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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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dem Portal.
    »Haltet inne!« rief Petrus und rieb sich die Augen. »Hinweg mit Euch, schwarzer Abschaum! Was treibt Euch hierher? Oh – Entschuldigung.« Er brach ab. »Ich vergaß für einen Moment, daß ...« Der arme Heilige machte ein so bekümmertes Gesicht, daß Satan sich eine Antwort verkniff.
    »Naja, wenn Ihr jetzt schon hier seid, dann kommt halt rein.« Aber als Petrus sich umwandte, um die Flügel des Portals aufzustoßen, schien dieses Vorhaben seine Kräfte zu übersteigen, so daß Luzifer ihm zur Hand ging, wobei er sorgfältig darauf achtete, das prächtige Perlenmosaik nicht zu versengen.
    »Habt Ihr meine Beileidsbekundung erhalten?« fragte er.
    »O ja. Ich wollte mich auch bei Euch dafür bedanken. Wir haben uns sehr über die Karte gefreut. Und die hübschen geschmiedeten Blumen. Natürlich war das Gebinde etwas heiß« – Petrus inspizierte eine Brandblase auf seiner Handfläche – »deshalb mußten wir es zuerst löschen. Aber es ist gut zu wissen, daß alte Bekannte in Zeiten wie dieser zusammenhalten.«
    Der Teufel lachte glucksend in sich hinein. »Ich dachte, ich schaue mal vorbei, um zu sehen, wie's euch allen jetzt so geht.« Plötzlich fiel sein Blick auf die nun vor ihm liegende Himmlische Stadt, und er hielt inne.
    »Meiner Treu! Hier ist ja alles prächtig erhalten geblieben! Es war bestimmt nicht leicht, es so gut in Schuß zu halten ... Es ist ja nun schon sehr lange her, aber erblicke ich dort drüben nicht einiges mir Unbekannte? Sind das Neuerungen? Habt Ihr erweitert?«
    »O ja.« Petrus blühte sichtlich auf. »Man muß ja mit der Zeit gehen. Obwohl ich zugeben muß, daß ein paar der moderneren Sachen ... naja, ich bin kein Kunstkritiker.«
    »Ich glaube, ich erkenne hier einen Calder.« Satan deutete auf ein gigantisches lichtdurchflutetes Mobile. »Aber das dort drüben ... also, wenn ich ehrlich sein soll ...« Er wies auf einen riesigen Kuhkopf, der sich gegen den blauen Himmel abhob.
    »Original O'Keefe«, erwiderte Petrus in leicht selbstgefälligem Ton. »Sie fing sofort an zu arbeiten, kaum daß sie hier war. – Soll ich ... soll ich Euch etwas herumführen?«
    »Wäre mir ein Vergnügen«, antwortete Satan. »Aber wo sind denn die Leute alle? Ich dachte, hier müßte es inzwischen von Glückseligen nur so wimmeln.«
    »Die sind heute nicht da. Uriel kam auf die Idee, etwas zu unternehmen, um die Stimmung zu heben. Er denkt immer praktisch. Deshalb hat er mit Raffie und den anderen für alle ein Picknick in den Gefilden des Elysiums organisiert. Ein paar der alten Schatten dort plaudern immer noch gern ein bißchen, wißt Ihr. Es ist sehr interessant. Deshalb sind alle fort – das heißt, alle, die noch genügend Individualität besitzen.«
    »Individualität? Wie meint Ihr das?«
    »Habt Ihr das noch nicht gemerkt? Nun ja, eine große Anzahl der Unsrigen löst sich nach einiger Zeit einfach in Nichts auf. Vielleicht liegt es an der reinen Luft hier oben oder so etwas. Und dazu das ständige Singen ... Ist es bei Euch nicht genauso? Ich meine, natürlich im umgekehrten Sinn.«
    »Nein, eigentlich nicht. Meine bleiben eher viel zu identifizierbar. Obwohl – jetzt, wo Ihr das erwähnt, fällt mir ein, daß ich eine Art formlosen Strudel gesehen habe, der sich um ein oder zwei meiner Burschen gebildet hat. Um jemanden namens Hickel oder Hittle. Oder hieß der Kerl Nickerson? Oder war es Failwell?«
    Petrus nickte. »Das ist der Anfang. Dann wird immer mehr und mehr von ihnen hineingezogen, bis eine Art kritischer Masse erreicht ist und dann – WUMM! Nichts bleibt übrig außer einem Leuchten.«
    »Ich befürchte, in unserem Fall eher ein schlechter Geruch«, meinte Luzifer. »Doch mal im Ernst – vielleicht lösen sich bei uns nicht so viele auf, weil es so mannigfaltige Arten zu sündigen gibt, während man zu Euch ja nur auf eine einzige Art gelangen kann.«
    »Das könnte die Erklärung sein!« rief Petrus aus. Er machte inzwischen einen recht glücklichen Eindruck. Satan erinnerte sich, daß Petrus einem handfesten theologischen Disput nie abgeneigt gewesen war. »Obgleich man ja behauptet, daß es langweilig sei, immer nur Böses zu tun. Doch kommt jetzt – ich will Euch unbedingt unser neues sonet lumiér zeigen. Ich kann mir einfach nicht merken, wie man das richtig ausspricht.
     
    Es ist völlig computergesteuert«, fügte er mit schüchternem Stolz hinzu. »Und hier seht Ihr unseren Sportpalast.«
    Sie schritten an einem eindrucksvollen Amphitheater

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