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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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»Nichts anderes als ein bißchen Geld wollen wir«, erwiderte er, »die Abgaben für November, wenn die Dame nichts dagegen hat!«
    »Ich habe etwas dagegen. Heute ist der achtundzwanzigste November, vor dem dreißigsten steht Ihnen nichts zu!«
    »Aber, liebe Mrs. de Maurois!« Claybourgh rückte sich bequem im Sattel zurecht. » Wollen wir es uns allen doch nicht noch schwerer machen! In zwei Tagen kämen wir wieder, was hätten Sie da schon gewonnen? Sie können nicht zahlen, später ebensowenig wie heute. Geben Sie gleich auf, da bleiben Ihnen wenigstens noch achtundvierzig Stunden, um Marmalon zu räumen, ehe es in den Besitz der Krone fällt!«
    » Woraus schließen Sie, daß ich nicht zahlen kann? Vielleicht sind Sie ja ein wenig voreilig.«
    »Das glaube ich nicht.« Claybourghs Grinsen vertiefte sich. »Sie haben mir Ihre Verzweiflung recht deutlich gezeigt, erinnern Sie sich nicht? Ich wollte eigentlich ein Gentleman sein und nicht darüber sprechen, aber da Ihr Gedächtnis Sie offenbar im Stich läßt, muß ich es nun doch tun. Kamen Sie nicht neulich nach Sluicegates herüber und machten mir ein ... nun ja, ein recht eindeutiges Angebot, für den Fall, daß ich Ihnen Ihre Abgaben erlasse? Es war mir ziemlich peinlich ... mitten in meinem Haus. Und Lady Claybourgh war schließlich in der Nähe!« Er schüttelte traurig den Kopf. Die anderen Männer lachten wiehernd, unfähig, ihre eigene Lust an diesem seichten Gespräch zu verbergen. Mary hatte das Gefühl, als träfen Claybourghs Worte sie wie ein Schlag in die Magengrube. Sie wußte nicht, woher sie die Kraft nahm, den lüsternen Blicken ringsum standzuhalten, aber sie hielt sich aufrecht. Plötzlich fühlte sie
etwas Weiches in ihrer Hand. Mackenzie stand hinter ihr und schob ihr den Geldbeutel zu.
    »Hier ist das Geld«, flüsterte er, »geben Sie’s ihm und dann jagen Sie ihn zum Teufel!«
    Sie griff nach dem weichen Stoffbeutel, in dem sich hart die Geldstücke abzeichneten. Ihre Finger schlossen sich darum, sie spürte die Kraft, die von den Münzen auf sie überströmte und langsam ihren ganzen Körper ergriff. Das alte Zaubermittel versagte nicht einmal heute.
    Geld, dachte sie, das einzige, was mich vor der Welt schützt.
    Sie hob die Hand und sah Claybourghs ungläubigen Blick, mit dem ihm die enttäuschende Erkenntnis dämmerte, daß sie diesmal womöglich wirklich noch würde zahlen können. Er verursachte ihr Übelkeit, er und die anderen dümmlich grinsenden Männer auf ihren Pferden, die sie unter sich brauchten, weil sie nur so ihrer eigenen Lächerlichkeit ein wenig Bedeutung verleihen konnten. Und wenn selbst das ihnen keine Kraft mehr gab, blieb ihnen noch der Sieg über eine Frau, so wie heute abend. So konnten sie ihren männlichen Stolz wiederfinden und sich für einige Zeit triumphierend an ihm festhalten.
    Aber ich bin mir zu schade dafür, dachte Mary, sollen sie sich doch eine andere suchen! Mit zornigem Schwung warf sie Claybourgh den Beutel vor die Füße, so daß sein Pferd ein paar erschrocken tänzelnde Schritte zur Seite machte.
    »Nehmen Sie das!« schrie sie. »Nehmen Sie es, und dann verschwinden Sie! Zählen Sie nach, der Betrag stimmt! Vielleicht kann ich wirklich im nächsten Monat nicht mehr zahlen, aber diesmal kann ich es noch, und deshalb habt ihr euch zu früh gefreut. Glaubt nicht, daß ich so leicht und so billig zu besiegen bin, wie ihr euch das gedacht habt!«
    »Erlauben Sie...« protestierte Claybourgh schwach. Vor Enttäuschung zerfloß sein Gesicht in einen weißen, wabbelnden Pudding. Er sah aus wie Ambrose, nur noch scheußlicher. Auch den anderen Männern gefror das Grinsen auf den Lippen. Ihre Gesichter wirkten verkniffen und vertrocknet, und plötzlich schürte gerade dies Marys Zorn noch mehr. Diese Schurken, einer dümmer als der andere,
so hirnlos, daß es einem weh tun konnte, und sie wollten ihr Marmalon nehmen! Ein leidenschaftlicher Haß stieg in ihr auf, es war jene wilde, vulgäre Wut ihrer Mutter und ihrer Schwester, die sie fühlte, die in ihr immer zugedeckt gewesen war von dem kultivierten Benehmen der Lady Cathleen und dem Sanftmut Frederic Belvilles, jener Menschen, die sie von klein auf geprägt hatten. Nun aber dachte sie an Nicolas, daran, was man ihm nehmen wollte, und so in die Enge getrieben, schlug ihr Erbe durch, ihre Augen blitzten wilder als es die von Lettice je getan hatten, ihr Gesicht verzerrte sich, ihre Stimme wurde schrill und brutal.
    »Verfluchte Bastarde!«

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