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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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vergaß seine Befürchtungen, als er ein vertrautes Schild erblickte. Er passierte es diesmal von unten her, aber er wußte, was darauf geschrieben stand: IHR, DIE IHR HIER EINTRETET, LASSET ALLE HOFFNUNG FAHREN. Hier war es gewesen, wo sein Heiligenschein endgültig durch einen sengenden höllischen Feuerstoß zertrümmert worden war. Beim Hades, was war das für ein Tag gewesen!
    Satan warf rasch einen prüfenden Blick um sich, um sich zu vergewissern, daß alles in Ordnung war und daß nirgendwo ein Wächter lauerte, der vielleicht noch nichts von der umwälzenden Neuigkeit erfahren hatte und ihn aufzuhalten gedachte. Aber weit und breit war die Luft rein.
    Er flog weiter nach oben. Die kühle Sonne des Himmels beschien ihn. Sie strahlte aus dem blauesten der Himmel, auf dem winzige Schäfchenwolken ihre Bahn zogen. Weit unter sich erblickte Satan einen schmierigen Flecken, sein eigenes riesiges Reich. Doch kein Schwefelgeruch drang von dort nach oben, um seine Nase zu erfreuen. Wie schnell die Reise gegangen war! War er kräftiger, als er geglaubt hatte, oder war das Universum geschrumpft? Es war schwer zu sagen ...
    Und jetzt konnte er hoch oben unter dem Himmelsgewölbe ein leuchtendes, sich vergrößerndes Eiland entdecken, das aus mehr gemacht schien als aus Wolken. Das Paradies war in Sicht – er hatte die Hälfte der Strecke hinter sich! Die Zeit für eine kurze Rast war gekommen.
    Ein Wölkchen schwebte an Satan vorbei. »Gleiches zu Gleichem, auf der Stelle!« sagte er zu ihm. »Einen bequemen Sitz für den Herrn der Hölle!« Eine Handbewegung, und das Wölkchen verdichtete sich zu seiner Freude zu einem prächtigen, aus Luft geborenen Sofa. Die Dinge haben sich wirklich verändert, dachte Satan. Wäre sein alter Feind noch am Leben, hätte hier nicht einmal die einfachste Art Schwarzer Magie Erfolg gezeigt.
    Er stellte fest, daß die kleinen Kobolde ausnahmsweise einmal ein ordentliches Lunchpaket zusammengestellt hatten. Ein herzhaftes Sandwich, belegt mit auf dem Rost gebratenen Lügnerzungen, in das sich jedoch einer der winzigsten Kobolde irgendwie verfangen hatte, so daß er ihn herauspuhlen und das kreischende Kerlchen fortschleudern mußte. Kleine Menschenfresser! Und eine Feldflasche mit den Tränen vergewaltigter Jungfrauen und hier ... noch ein paar durchspießte Motorradfahrerteile. Das verlieh dem Lunch eine aparte zeitgenössische Note. Ich darf nach meiner Rückkehr nicht vergessen, die Kerlchen zu loben, dachte Satan genüßlich vor sich hin mampfend. Vielleicht erfreute es sie, wenn sie einen fetten Politiker ganz für sich allein zum Foltern erhielten. Dank war natürlich in der Hölle ein unbekanntes Wort, aber ein guter Chef weiß, wie man das Fußvolk bei Laune hält.
    Satan erhob die Flasche mit den Tränen und überlegte, daß er den Scheitelpunkt seine Reise nun bereits überschritten hatte. Der Anblick des Paradieses markierte die Stelle, hinter der seine Verbannung begann. Jetzt würde er ihn wiedersehen, den Ort, an dem er beinahe geherrscht hätte und wo er sich geweigert hatte, zu dienen. Er hatte seine Entscheidung nicht einen Moment lang bereut, trotzdem schlich sich ein seltsam melancholisches, beinahe wehmütiges Gefühl in sein Herz.
    Weg damit! Allmählich begann er zu frösteln, er hatte vergessen, wie gesegnet kalt es hier oben war.
    »Feuer! Dein Meister befiehlt dir, sei zur Stelle! Meinen Rastplatz erhelle! Nicht länger als eine Stunde währe und spende Wärme, doch nichts verzehre!« Und bei seinem kabbalistischen Zeichen sprang rund um das Sofa eine Barriere wie Elmsfeuer empor und schuf ein gemütliches kleines Inferno.
    Satan beendete die Mahlzeit in etwas besserer Stimmung. Schließlich erhob er sich, um seine große Gestalt zu dehnen und zu strecken. Als er sich umsah, fiel ihm auf, daß er eine ziemliche Schweinerei hinterlassen hatte, doch eine Handbewegung behob das Problem. Kein Grund, sich wie ein Ork aufzuführen! Und mit einem mächtigen Flügelschlag schwang sich Satan wieder in die Lüfte, die Augen auf die immer näher rückende Pracht hoch oben gerichtet.
    Nach gar nicht langer Zeit fiel der flammengesäumte Schatten seiner schwarzen Flügel auf die Zugbrücke vor den Pforten der Stadt. Die Brücke war heruntergelassen, die Türen des Portals standen angelehnt. Weit und breit war niemand zu sehen.
    Als Satan zur Landung ansetzte, erhob sich eine Gestalt, die er als den heiligen Petrus erkannte, verschlafen von dem blumenübersäten Rasen neben

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