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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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lauschte, wurden sie deutlicher, schärfer. Und sie kamen in seine Richtung!
    Auch konnte er ein schwaches Klappern vernehmen. Aha, das konnte nur der Schlüsselring sein, den Miss Plastik am Handgelenk trug.
    Fremdgeräusche, die sich an der Wand entlang näherten. Waren sie ihm bestimmt? Automatisch verkrallte er die Hände und fuhr sich über die Schwielen an der Außenseite seiner Handflächen. War man weich geworden? War jemand auf die Idee gekommen, sie könnten ihn jetzt holen? Er legte das Ohr an die Tür und lauschte.
    Es waren die Schritte einer einzelnen Person.
    Die kleine blonde Schwester ist zu ihrem Nachmittagsdienst wieder mal zu früh gekommen. Sie macht viele Extraschichten, zum Teil, weil es in San Izquierda nichts zu unternehmen gibt, hauptsächlich jedoch aus einem penetranten Verantwortungsbewußtsein heraus. Zweimal hat sie beim Zurückkommen eine Tür offen vorgefunden, die verschlossen hätte sein sollen. Die Leute sind ja so nachlässig. Jetzt zum Beispiel sind wieder beide Pfleger gemeinsam zum Essen gegangen, was gegen die Vorschrift ist. Sie sieht sich im Aufenthaltsraum um; im Moment sind keine schweren Fälle hier. Aber sind die Türen zum Garten verschlossen? Die Pfleger sind in dieser Hinsicht besonders leichtfertig geworden, nachdem jetzt so viele Patienten Geländefreigang haben.
    Sie beschließt, sie zu überprüfen, bevor sie den Rundgang durch die Entzugsabteilung macht.
    Sie streift sich den offiziellen Schlüsselring über und macht sich auf den Weg den Korridor hinunter, taptaptap.
    Als sie an der letzten Tür vorbeigeht, wird diese lautlos geöffnet, und ein schattenhaftes Gesicht blickt heraus, direkt in ihres.
    Um sich ihren Schrecken nicht anmerken zu lassen, setzt sie ein strahlendes Lächeln auf und sagt: »Hallo, Soldat.«
    Das sind die letzten Laute, die sie von sich gibt.
    Sie wird nie erfahren, was ihr an den Hals fährt, den zarten Kehlkopf zerschmettert und die Stimmbänder zermalmt. Sie hätte nie gedacht, daß eine menschliche Hand einen solchen Schlag wie mit einem Armeebeil ausführen kann, hätte nie gedacht, daß ihr die Stimme genommen werden könnte, bevor sie die Möglichkeit hätte zu schreien.
    Sie sinkt schmerzverkrümmt zusammen und spürt, daß sie in das Zimmer gezerrt wird. Die Kleider werden ihr vom Leib gerissen. Sie schlägt wirkungslos auf unmenschlich starke Hände ein. Eine belegte Stimme sagt: »Du weißt doch, daß ich dich hinterher umbringe?«
    Und dann trifft ein schmetternder Faustschlag ihr Gesicht, bricht ihr den Kiefer, und dann noch einer ... »Du wirst keine hübsche Leiche sein.«
     
    Der Pfleger, dem er den Namen Hans verpaßt hat, hat ihn bei seiner Bettdurchsuchung auf eine Idee gebracht. Jetzt hebt er die Matratze hoch und legt den kleinen Leichnam flach auf die durchhängenden Federn. An ihm ist kein Blut, nirgends ist Blut. Er zieht die Matratze wieder zurück an ihren Platz – es ist kaum eine Erhebung zu erkennen. Zur Tarnung richtete er das Bett schön ordentlich her. Jeder, der hereinsehen wird, wird ein säuberlich aufgeräumtes leeres Zimmer sehen, Soldat.
    Jetzt noch ein paar Kleinigkeiten erledigen, die Pillen einsammeln und gehen. Als erstes hat er den Schlüsselring an sich genommen; an ihm sind zwei Schlüssel für Vorhängeschlösser.
    Der Korridor ist leer. Hans und Klaus sind nirgends zu sehen. Die Tür zum Garten ist verschlossen, aber gleich mit dem ersten Schlüssel, den er probiert, läßt sie sich mühelos öffnen. Er schlüpft hinaus und schließt hinter sich wieder ab. Einen Augenblick später bahnt er sich einen Weg in das Pinienwäldchen.
    Nichts hat sich geändert, außer daß noch ein paar Piniennadeln mehr das Gesicht der Leiche bedecken. Sein erster Gedanke gilt dem Gewehr und der Munition – aber Moment mal, er braucht ja auch eine Identität. Er greift nach der Erkennungsmarke des Toten.
    Die Kette gleitet durch die brüchige, hohle Knochenschale des Genicks. Isidore West – jetzt ist er Isidore West. Isidore auf dem Weg nach Izzy. West hat keine Papiere dabeigehabt, nur das abgegriffene Foto eines jungen Mädchens. Gut, er wäre also willkommen, wo immer er auftauchen würde.
    Vielleicht wäre die Kampfausrüstung auch ganznützlich. Zögernd zieht er den Toten aus der Jacke, aber er kann sich nicht überwinden, die vermoderten Stiefel anzufassen. Er schüttelt einen großen schwarzen Käfer aus dem Hemd und zieht es unter dem Drillich an, so wie es üblich ist. Den Munitionsgurt als

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