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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sein«, sagte Lady Fairchild, die nicht wußte, daß Mary, getreu dem Rat des verstorbenen Will, stets mehr zu scheinen als zu sein, wieder einmal pompöser auftrat, als sie es sich leisten konnte, »nun ja, neureich ist sie. Sie hat wohl reich geheiratet?«
    Da Cathleen nicht sagen mochte, auf welchem Weg Mary tatsächlich an ihr Gut gekommen war, nickte sie und sagte nur: »Ich weiß nicht genau... das hängt wohl alles mit der Kirchenreform zusammen. «
    »Ja, da hat sich so mancher bereichert«, Lady Fairchild nickte
grimmig, »ich verstehe nicht ganz, warum du diese Frau einlädst, Kind. Ein ehemaliges Küchenmädchen! Ich finde...«
    Sie wurde von Anne Brisbane unterbrochen, die, wie sie es seit Jahren gewöhnt war, ohne anzuklopfen ins Zimmer trat, was bei Lady Fairchild ein leises Stirnrunzeln hervorrief. Anne sah aus, als habe sie seit mehreren Wochen schon nicht mehr geschlafen. Unter ihren Augen lagen bräunliche Ringe, ihre Nase stand spitz zwischen den eingefallenen Wangen hervor. Es gelangt ihr nicht, das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken.
    »Ich wollte fragen, ob ich Mylady beim Ankleiden helfen kann«, sagte sie leise. Vor den Ohren Fremder gebrauchten sie und Cathleen ihren sonst viel vertraulicheren Ton nicht; Cathleen instinktiv, weil sie beständig Zurechtweisungen fürchtete, und Anne sehr bewußt, weil sie sicher war, daß ihre innige Freundschaft mit Cathleen bereits mehr Klatsch und Tratsch auslöste, als ihnen lieb sein konnte.
    »Ach ja, gut, daß Sie kommen, Anne«, rief Cathleen, »ich sollte wirklich langsam ans Anziehen denken! Ist mein Bräutigam schon eingetroffen? «
    Anne, die gerade das prachtvolle Brautkleid aufgehoben hatte, ließ es mit bebenden Fingern zu Boden fallen.
    »Er ist da«, antwortete sie mit klirrender Stimme, während Lady Fairchild gleichzeitig sagte: »Passen Sie doch auf, Miss Brisbane! Wenn der helle Stoff nun Flecken bekommen hat!«
    »Verzeihen Sie, Mylady.« Anne bückte sich und hob das Kleid hoch. Als sie sich aufrichtete, sah sie so bleich aus, daß Lady Fairchild den Kopf schüttelte.
    »Wirklich, Miss Brisbane, Sie gefallen mir gar nicht. Schon die ganzen letzten Tage denke ich, daß mit Ihnen etwas nicht stimmt. Sind Sie krank?«
    »Nein, Mylady. Es geht mir gut, danke.«
    »Dann helfen Sie jetzt meiner Tochter beim Ankleiden. Ich muß mich auch noch umziehen. Auf Wiedersehen, mein Liebling. Und laß dich nicht zu eng schnüren, sonst wirst du wieder beinahe ohnmächtig, wie bei deiner ersten Hochzeit!« Lady Fairchild verließ das Zimmer.

    Anne trat an Cathleen heran, über dem Arm ein Kleid aus wogender blaßgelber Seide. »Willst du es dir nicht noch einmal überlegen, Cathleen?« fragte sie flüsternd. »Noch ist es nicht zu spät!«
    Cathleen sah sie verwundert an. »Was gibt es da zu überlegen? Ich heirate heute den Mann, den ich liebe. Ich habe mich seit Monaten auf diesen Tag gefreut!«
    »Ich glaube, du hast es dir nicht gründlich genug überlegt. Was auch immer du für Sir Hadleigh empfindest — er ist ein Mann!«
    »Ja, ich weiß.«
    Annes Stimme wurde heiser. »Es wird alles so sein wie damals. Du weißt es doch noch? Denk daran, was es bedeutet, verheiratet zu sein. Alle Männer sind gleich. Sir Hadleigh wird mit dir die gleichen schrecklichen Dinge tun, die Cavendor getan hat, und unter denen du so gelitten hast!«
    Die Erinnerung an den ebenso groben wie rücksichtslosen Lord Cavendor in ihrem Bett ließ Cathleen erbleichen, aber sie faßte sich rasch wieder.
    »Das ist diesmal ganz anders!« rief sie. »Ich liebe diesen Mann! Ich vertraue ihm, Anne. Kannst du das nicht verstehen?«
    »Eine Frau kann immer nur einer Frau vertrauen. Ich dachte, das hättest du inzwischen begriffen. Männer dürften gar nicht auf der Welt sein. Sie sind grausam und zerstörerisch. Beständig müssen wir vor ihnen auf der Hut sein!«
    Cathleens soeben noch heiteres Gesicht war plötzlich ganz ernst. »Aber, Anne, das habe ich auch immer geglaubt. Doch es ist gar nicht wahr! Nicht alle Männer sind so, wie du sagst! Sir Hadleigh ist anders. Er ist gut und lieb und freundlich. Ich fühle mich von ihm beschützt, und er gibt mir eine Geborgenheit, die mir keine Frau geben könnte. Es ist die Geborgenheit, nach der ich mich ein Leben lang gesehnt habe.«
    Auf Annes Stirn hatte sich feiner Schweiß gebildet. »Du wirst es bereuen. Ich bitte dich von ganzem Herzen, Cathleen, tu es nicht. Deine Freiheit und dein Glück sind vorbei. Und«, jetzt schwankte

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