Die Sternenkrone
ehrlich nicht ... Ach Gott, dein Rücken ist so schön ... Bekomme ich dich nie von vorn zu sehen?«
Diane starrt den Kater mit wachsender Verzweiflung an. Sein lautes Schnurren übertönt des Ventilatorsummen. Die unveränderte Realität des Raumes dringt allmählich in ihr Bewußtsein: Hyannisport und die Yachten rücken in verschwommene Fernen.
Mit einem herzzerreißenden Laut dreht sie sich zu Don um und vergräbt ihr Gesicht in den Kissen. Plötzlich sind die Schleusen geöffnet. Sie wimmert wie ein verletztes kleines Tier, er nimmt sie in die Arme, und sie schluchzt an seiner Brust.
»So – so ist es gut! Laß alles raus, was dich quält! Sag Gott, was du von ihm und seinen schmutzigen Tricks hältst! Laß es raus, Liebes! Schlag auf mich ein, wenn es dich erleichtert!«
Seine Hände streicheln sie mitfühlend, beruhigend.
Als das Schlimmste vorbei ist und das heftige Schluchzen verebbt, trocknet sie die Tränen mit dem Bettlaken und schaut zu ihm auf. Die entsetzliche Akne! »Oh! Rühr mich nicht an!« Sie stößt ein Wutgeheul aus und läßt ihre Blicke durch das unpersönliche, einfache Zimmer wandern. Ein schlichter karierter Bademantel liegt am Fußende des Betts. Sie rappelt sich hoch und zieht ihn an. »Igitt! Das alles kann nicht wahr sein. Und so leid es mir tut – du siehst furchtbar aus. Ich kann es nicht ändern.« Wieder laufen ihr Tränen über die Wangen.
»Es ist ziemlich schlimm, nicht wahr?« Er fährt sich mit den Fingern über das Gesicht. »Aber ich bin sicher, daß sie inzwischen ein Mittel gegen Akne entdeckt haben. Ich werde es mir besorgen.« Er steht ebenfalls auf, sieht einen Stapel mit Unterwäsche und beginnt sich anzuziehen.
»Und dieses Zimmer!« schluchzt sie. »Di ... dieses schreckliche, billige Zimmer! Wie ich es hasse, hasse, hasse! Das Ganze muß ein Irrtum sein!«
»Weißt du was?« Er setzt sich auf die Bettkante und streift die Socken über. »Wenn du nicht wie ein Engel aussehen würdest, könnte man dich für ein egozentrisches, materialistisches, gieriges, unverschämtes kleines Miststück halten. So aber ...« – er schwenkt den Socken anklagend in ihre Richtung – »bist du ein verwirrend schönes, gieriges, unverschämtes kleines Miststück! Und ich habe allmählich die Schnauze voll von dir. Du hast wohl geglaubt, du würdest als First Lady im Weißen Haus erwachen, stimmt's? Du bist bereits stinkreich, soviel weiß ich über dich. Dein Vater ist ein millionenschwerer Börsenmakler in Chicago. Aber du kriegst den Kanal nicht voll! Du wolltest stinkstinkreich werden, und es sollten möglichst vornehme Dollars sein, ja? Eine Gnädige von und zu, nicht wahr? Nur – du hast es nun mal nicht geschafft! Und dieses Zimmer ist alles andere als schrecklich. Sieh mal, sogar die Mieze hast du jetzt vertrieben!«
Gekränkt durch den Lärm, verläßt der Kater den Raum mit hocherhobenem Schwanz.
»Ganz zu schweigen von mir! Da wacht man neben einer heißen Biene auf, und die kriegt einen Hysterieanfall, weil man nicht ihr Typ ist! Ich bin auch nur ein Mensch – falls dir je der Gedanke gekommen ist, daß es noch andere Menschen außer dir gibt!«
Sie hat sich jetzt etwas besser in der Hand. »Entschuldige«, sagt sie steif. »Es tut mir ehrlich leid, daß ich so ausgerastet bin ... Aber ich glaube immer noch, daß es sich um einen Irrtum handelt. Vielleicht war ich zufällig auf Besuch bei dir ...«
»Und die Zeit hat uns in diesem Zimmer eingeholt? Möglich. Aber glaub ja nicht, daß ich dich hier mit Gewalt festhalten möchte! Ganz im Gegenteil! Wenn wir nicht in Erfahrung bringen, wohin du gehörst, finden wir vielleicht ein Hotel, das deinen Ansprüchen genügt, und du kannst den Rest der Zeit dort abwarten. Immer vorausgesetzt, wir haben die nötige Kohle! Es deutet einiges darauf hin, daß die Bewohner dieses Zimmers nicht gerade in Geld schwimmen.«
»Hmm.«
»Ich gehe der Sache am besten nach. Irgendwo liegt sicher ein Sparbuch herum.« Er angelt sich mit den Zehen ein Paar ausgetretene Slipper heran, steht aufund wirft ihr einen langen, kühlen Blick zu. Der billige Bademantel sieht an ihr kostbar aus. Sie wirkt unschuldig und traurig zugleich. Aber er schüttelt den Kopf. Nein.
Plötzlich sagt sie: »Was ist das?« und deutet auf einen Umschlag, der mit einem Klebestreifen am Kopfende des Betts befestigt ist. Er tritt näher und liest laut:
LEST DIESEN BRIEF, EHE IHR DAS ZIMMER VERLASST – BEIDE! »Eine Nachricht, die wir für uns selbst
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