Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)
hinaus, als der Bote sein Zimmer betrat. Bei dem Geräusch drehte er sich um. Er sah den Gefangenen an, spürte es eisig durch seine Venen pulsen, und sah erneut hin. Dann klappte er den Mund auf, um zu sprechen, erinnerte sich an die Vid-Cam, die an der Decke entlangschwebte, und überlegte es sich anders. Hier ging etwas Seltsames vor, und er würde äußerst vorsichtig sein müssen. Der Offizier sprach mit ruhiger Stimme und ließ sich keinerlei Bewegung anmerken. »Sag mir deinen Namen.«
Der Bote reagierte ebenso gelassen. »Nolar Isam-Ka.«
Poseen-Ka sah jetzt genauer hin. Im ersten Moment hatte er angenommen, dass der Wachposten sich einen Witz erlaubt oder den Namen falsch ausgesprochen hatte, aber jetzt gab es für ihn keinen Zweifel mehr. Davon abgesehen, dass der echte Isam-Ka zwanzig Jahre älter aussehen würde als der hier und normalerweise eine Augenklappe trug, war die Ähnlichkeit verblüffend. Er versuchte, ihn auf die Probe zu stellen. »Ja, natürlich. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, war das an Bord der Licht von Hudatha .«
»Tut mir Leid, aber du irrst«, erwiderte der Bote ohne zu zögern. »Die Licht von Hudatha ist mit den übrigen Schiffen von Speer Drei in der Schlacht zerstört worden. Das letzte Mal hast du mich in Gesellschaft von Großmarschall Pem-Da und Kriegskommandeur Dal-Ba gesehen. Das war bei einem Kriegsgerichtsverfahren. Du bist freigesprochen worden.«
Poseen-Ka spürte ein Gefühl wachsender Erregung. Er erinnerte sich sehr gut an jenen Tag. Wie hätte er ihn vergessen sollen. Großmarschall Pem-Da hatte versucht, den Verlust von Speer Drei als Vorwand zu nutzen, um ihn ablösen zu lassen, aber Poseen-Ka war aus der Auseinandersetzung hauptsächlich dank Isam-Kas Unterstützung siegreich hervorgegangen. Er kniff die Augen zusammen. »Du hast Recht. Wachen, den Gefangenen freilassen. Ihr könnt gehen.«
Überrascht, aber zu gut ausgebildet, um es sich anmerken zu lassen, nahmen die Wachen dem Roboter die Fesseln ab und gingen hinaus. Sie waren hünenhaft gebaut und mussten einer nach dem anderen rückwärts hinausgehen. Die Tür schloss sich hinter ihnen. Poseen-Ka sah die Vid-Cam an, und sie blickte zurück. Er wies auf die Tür nach draußen. »Komm, alter Freund. Wir wollen einen kleinen Spaziergang machen.«
Der Bote brauchte Stunden, um die ihm aufgetragenen Anweisungen weiterzugeben und Poseen-Kas endlose Fragen zu beantworten. Während des Gesprächs umkreiste das ungleiche Paar den riesigen Friedhof mehrere Male. Ihre Füße hinterließen Spuren im fremden Schlamm. Als der Offizier dann schließlich jede Frage, die ihm in den Sinn kam, gestellt und alle Eventualitäten bedacht hatte, wurde es Zeit, sich zu trennen. Poseen-Ka wusste, dass der Bote eine Maschine war, betrachtete ihn aber zugleich auch als Retter und dankte ihm dementsprechend.
Unfähig irgendwelche Emotionen zu empfinden oder sich eine Vorstellung davon zu machen, in welcher Weise sein Handeln die Zukunft beeinflussen würde, bestätigte die Maschine Poseen-Kas Bemerkung und entfernte sich. Sie brauchte zwei Stunden, bis sie eine geeignete Bodensenke fand, wo sie sich Schutt und Geröll auf die Brust häufte und die Zentraleinheit deaktivierte. Das daraus resultierende Feuer brannte grell weiß, tauchte auf einem der Detektoren der Old Lady auf und verschwand wieder. Ein Bericht wurde abgefasst, ignoriert und systematisch abgespeichert. Das Leben ging weiter.
KLONWELT ALPHA-001, KLON-HEGEMONIE
Der Tod macht denen keine Angst, die vorher gestorben sind.
Master Sergeant Frank Kagan (i. R.)
The Legion is My Country
Standardjahr 2172
Booly hatte zwar vorsichtshalber einen Schiffsplan auf seinen Armbandcomp geladen, verlief sich aber trotzdem. Das Schiff, das den optimistischen Namen Warm Wind That Blows Happiness Throughout the Galaxy trug, war seiner Mannschaft besser unter dem Namen Iron Bitch bekannt und einfach riesig. So riesig, dass ein großer Teil der Mannschaft nie das ganze Schiff zu sehen bekommen hatte, geschweige denn alle Schiffsgefährten und – gefährtinnen. Und das bedeutete, dass der Auftrag, den Booly sich selbst erteilt hatte, irgendwie etwas Don-Quixotehaftes an sich hatte.
Trotzdem, er war für die Borgs verantwortlich, und deshalb gehörte es sich einfach, dass er ihnen einen Besuch abstattete. Immer vorausgesetzt natürlich, er fand sie, und das wurde immer unwahrscheinlicher. Sein Armbandcomp enthielt alle dafür benötigte Information, bestand
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