Die Sternenlegion - Angriff der Cyborgs: Roman (German Edition)
zwei Männer und eine Frau. Alle waren verwundet. Es dauerte bloß einen Augenblick, bis er Norwood erkannte. Seit er sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie gealtert und jetzt weiß vom Blutverlust. Aber ihre Augen waren noch so, wie er sie in Erinnerung hatte, voll Intelligenz und geballter Animosität. Sie sprach seine Sprache mit ausgeprägtem Akzent. »Du hast überlebt.«
»Wie du auch.«
»Aber nicht mehr lange.«
»Nein«, nickte Poseen-Ka bedächtig, »nicht mehr lange. Es war ein Fehler, dich leben zu lassen. Ein zweites Mal werde ich den nicht machen.«
Norwood nickte. »Das hatte ich auch nicht erwartet.«
Der Hudathaner zog seine bis jetzt noch nie abgefeuerte Handfeuerwaffe, entsicherte sie und zielte auf ihren Kopf. Norwood verbrachte die letzte Mikrosekunde ihres Lebens, indem sie sich fragte, weshalb es ihr Schicksal gewesen war, die erste Schlacht um Worber’s World zu überleben, nur um in der zweiten zu sterben. Die erste Kugel traf sie, die zweite den halb bewusstlosen Meyers und die dritte einen Komm-Techniker mit zusammengepressten Lippen. Drei weitere Stunden dauerte es, die menschlichen Schiffe zu beladen, zu starten und an die Kampfstation anzudocken.
Clemmons lebte lange genug, um das Ende zu sehen. Nach der Zerstörung der Hauptbatterien wurden Spezialisten für elektronische Kriegführung nicht mehr gebraucht, und die Aliens kämpften sich durch Schleuse Nummer vier ins Innere. Deshalb legte die Technikerin ihren Raumpanzer an und schloss sich den Marines an. Mit einem Strahler in der Hand folgte sie einem zusammengewürfelten Rudel Freiwilliger durch einen von Rauch erfüllten Korridor und wünschte sich, sie wäre woanders. Irgendwo anders.
Alle wussten, dass die Hudathaner keine Gefangenen machten, nicht weil sie grausam waren, sondern weil es für sie dafür keinen logischen Grund gab. Schließlich, so überlegten die Hudathaner, weshalb das Leben riskieren, um gegen den Feind zu kämpfen und ihn dann leben lassen? Für sie machte das keinen Sinn.
Außerdem waren lebende Gefangene eine ständige Bedrohung, und wer das nicht glaubte, brauchte bloß die hageren, an Vogelscheuchen erinnernden Gestalten anzusehen, die von der Oberfläche des Planeten heraufgekommen und sich durch Schleuse zwölf den Zugang erkämpft hatten. Nicht dass sie sehr weit gekommen waren, schließlich hatten sie keine Raumpanzer und waren für den Augenblick in einem einzigen luftdichten Abteil gefangen.
Die einstmals sauberen, beinahe sterilen Korridore waren jetzt angefüllt mit tragbarem Feuerwehrgerät, improvisierten Komm-Zentralen, Hilfsstationen, Notrationen, Munitionskisten und seit kurzem auch Leichen. Sie waren vor Stunden – oder waren es Tage? – verwundet worden. Aber die meisten waren getötet worden, als die Krankenstation einen direkten Treffer durch einen hudathanischen Torpedo abbekommen hatte. Jetzt, wo sechzig Prozent der luftdichten Bereiche der Station durchlöchert waren, bedeutete selbst eine leichte Wunde den fast sicheren Tod.
Clemmons verspürte eine gewaltige, schier überwältigende Besorgnis. Besorgnis um sich und auch die anderen. Tränen rannen ihr über das Gesicht, aber das war ihr gleichgültig. Sie würde ihr Bestes tun und, wenn sie konnte, ein paar Hudathaner töten, aber das war kein Anlass, ihre Gefühle zu verbergen. Bald würde es niemanden mehr geben, der sie kritisieren konnte.
Die Gruppe kam vor einer Luke zum Stillstand, die mit schwarzen und gelben Streifen markiert war. Clemmons wusste, dass dies ein Zugang zum Flugdeck war, wo normalerweise die Raumjäger, die Shuttles und hunderte kleinerer Fahrzeuge bereitstanden. Zwei Legionäre mit versteinerten Gesichtern hielten davor Wache. Ihr Gruppenführer, bis vor einer Stunde war er noch Corporal gewesen, gab das Passwort und wies die Legionäre an, die Luke zu öffnen. Sie gehorchten.
In der Schleuse befanden sich sechs Leichen, oder besser die Überreste von sechs Leichen, schließlich würden ja die dekomprimierten Anzüge nicht viel mehr als Mus enthalten.
Clemmons sah nicht hin, wollte nicht wissen, was mit ihr geschehen würde, und biss sich auf die Lippen. Die äußere Luke öffnete sich, und die Gruppe trat auf das Flugdeck hinaus. Mit Ausnahme eines noch fabrikneuen Shuttles, das allgemein als »Hangarkönigin« bezeichnet wurde, und ein paar Wartungsschlitten herrschte hier gähnende Leere. Alles, was fliegen konnte, bewaffnet oder unbewaffnet, war den Hudathanern entgegengeflogen und nie
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