Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)
flackerten echte Kerzen.
Booly, der sich in seiner nagelneuen Paradeuniform nicht sonderlich wohl fühlte, spürte, wie sein Magen zu knurren begann, und wünschte sich sehnlichst, jetzt nicht hier zu sein. Sein Platz war ganz unten an der Tafel, weit entfernt von den Gefahren, wie sie die Konversation mit ranghöheren Offizieren mit sich brachten, und gleichermaßen fern den interessanten Dingen, die sie möglicherweise sagen würden.
Zumindest nahm er das an, bis ein Gong ertönte und alle zu ihren Plätzen strebten. Die Offiziere blieben hinter ihren Stühlen stehen und warteten auf das Eintreffen des Kommandierenden Offiziers des Schiffes, Captain Moshe Dinara. Booly erfuhr erst jetzt, dass die Tradition vorsah, dass entweder der XO des Schiffes oder der höchstrangige Offizier einer anderen Waffengattung am anderen Ende der Tafel Platz nahm, teils um die jungen, neuen Offiziere zu ehren, teils auch um diesen Gelegenheit zu geben, sich in der Kunst der Konversation zu üben. Und das bedeutete, dass er und ein sehr nervös wirkender Fähnrich unmittelbar neben General Marianne Mosby sitzen würden, einem der berühmtesten – manche sagten sogar berüchtigsten – weiblichen Offiziere, die die Legion je hervorgebracht hatte.
Booly spürte, wie ihm die Kinnlade heruntersackte, als Mosby den Raum betrat, zu ihrem Stuhl ging und nach links und rechts nickte. Obwohl er sich normalerweise nicht für Frauen in mittleren Jahren interessierte, beeindruckten den jungen Offizier doch ihre Schönheit, ihr selbstbewusstes Auftreten und die Autorität, die die Sterne auf ihren Schultern versinnbildlichten. »Guten Abend, Fähnrich, guten Abend, Lieutenant. Ich sehe, dass die Kriegsgötter es für richtig gehalten haben, mir zwei gut aussehende Tischherrn an die Seite zu setzen.«
Mit diesen Worten und dem Lächeln, das sie begleitete, machte Mosby die beiden Männer zu ihren hörigen Sklaven. Und dies nicht nur wegen ihrer beeindruckenden körperlichen Ausstrahlung, sondern auch wegen ihrer Leistungen. Jeder wusste oder glaubte zu wissen, dass sie eine der vielen Geliebten des Imperators gewesen war, dass sie ihn trotz seiner zumindest teilweisen geistigen Umnachtung von Anfang an davon zu überzeugen versucht hatte, dass das Imperium gegen die Hudathaner kämpfen solle, und dass man sie dafür in ein Militärgefängnis gesteckt hatte. Die Historiker schrieben Mosby auch einen legendären Gefängnisausbruch zu, nach dem sie sich zur Hauptstadt durchgekämpft und schließlich den Imperator vom Planeten vertrieben hatte. Seine erste Niederlage und diejenige, die am Ende zu seinem Tode geführt hatte.
Was man sich sonst noch erzählte, war zum großen Teil nicht verbürgt. Manche behaupteten, Mosby sei zügellos und ausschweifend und allen möglichen sinnlichen Genüssen hingegeben, die nicht alle zu einem Offizier ihres Ranges passten. Andere bezeichneten sie als rücksichtslos und brutal, eine Frau, die bereit war, Leben zu opfern, wenn das zum Sieg führen und ihre Karriere fördern konnte. Aber Booly wusste das nicht, oder es interessierte ihn zumindest im Augenblick nicht, weil noch in seinem Kopf nachhallte, was Parker gesagt hatte. »Von Lieutenants, besonders neuen, wird erwartet, dass man sie zwar sieht, aber nicht hört.« Ein guter Rat … aber an dem Platz, wo er jetzt saß, unmöglich zu befolgen.
Jetzt kam am anderen Ende der Messe Unruhe auf, und eine weithin hallende Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Ladies und Gentlemen … Captain Moshe Dinara«, verkündete sie.
Dinara war ein kleiner Mann, so klein, dass er wie ein Teenager in der Uniform seines Vaters aussah. Aber was ihm an Größe fehlte, glich er durch eine machtvolle Persönlichkeit aus, die bis in die äußersten Winkel des Raums reichte. Formal stand er auf der gleichen Rangstufe wie die zahlreich vertretenen Colonels der Legion, aber solange das Schiff sich im Weltraum befand, stand er im Rang über allen anderen, und die Aura von Macht, die ihn umgab, war nicht zu übersehen. Die Augen des Offiziers hatten die Farbe von häufig gewaschenem Denim, und als er jetzt ans Kopfende der Tafel schritt, vor seinen Stuhl trat und sich setzte, war zu erkennen, dass ihm auch nicht die kleinste Kleinigkeit entging. Das Rascheln von Stoff war zu hören, das leise Murmeln von Gesprächen und das Klirren von Besteck, als jetzt die anderen Offiziere Platz nahmen.
Was nun folgte, verlief nach einem ähnlich strengen Zeremoniell wie ein klassischer Tanz,
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