht ganz leicht sein«, gab sie zu, »aber natürlich, da Sie die schwierigere Aufgabe in unserem Pakt haben, würde ich mich durchaus erkenntlich zeigen.«
    Lord Cavendors Hinterlassenschaft galt als eines der größten Vermögen Englands. Archibalds Augen leuchteten auf.
    »Haben Sie denn ungehinderten Zugang zu Lady Cavendors Vermögen?« erkundigte er sich.
    »Ja. Unser Goldschmied in London, bei dem der größte Teil hinterlegt ist, ist für mich ebenso erreichbar wie für Lady Cavendor.«
    »Ja ...« Archibald überlegte. Er schätzte Geld, aber er war selber nicht arm und er liebte seine Bequemlichkeit. Was Anne da vorschlug, bedeutete viel Ärger und Umständlichkeit. Und war Mary de Maurois oder Frances Clark, wie er sie bei sich immer noch nannte, das wert? Sicher, sie hatte ihn tief gedemütigt, und wenn er daran dachte, stieg noch heute heftiger Zorn in ihm auf. Aber er war nicht sicher, ob er deshalb den Wunsch hatte, sie völlig zu vernichten. Es stimmte, bis aufs Blut konnte sie einen Mann reizen. Er dachte an sie auf dem Gartenfest, an den ruhigen Blick aus ihren grauen Augen. Sie strahlte etwas aus, was einen Mann rasend machen konnte. Er wußte nicht genau, was es war. Vielleicht ihre Schönheit, die ihn lockte, und die doch unerreichbar geblieben war. Aber das allein konnte es nicht sein. Andere Frauen waren auch begehrenswert, und aus irgendwelchen Gründen konnte er sie nicht bekommen. Nein, bei Mary steckte noch etwas anderes dahinter. Sie ging durchs Leben, als brauche sie keinen Mann. Und hatte die Frechheit, das den Männern auch noch deutlich zu zeigen. In aufflackernder Wut sagte Archibald: » Wie soll ich es also machen?«
    Anne atmete unhörbar auf. Sie hatten den Zwiespalt seiner Überlegungen gespürt.

    »Geld« , erwiderte sie, »die Stellen in der Regierung, die solche Aufträge vergeben, sind für Geld sehr empfänglich. Ich glaube, da gibt es keine Schwierigkeiten.«
    »Aber wenn doch etwas passiert? Mary wird sich wehren, und wenn herauskommt, daß es sich um ein abgekartetes Spiel handelt, dann ... «
    »Was dann? Begreifen Sie doch, Sir Claybourgh: Es interessiert keinen Menschen! Mary ist völlig unbedeutend, und die Regierung hat keine Zeit, sich mit jedem Engländer zu beschäftigen, der ungehalten ist über die Höhe seiner Abgaben. Im übrigen können Sie sicher sein, daß gerade Mary de Maurois«, Anne lächelte boshaft, »daß gerade sie keineswegs daran interessiert ist, allzu viel Wirbel um ihre Person und Marmalon zu machen. Es gibt da ein paar Verstrickungen, die... recht pikant sind!«
    Archibald bezweifelte das nicht. Natürlich war Mary eine zwielichtige Person, und Gott mochte wissen, in wieviel undurchsichtige Geschäfte sie noch verwickelt war. Im Grunde hatte sie es wirklich nicht besser verdient.
    »Und wenn ich doch vor irgend jemandem die hohen Steuern auf Marmalon rechtfertigen muß?« fragte er, mit letzten Zweifeln kämpfend.
    Anne machte eine ungeduldige Handbewegung. » Lassen Sie sich etwas einfallen! Lassen Sie jeden glauben, daß diese Frau auf einem wahren Juwel sitzt, das jeden einzelnen Farthing seiner Besteuerung wert ist. Sprechen Sie von einem außergewöhnlich ertragreichen Boden. Ich bin völlig sicher, es gibt niemanden in der Gegend, der Sie nicht in

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