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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Bestimmt würde IHM etwas Besseres einfallen. Aber wie, wann und wo?
    So begann die erste Phase von P.'s Bemühungen, das SUCHEN, in der sie in naiver Weise ihre knospende Weiblichkeit dem Erdboden darbot.
    Doch wie würde sie die langen Wintermonate überstehen, während derer sie in der Schule in der Stadt, eingeengt durch die menschliche Zivilisation wäre? Seltsamerweise machten ihr diese Unterbrechungen des wirklichen Lebens nichts aus. Sie waren nichts anderes als lange Träume; P. überwinterte in sich selbst, während sie heiteren Sinns die Namen französischer Könige oder den Lehrsatz des Pythagoras auswendig lernte. Ihr war gar nicht bewußt, daß sie ziemlich hübsch geworden war, und ihr war nur undeutlich bewußt, daß sie sehr reich geworden war, dank einer ununterbrochenen Kette von Sterbefällen innerhalb ihrer wohlhabenden Verwandtschaft. Als diese beiden Umstände dazu führten, daß sie im Brennpunkt erotischer Umwerbung stand, reagierte sie mit ihrer üblichen verträumten, lässigen Anmut. Sie hatte das Gefühl, daß ihr das Schicksal in diesen schlichten menschlichen Bereichen weitgehend freie Hand ließ, und der daraus resultierende erzieherische Effekt war vielleicht nicht der schlechteste.
    Ihre menschlichen Liebhaber wurden gelegentlich durch P.'s seltene Anfälle von Liebestollwut aus der Fassung gebracht – doch nach einer Nacht waren siejedesmal ausgestanden. Wie hätten sie wissen können, daß sie SEINE Aura in einem Paar muskulöser Schenkel oder einem ansprechenden Profil erahnte? Ein nicht so wohlhabendes Mädchen hätte man vielleicht für übergeschnappt gehalten, da der Pegel ihres Einkommens jedoch immer höher stieg, bezeichnete man sie nur als etwas geistesabwesend. Diese Einschätzung wurde noch dadurch bestärkt, daß eine Jacht mit allen Vettern ihrer Mutter, die im Immobiliengeschäft ein Vermögen gemacht hatten, in den Bahamas unterging und sie als Alleinerbin zurückblieb.
    Doch die Sommer – ach, diese Sommer des wirklichen Lebens, während derer sie in ihrer einsamen Suche nach IHM umherstreifte! Wo würde ER zu ihr kommen? Hier? Oder hier? Sie lag nackt und wie hypnotisiert in einer mit Blättern ausgelegten Wildkuhle; sie räkelte sich verträumt in einem von der Sonne erwärmten Bett aus Farn; sie rollte sich sogar in einer wenig wohlriechenden Höhle zusammen. Einmal lag sie zitternd bei blauem Mondlicht im ersten Schnee. Geliebter, komm über mich, komm über mich! rief sie schweigend und sandte ihre jungen Pheromone aus wie eine aufdringliche Motte.
    Und die Sache passierte – fast. Als sie auf einem Baumstamm in den lichtdurchfluteten Untiefen eines Sees döste und spürte, wie die Rogen des Sonnenfisches ihre baumelnden Beine kitzelten, senkte sich ein Schatten auf sie herab. Sie wagte nicht, die Augen zu öffnen; sie war bis zur Unerträglichkeit erregt und fühlte, wie Hände auf ihrem Körper Form annahmen. Und dann – schienen stramme Beine die ihren auseinanderzudrücken. Voll schmerzendem Verlangen bäumte sie sich auf, stülpte ihr Innerstes nach außen – und genau in dem Moment, als das Wesen in sie eindringen wollte, fiel sie vom Baumstamm.
    Als sie sich das Wasser aus den Augen gerieben hatte, war nur noch ein sanftes Wiegen der Erlen an der Stelle zu sehen, wo vielleicht etwas Riesiges, Goldenes verschwunden sein mochte.
    An einem anderen Tag lag sie mit dem Bauch auf einem Felsen, den Hadley einst entweiht hatte, und hörte den Himmel im Norden grollen; im gleichen Moment wurde der Fels unter ihr lebendig. Ein warmer Strom durchflutete sie, kraftvolles Leben pochte in ihren Lenden. Sie öffnete sich IHM, zwang ihren Körper auf den harten Stein, spürte, wie sich etwas erhob, etwas Strahlendes – und dann zu nichts zusammenfiel und sie kurz vor dem Höhepunkt zurückließ.
    Das waren Enttäuschungen, die jedoch nur P.'s Glauben bekräftigten. Und ihr Suchen nach IHM erstreckte sich auf ein ausgedehnteres Gebiet, da die Leiter ihrer schulischen Laufbahn bis in immer teurere Bildungsanstalten anstieg und ihre Reisen sie in immer exquisitere Gegenden führten. Sie setzte große Hoffnung in ein Narzissenfeld in den Französischen Alpen; sie bebte im Gefühl SEINER Nähe auf einer ägäischen Insel. Sie war SEINER einen ganzen Nachmittag lang auf den Marquesas fast vollkommen sicher und holte sich einen fürchterlichen Sonnenbrand.
    Doch das alles brachte sie nicht zum Ziel, und an jedem neuen Ort wuchs ihre verzweifelte Kühnheit, wurde ihre

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