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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Insekt.
    »Wenn Sie das finden«, entgegnete er kalt, »gehen Sie doch vor Gericht!«
    Sie wich zurück, ihre Hände zitterten.

    »Gott im Himmel, Claybourgh, was möchten Sie denn? Sagen Sie es mir und ich tue es! Ich tue, was Sie wollen, aber lassen Sie mir Marmalon! Ich bitte Sie, lassen Sie mir Marmalon!«
    »Wie schön Sie bitten können, Mary! Ich dachte gar nicht, daß es so reizvoll sein könnte, Sie um Gnade flehen zu sehen! Ich kriege, was ich will? Und wenn ich Sie flach auf dem Bauch vor mir liegen sehen möchte?«
    Seine Stimme vibrierte vor Triumph. Mary merkte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Im Mund hatte sie plötzlich einen gallebitteren Geschmack. Tonlos entgegnete sie: »Wenn Sie das wollen, dann mache ich das auch.«
    Archibald nahm ihren Arm. Sein aufgedunsenes Gesicht war plötzlich dicht vor ihrem. Sie konnte seinen fauligen Atem riechen und seinen dicken Bauch gegen ihren gepreßt fühlen.
    »Vielleicht würde ich aber gern etwas ganz anderes von Ihnen wollen«, murmelte er heftig atmend, »das, worum Sie mich einmal betrogen haben, Sie böses, rothaariges Luder!«
    Seine fleischigen Hände fingerten am Ausschnitt ihres Kleides herum. Mary, die ihn erregt keuchen hörte, dachte voller Entsetzen: Er ist wahnsinnig! Hier in seinem Haus. Jeden Moment kann jemand kommen!
    Sie versuchte, einen Schritt zurückzutreten. »Bitte, Sie können doch nicht...« sagte sie mit abgewandtem Kopf.
    Er kam noch näher an sie heran. »Keine Sorge«, murmelte er, »ich weiß einen Ort, an dem wir ganz ungestört...«
    Ein schriller Entsetzensschrei von irgendwoher unterbrach Archibald. Lady Patricia lehnte sich über die Empore, offensichtlich nicht im geringsten darüber erstaunt, daß ihr Mann die Besucherin gerade mit beiden Händen umklammert und an sich gerissen hatte.
    »Mrs. de Maurois! « rief sie. »Nein, daß Sie sich einmal hier blicken lassen! Warten Sie, ich komme!« Schon eilte sie die Treppe hinunter, umrauscht von einer Vielzahl raschelnder Röcke. Sie umarmte Mary und sah dann ihren Mann vorwurfsvoll an.
    »Warum steht ihr hier in der zugigen Halle? Warum hast du Mrs. de Maurois nicht in einen Salon gebeten?«
    Archibald murmelte etwas Unverständliches. Er bedachte Patricia
mit wütenden Blicken, was diese gar nicht wahrzunehmen schien. Mary strich ihre in Unordnung geratenen Haare glatt.
    »Ich wollte ohnehin gerade gehen«, sagte sie kühl.
    »Nein, das dürfen Sie nicht«, protestierte Patricia, »ich möchte mich jetzt mit Ihnen unterhalten. Wo ist denn Jane? Haben Sie sie nicht mitgebracht?«
    Mary hatte den Eindruck, daß ihre Nerven zerreißen würden, wenn sie noch einen Augenblick länger das Geschnattere von Lady Patricia ertragen müßte.
    »Ich will nicht unhöflich sein«, sagte sie so beherrscht wie möglich, »aber ich bin nicht zum Plaudern gekommen. Es geht um die Steuern...«
    Archibald ließ ein hohes Kichern vernehmen. »Mrs. de Maurois meint, sie müßte zu hohe Abgaben zahlen!«
    »O wirklich?« Patricia sah sie erstaunt an. »Aber der Krieg mit den Schotten? Dafür braucht die Regierung Geld!«
    »Das habe ich ja auch versucht zu erklären«, sagte Archibald, »aber wie so viele Leute denkt Mrs. de Maurois, daß in einem sotchen Fall sicherlich jeder zu zahlen hat – aber nicht sie!«
    Patricia lachte. »Sie sind ja eine Schlimme!« rief sie amüsiert.
    Mary sah Archibald aus tiefdunklen Augen an.
    »Er zerstört mich«, sagte sie leise, »und zwar bewußt und absichtlich!«
    Patricia lachte noch lauter. »Sie können ja richtig unglücklich aussehen«, kicherte sie. Sie begriff nicht im mindesten den Ernst der Lage, sondern hielt Mary nur für kokett und raffiniert. Mary selbst merkte, wie ihr heiß wurde. Die Säulen der Halle tanzten, die schwarzen Quadrate auf dem Fußboden schoben sich ineinander, bis sie groteske Figuren bildeten. Mary krampfte ihre Hände ineinander. Sie verspürte eine nie gekannte Gier, Blut auf den lächelnden Gesichtern vor ihr zu sehen. Oh, alle zehn Finger auf einmal hätte sie in Archibalds weiße, fettige Haut schlagen können! So schnell sie konnte, und ohne noch etwas zu sagen, rannte sie hinaus, hinter sich Patricias erschreckte Rufe und Archibalds Gelächter.
    Die kalte Winterluft tat ihr gut. Sie hielt sich am Geländer der Eingangstreppe fest und preßte die Hand auf ihr heftig schlagendes
Herz. Dann hörte sie Schritte hinter sich und raffte sich auf. Nur nicht noch einmal Patricia begegnen! Sie nahm sich nicht einmal mehr die Zeit,

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