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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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läßt.
    Ecologia-Bella besitzt Industrien, welche schon von ihrer Struktur her arbeitsintensiv sind (was der Grund dafür ist, daß es für jedermann einen Arbeitsplatz gibt). Die meisten Frauen beschäftigen sich mit der Herstellung von Stickereien auf feinsten Seiden, welche in anderen Ländern so hochgeschätzt sind, daß jedermann dort, der auch nur vorgibt, reich und von gutem Geschmack zu sein, etwas davon sein eigen nennen muß. Dafür bezahlt er auch in Gold. Die internationalen Modeschöpfer haben ihre bevorzugten Lieferantinnen und stürzen sich auf alles, was von ihren Stickrahmen kommt. Und die Frauen von Ecologia verändern in umsichtiger Weise jedes Jahr die Farben und die Muster ihrer Schöpfungen, so daß niemand jemals im Besitz einer vollständigen Sammlung sein kann.
    Die Männer von Ecologia-Bella beschäftigen sich mit der Bearbeitung von Waldparzellen, welche sie der Reihe nach abholzen, um aus dem anfallenden Holz das feinste säurebeständige Papier mit wunderhübschen Wasserzeichen zu erzeugen; vermögende Briefschreiber in aller Welt lechzen nach diesem Papier, ebenso die Regierungen ihrer Länder, welche darauf die Staatsdokumente verfassen und das aufzeichnen, was hochbetitelte Würdenträger bei wichtiger Gelegenheit von sich geben. Für dieses Papier gibt es als Bezahlung pures Silber. Und sobald ein Waldstück zum Fällen bestimmt ist, werden darin Rasseln und Klappern aufgehängt, um Vögel und kleinere Tiere davon abzuhalten, dort ihre Brut auf ziehen zu wollen.
    Jenen Männern und Frauen, die weder in der Weberei noch in der Stickerei oder in der Holzverarbeitung tätig sein wollen, steht eine Fülle anderer Beschäftigungen offen, wie zum Beispiel das Musizieren auf den Straßen, das Reinigen der Rauchfänge, die Schafzucht, das Kompostieren des Abfalls oder die Führung der Staatsgeschäfte. Für diese Aufgaben werden sie mit erstklassigen frischen Lebensmitteln und etwas Taschengeld bezahlt.
    All dies braucht Energie, und Ecologia-Bella hat genug davon. Seine Wasser stürzen in mächtigen Kaskaden von den Höhen der Berge herab, und die weniger romantischen dieser Wasserfälle hat man sich für die Erzeugung sauberer Elektrizität nutzbar gemacht. Teilweise wird diese dazu verwendet, Wasserstoff aus Meerwasser zu gewinnen; dieser Wasserstoff wird sodann mit einem feinpudrigen Metall vermischt, mit dem zusammen es ein nichtexplosives Gemisch formt. Das Hydrid ist flüssig, so daß es durch Pipelines gepumpt, in Kannen abgefüllt und in Tankwagen zu den Abgabestellen im ganzen Land gebracht werden kann, ganz ähnlich der Art und Weise, wie wir mit unseren Erdölprodukten verfahren. Wenn nun ein Reisender das Hydrid in seinem Tank aufgebraucht hat, tauscht er den Behälter mit dem ausgelaugten Metallpulver gegen einen neuen aus und fährt davon, wobei der wasserstoffbetriebene Motor seines Wagens nichts als reinen Wasserdampf abgibt, während man das Metallpulver zur Wiederaufladung in die Fabrik zurücksendet.
    Die Kosten dieses ganzen Vorganges sind äußerst gering, da die Hauptbestandteile – Seewasser und Elektrizität – in Hülle und Fülle vorhanden sind; und Wasserstoff als Energielieferant wird für praktisch alle Zwecke verwendet. Alle Rauchfahnen, die aus Fabrikschloten oder Lokomotiven hervorquellen, bestehen, wie die Sommerwolken am Himmel, aus nichts anderem als reinen Wasserteilchen, denn die Verbrennung – oder Oxidation – von Wasserstoff ergibt als einziges Abfallprodukt Wasser. Verkehrsgewirre in Ecologia Bella riechen wie sonnige Frühlingstage, und an den Rändern der Überlandstraßen wachsen Blumen und schattenspendende Bäume in verschwenderischer Fülle. Kinder, die auf den Straßen der Städte spielen, atmen weder Kohlenmonoxyd noch Blei ein, sondern nur Feuchtigkeit, die ihr Haar zu Löckchen ringelt und krankheitserregende Viren im Zaum hält.
    Wir wollen uns nun auch den dunkleren Seiten von Ecologia-Bella zuwenden; natürlich besitzt das Land auch eine Armee, welche sonntags noch in weißgoldene Uniformen gekleidet ist, zu denen Helmbüsche gehören. An Arbeitstagen trägt sie Tarnanzüge und führt Übungen mit ihren wirksamen Waffen durch, die von dem ganzen Silber und Gold gekauft wurden, das die fleißige Bevölkerung verdient hat. Üblicherweise wird von jedem Waffentyp nur ein Exemplar oder höchstens zwei erstanden, welches umgehend verbessert und dann in großer Anzahl nachgebaut wird. Jeder Soldat ist nicht nur imstande, die Instruktionen

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