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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Bäumen, stehen kleine Casitas im Maya-Stil, jedes mit einer winzigen Landwirtschaft, wo Getreide und Melonen und Bohnen gedeihen. Neben den meisten steht ein Papayabaum dicht ans Dach gelehnt.
    Der Bus fährt durch einen kleinen Marktflecken. Hier sind fast alle Häuser abgebrannt und ausgeplündert, trotzdem steigen zwei alte Männer aus. Der einbeinige Junge ist immer noch im Bus und unterhält sich mit einer Frau mittleren Alters. Seine Stimme hört sich wütend an.
    Don muß ihn andauernd anstarren, wobei er einen kleinen Adrenalinschub verspürt. Ist dieser Bursche einer von denen, die die B-Kompanie damals vor der Anhöhe dreizehnvierzigsieben aus dem Hinterhalt überfallen haben? Viele seiner Kameraden mußten damals dran glauben. Es war tief drin in Bodégua, aber niemand wußte genau, wie weit. Die Grenze verlief in jenem Gebiet unklar, angeblich wurde sie von einem Gebirgskamm gebildet, der sich immer wieder verzweigte. Es ist ihr Land, flüsterte eine Stimme immer wieder in Dons Kopf. Genau wie die Hose, die der Junge anhat, die offizielle Uniformihrer Armee darstellt. Wie unheilvoll seine Regierung auch immer sein mag, es ist ihr Land. Nicht seins, der hier eindrang und seine Söhne erschoß. Aber dies ist der Feind, ein Glied im Internationalen Atheistischen Roten Kommunismus. Er sieht in diesem Moment allerdings nicht sehr nach einem Feind aus, sieht auch nicht nach einem Glied von irgend etwas aus.
    Der Junge lacht grimmig über eine Bemerkung, die die Frau gemacht hat, und wirft einen Blick auf Don. »Yanqui!« zischt er stimmlos, jedenfalls scheint er das zu sagen – der Bus macht einen solchen Krach, daß man es schwer verstehen kann. »Yanqui-Mörder.« Er sieht Don mit einem harten Blick an, die Augen begegnen den seinen. Dann scheint er plötzlich etwas entdeckt zu haben, das seine Stimmung verändert. Er läßt sich in den Sitz zurückfallen und sagt etwas zu der Frau. Sie rafft ihre Körbe zusammen und steigt an der nächsten Haltestelle aus.
    Don fällt ein, daß sich seine Augen wahrscheinlich von den KZ's gerötet haben, und der Junge hat es gesehen und weiß, daß Don ein Gewalttäter ist. Sie kennen sich mit KZ's aus.
    Der Bus ist von der Hauptstraße abgebogen und scheint jetzt in einem Bogen nach San Izquierda zurückzufahren. Er muß aussteigen und nach einer Fahrmöglichkeit in Richtung Norden suchen.
    Plötzlich neigt der Junge den Kopf und lauscht. Der Bus hält an, und Don kann es jetzt auch hören – das laute Dröhnen von Militärfahrzeugen. Im nächsten Moment werden sie auf der Straße sichtbar, die sie gerade verlassen haben – eine lange Kolonne von Lastwagen mit Tarnanstrich und Raketenträgern. Die Lastwagen sind vollgestopft mit amerikanischen Soldaten, deren Beine über die Klappen der Ladeflächen baumeln. Das müssen Ersatzmannschaften und Nachschub für die Front sein. Das ist genau die Art von Transportmittel, die er braucht. Und das muß die Hauptstraße zur Front sein. Er wird aussteigen und dorthin zurückgehen und warten.
    Gerade als er auf dem Weg zur Tür ist, hört er ein weiteres Geräusch. Der verkrüppelte Junge gibt einen sonderbaren Pfiff von sich. Dann hört Don es – durch das Dröhnen der Fahrzeugkolonne und den Motorlärm des Busses dringt ein gleichmäßiges Knattern – ein Hubschrauber. Wahrscheinlich zur Begleitung der Kolonne. Aber Moment mal – irgendwas stimmt mit dem Geräusch nicht. Er dreht sich um, um aus dem Rückfenster zu blicken, und sieht, was los ist.
    Es gibt keinen Zweifel – es ist die häßliche eckige Rückseite einer Krasny 16 mit herausragenden Kanonen. Ein Kampfflugzeug der Gués, das es auf die Kolonne abgesehen hat.
    In der Zwischenzeit haben Kanonen irgendwo vorn das Feuer eröffnet, von einer Stelle aus, die er nicht sehen kann. Das Kampfflugzeug dreht elegant seitwärts ab, über den Bergkamm und außer Sicht. Stille tritt ein.
    Eine Sekunde lang durchzuckt Don ein Doppelblitz, wie das bei KZ's manchmal passiert. Es ist hier alles so friedlich, in einem ganz gewöhnlichen Bus auf einer ruhigen Landstraße, und die Pinien rauschen sanft im Wind. Er kommt sich verheerend deplaziert vor.
    Und dann glitzern jenseits des Bergkamms Rotorflügel von Hubschraubern in der Sonne, und rechts, außer Sichtweite, ist ein Getöse von Schüssen und dumpfem Knallen zu vernehmen. Plötzlich kommt Leben in die Leute im Bus, die aufgeschreckt wilddurcheinander zur Tür hasten. Sie wissen, daß ein Bus eine Zielscheibe ist, und sie

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