Die Sternenkrone
du das gewußt?« fragt sie, während sie die Milch einschenkt. »Du nimmst ein großes Glas?«
»Ja, bitte.«
»Also – woher hast du das gewußt?«
Er zuckt die Achseln. »Eigentlich gar nicht ... Ich dachte nur ... Immerhin sind wir in der Zukunft.“
»In einer Zukunft«, sagt sie leise, aber bestimmt. »In deiner Version kommt vermutlich der Butler und reicht uns Kaviarbrötchen auf einem Silbertablett.«
»Bitte!«
»Ein paar Witze auf deine Kosten mußt du mir schon gestatten, Di, nachdem du mich erst so fertiggemacht hast!“
»Da ist Henrys Schüssel.« Sie will sie ausspülen, findet aber keinen Wasserhahn.
»Heißes Wasser an!« befiehlt sie. Aus der Wand schießt ein dicker Strahl. »Aus! Aus! Heißes Wasser aus!« Der Strom versiegt.
»Wahrscheinlich gibt es irgendwo einen Reguliermechanismus«, meint Don. »Aber ich schlage vor, daß wir im Moment genau aufpassen, was wir hier in der Küche sagen, sonst entfesseln wir die schönste Slapstick-Komödie.«
Eben als sie Milch für den Kater eingießt, der sich zu ihnen gesellt hat und sie nun reserviert beobachtet, hören sie einen Glockenton.
»Oh, verdammt, wir hätten diesen Brief doch fertiglesen sollen! Ist das nun die Türklingel oder das Telefon?« Er versucht das Geräusch zu orten. »Es kommt von hier ... aus diesem Kästchen? Aber wie antworte ich?« Er spielt an einem Mechanismus herum. »Hallo? Hallo?«
»Hallo«, entgegnet eine Stimme aus einem Gitter in der Wand. »Hier spricht Fred Tillum. Don oder Di, seid ihr da?«
»Ja, ich bin es, Don, aber ich weiß nicht recht, wie dieses Ding funktioniert.«
»Sprich einfach weiter wie bisher! So praktisch dieser Apparat auch ist – auf die Privatsphäre nimmt er wenig Rücksicht.«
Die Stimme klingt alt, aber unverkennbar herzlich. »Ich höre an deiner Stimme, daß ihr den Wechsel vollzogen habt.«
»Allerdings! Wir sind mit den Notizen, die wir uns hinterlassen hatten, noch nicht ganz durch, aber bis zu dir waren wir bereits vorgedrungen. Guten Tag, Fred!«
»Tag, Don! Ich kann es nicht erwarten, dich als Teenager zu sehen!«
»Sieh dir lieber Diane an! Sie ist der Hammer ... Das gilt auch für mich, allerdings mit negativem Vorzeichen. Ich habe Akne. Vielleicht sogar Lepra.«
Fred lacht. »Willst du trotzdem, daß ich bei euch vorbeischaue? Der Bus wäre um drei Uhr da. Ich selbst lebe in Enklave 55.«
»Ich würde mich sehr freuen. Was Di angeht – nun ja, du wirst sie selbst erleben. Momentan bereitet ihr der bloße Gedanke, daß sie mit mir verheiratet ist, einen solchen Schock, daß sie kaum ein Wort hervorbringt. Sie versteift sich darauf, daß dies hier nur eine von vielen Zukunftsmöglichkeiten ist.«
»Di ist nicht glücklich? Aber ...«
»Ich weiß, ich weiß. Und ehrlich gesagt, so wie sie sich momentan aufführt, wäre mir eine alternative Zukunft auch lieber. Vielleicht kannst du uns helfen, das Problem zu lösen.«
»Ach du liebe Güte!« sagt Fred langsam. »Ich weiß nicht, was ich da tun kann. Aber ich werde es natürlich versuchen ... Bis um kurz nach drei dann! Man wird dich von der Pforte aus anrufen. Sag den Wächtern meinen Namen, und sie lassen mich herein!«
»Das ist noch etwas, worüber wir uns unterhalten müssen, Fred. Was, zum Teufel, ist denn mit unserer Welt geschehen?«
»Oh, das ist eine lange, traurige Geschichte. Bis drei also. Und bleibt heute besser noch daheim! Habt ihr genug zu essen? Ich könnte etwas mitbringen.«
»Ich denke, es reicht. Di sieht gerade nach ... Ja, wir kommen zurecht. Trotzdem vielen Dank für das Angebot. Ich fange an zu begreifen, daß wir in einer völlig neuen Umgebung leben.«
»Du sagst es! Bis später also!«
»Bis später ... So, und jetzt auflegen, oder was immer man mit dem Ding tut!« Er fummelt an dem Gerät herum, bis er ein Klicken und den Wählton hört. »Geschafft – aber frag mich nicht, wie und warum!«
»Und wenn wir selbst jemanden anrufen wollen?« fragt Di.
»Wir lesen deinen Brief. Wie wir mittlerweile wissen, warst du für die praktischen Probleme zuständig.«
Während sie ins Schlafzimmer zurückgehen, um den Brief zu holen, meint Di nachdenklich: »Ich hab mal eine Geschichte gelesen ... Es ging um eine Maus, die irgend etwas anders machte als ihre Artgenossen. Eine Kleinigkeit ... Ich weiß nicht mehr genau, was es war. Vielleicht mochte sie plötzlich keinen Käse mehr oder so was. Aber sie veränderte dadurch die Zukunft der ganzen Welt.«
Don seufzt. »Habt ihr Mäuse in
Weitere Kostenlose Bücher