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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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daß Sie das sagen, Sir Hadleigh«, erwiderte sie, »wissen Sie, heute früh sah ich in den Spiegel und fand, daß ich alt werde.«

    »Mein Gott, Mrs. de Maurois! Seit wann reden Sie solchen Unsinn? « Er forschte in ihren Zügen und erkannte an dem amüsierten Lächeln in ihren Mundwinkeln, daß sie das nicht nur dahergeredet hatte. Vielleicht hatte sie sogar recht mit ihrem Empfinden, doch hatte sie es in die falschen Worte gefaßt. Sie wurde nicht alt, sie wurde nur immer reifer. Ihr Gesicht gewann einen Ausdruck von Tiefe und Klarheit, den Sir Hadleigh sehr reizvoll fand. Nach seiner Ansicht fing die Schönheit einer Frau in den Jahren an, in denen aus ihren Augen und ihrem Lächeln Erfahrung, Vergangenheit und tief verschlossene Geheimnisse eines heftig gelebten Lebens sprachen. Mary hatte gelebt, stark und anteilnehmend, das konnte er ihr ansehen. Sie hatte gelitten und geliebt, hatte Stunden euphorischen Glücks ebenso gekannt wie Momente finsterer Verzweiflung. Sie hatte begriffen, daß sie wohl nie gleichmütig leben würde, war aber zugleich auch zu der Erkenntnis gelangt, daß das Leben, solange sie sich ihm hingab, tausend völlig unwahrscheinliche, überraschende Ereignisse für sie bereithielt und daß sie gelassener sein durfte, als sie es bisher gewesen war. Sie schien Sir Hadleigh sehr entspannt an diesem Tag. Vermutlich hatte sie gute Geschäfte gemacht.
    »Waren Sie in London?« erkundigte er sich. Sie nickte, der leise Anflug von Melancholie verschwand aus ihren Augen.
    »Ja. Wir haben Getreide auf dem Bartholomäusmarkt verkauft. Und ich habe einen Liefervertrag mit einer Schiffswerft!« Hadleigh nickte anerkennend. »Damit können Sie jetzt eine Menge Geld verdienen. Vor allem, wenn eintritt, was viele behaupten, nämlich, daß eine Kriegsflotte nach Frankreich geschickt wird. Und dann hängt es natürlich noch davon ab, wie lang der Krieg dauert. Möglicherweise machen Sie das Geschäft Ihres Lebens!«
    »Es sieht jedenfalls recht gut aus.«
    »Und auf den Nachbargütern sieht man Ihnen neidisch zu. Die haben alle ihre Wälder viel zu früh und zu rücksichtslos abgeholzt und für einen Schleuderpreis verkauft.«
    »Das war wirklich nicht klug«, bemerkte Mary kühl, »der Krieg war schon seit mehreren Jahren vorauszusehen. «
    »Nicht jeder konnte das wohl abwarten. Aber sagen Sie, was redet man in London? Ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr aus der Provinz
fortgekommen und außerdem seit Wochen nur noch mit meiner Hochzeit beschäftigt.«
    »Die ist auch wesentlich interessanter als London. Dort spricht man über die Schotten, die Franzosen — und die neue Königin!«
    »Catherine Parr. Die verwitwete Lady Borough und verwitwete Lady Latimer. Auch ein recht heiratsfreudiges Geschöpf offenbar. Haben Sie sie gesehen?«
    »Nur auf den Bildern der Straßenmaler. Sie ist nicht schön, aber sie hat wohl viel Persönlichkeit.«
    »Ich überlege immer, wie eine Frau sein muß, die den König heiratet«, meinte Hadleigh nachdenklich, »ist sie naiv oder unerschrocken? Er war fünfmal verheiratet, hat zwei Frauen verstoßen und zwei aufs Schafott gebracht. Was glaubt Catherine Parr, was mit ihr geschehen wird?«
    »Ich weiß nicht, aber wenn ich sie nach ihrem Bild beurteilen soll, dann ist sie keineswegs eine einfältige Frau mittleren Alters, die vor lauter Glück darüber, daß sie Königin wird, alle vernünftigen Überlegungen beiseite schiebt. Ich glaube, sie weiß sehr genau, was sie tut, und sie ist sehr stark. Womöglich stärker als der König. Aber dies«, Mary sah sich vorsichtig um, »dies natürlich nur ganz unter uns. «
    »Natürlich«, stimmte Hadleigh zu, »wir wollen nicht wegen Hochverrates vor die Sternkammer kommen. Im Tower lebt es sich verteufelt schlecht!« Er lachte, verstummte aber gleich darauf erschrocken, als er Marys Miene sah. Rasch wie ein Blitzschlag hatte sich die Wandlung ihres Gesichtes vollzogen, von heiterer Gelassenheit zu angespannter Qual. Aber ehe Hadleigh dazu kam, sich zu wundern oder zu fragen, was los sei, riß er selber erschrocken die Augen auf.
    »Oh, Himmel, Anne Brisbane«, sagte er flüsternd, »warum kann ich mich nicht in Luft auflösen?«
    Anne kam geradewegs auf ihn zu. Sie sah so entschlossen aus, daß die anderen Gäste ihr unwillkürlich auswichen und eine Gasse bahnten, durch die sie gehen konnte. Sie strahlte geballte Angriffslust aus. Hadleigh trat einen Schritt zurück.
    »Bleiben Sie bloß bei mir, Mrs. de Maurois«, murmelte er,

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