Die Sternenkrone
der größten Geschenke, die das Leben bereithält. Aber das könnt Ihr jetzt wohl noch nicht so recht begreifen. Auch uns fiel es schwer. Anfangs dachten wir, eine solche Liebe müßte eine Art Falle sein. Es ist schwer zu glauben, daß Ihr Euch an nichts davon erinnern werdet, da diese Dinge in Eurer Realität noch nicht geschehen sind – aber vielleicht dringt eine Art Abglanz bis zu Euch durch. <«
Er macht eine Pause und sieht Di mit einer Spur von Verwirrung an. Diane starrt zur Decke. Sie scheint sich gefangen zu haben.
»>Den Rest des Briefes soll Di lesen. Es geht vor allem um praktische Informationen – wo Ihr was findet, wie das Leben in dieser Zeit abläuft, wer Eure Bekannten sind. Euer bester Freund, Freddy Tillum, wird am Nachmittag vorbeischauen und Euch ein wenig behilflich sein. Er ruft aber vorher an. Vielleicht seht Ihr in ihm nicht mehr als einen geschwätzigen alten Langweiler, aber wir bitten Euch – wir flehen Euch an –, stoßt ihn nicht vor den Kopf! Er bedeutet uns mehr, als wir je auszudrücken vermögen; und das hat nichts damit zu tun, daß er uns einmal das Leben gerettet hat. Doch bevor nun Diana weiterliest, eine Warnung: Verlaßt das Haus nicht, ehe Ihr den Brief zu Ende gelesen und mit Fred gesprochen habt! Wir meinen das sehr ernst!<«
»Puh, bin ich heiser!« Don trinkt einen Schluck Wasser. »Hast du dich soweit erholt, Di, daß du weiterlesen kannst? Sicher ein unheimliches Gefühl, einen Brief an sich selbst zu schreiben. Und ich kann nicht behaupten, daß ich bisher besonders klug aus diesen Zeilen geworden bin.« Er überfliegt die folgenden Seiten. »Du hast deine Notizen zumindest geordnet und mit Überschriften versehen. Ah, da steht etwas – der Kater heißt Henry. Henry Kater oder Henri Quatre. Süß. Er ist sechs ...«
Diane schweigt und bleibt reglos liegen. Don begibt sich auf die andere Seite des Betts und legt sich ebenfalls hin, nachdem er die Slipper von den Füßen gestreift hat.
»Das ist eine ganze Menge zu verdauen«, sagt er leise. »Die Große Wirtschaftskrise ... Revolten ... Hunger ... Verzweiflung ...« Seine Stimme schwankt ein wenig. »Liebe.«
Ihre Blicke wandern immer noch die Decke entlang. Plötzlich deutet sie mit einem erstaunten Ausruf auf eine Stelle am Kopfende des Betts.
Don holt ein kleines, mit Haftstreifen befestigtes Päckchen herunter, das sich zunächst wohl hinter dem Brief verborgen hatte. Es ist eine kleine, mit einer Notiz umwickelte Tube: »Das hier wird Dons Akne in ein bis zwei Tagen heilen!«
»Heureka!« Er schraubt sie auf und beginnt sofort Gesicht und Schultern mit der Paste zu betupfen. Selbst Di lächelt schwach. Er steht auf und tritt vor den Spiegel, um das Werk zu vollenden.
»Ich habe einen Bärenhunger«, sagt er. »Milch oder etwas Ähnliches würde uns jetzt guttun. Bist du schon wieder fit genug, um dich auf Nahrungssuche zu begeben? Vermutlich dürfte auch in der Zukunft die Milch im Kühlschrank sein, oder?«
Sie scheint zu einem Entschluß zu kommen. »So, wie es aussieht ... wird sich diese Situation nicht von selbst ändern. Wir können sie nicht verschlimmern, wenn wir eine Zeitlang mitspielen, oder?« Tatsächlich findet auch sie die Vorstellung von einem Glas kalter Milch mehr als verlockend.
»Nein, das wohl nicht«, entgegnet er ruhig. Er ist erleichtert, daß sie allmählich in die Realität zurückkehrt. »Vermutlich sitzen wir hier für vier Wochen fest – gemeinsam, so leid mir das für dich und mich tut!« Der letzte Satz klingt kühl.
Sie sieht ihn scharf an. Er fängt ihren Blick auf und fragt sich, ob sie zum erstenmal die Erfahrung macht, daß ein Mann sie abweisend behandelt. Aber er sagt nur: »Wir sind am besten vorsichtig und gehen uns ein wenig aus dem Weg, ehe wir mehr wissen.«
Das Schlafzimmer geht direkt in eine Art Wohnraum über. In einer Nische entdecken sie Küchengeräte, darunter einen großen gelben Kasten, der Ähnlichkeit mit einem Kühlschrank aufweist. In der Nähe befindet sich ein Spülbecken mit einem Abtropfgitter, in dem Teller und Gläser stehen.
Der Kühlschrank hat keinen Griff.
Don mustert ratlos die glänzenden Flächen. Nirgends sieht er einen Mechanismus zum Öffnen des Kastens. Plötzlich lacht er, tritt einen Schritt zurück und sagt laut: »Öffne dich!«
Lautlos schwingt die Tür auf, und die Innenbeleuchtung schaltet sich ein.
Der Inhalt ist eher dürftig, aber immerhin entdeckt Di etwas, das ein Milchbehälter sein könnte.
»Woher hast
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