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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Nacht entfliehen konnten, gab er ihnen einen weiteren Rat mit auf den Weg: Und noch etwas. Ihr seid nicht das Böse. Aber ich mache euch gerne damit bekannt, sollte einer von euch jemals wieder meinen Weg kreuzen!
    Julen war überzeugt, dass diese Worte ihren Zweck erfüllen würden, und wünschte sich, niemals selbst Adressat einer von Asher formulierten Drohung zu werden. Nach dieser Szene zumindest verspürte er wenig Lust auf eine Konfrontation mit einem Vampir, der über derartige Kräfte verfügte. Welch eine Vergeudung, dass der Bibliothekar am liebsten zwischen seinen Büchern zu sitzen schien. Er wäre der perfekte Vengador gewesen. Obwohl – in den letzten Tagen hatte sich sein Verhalten doch grundlegend geändert. Erst das Verhältnis mit der Feentochter und nun diese unerhörte Machtdemonstration. Von dem angeblichen Bücherwurm war nicht viel übriggeblieben.
    »Und nun?« Estelle löste sich als Erste aus ihrer Erstarrung und lief auf Asher zu, der sie auffing und fest in seine Arme schloss. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sie war heilfroh, dass er wegen ihres Ausfluges nicht böse zu sein schien.
    Darüber reden wir noch!, erklang seine Stimme in ihrem Kopf, während er Saras Verletzungen untersuchte. »Julen, dort, wo wir jetzt hingehen, sollte sie besser nicht nach«, er machte eine Pause, »Blut riechen.«
    Julen sah ihn fragend an, doch Asher hatte nichts hinzuzufügen. Also beugte er sich schließlich vor und fuhr in einer einzigen Bewegung mit seiner Zunge über den langen Schnitt an ihrem Unterarm. Ein verzückter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht und Estelle wusste sofort, dass er es geschmeckt hatte: Sara war eine Feentochter. Ihre Haut glänzte, das Blut war verschwunden und die rotgeränderte Wunde schloss sich zusehends. Asher murmelte einige Worte, damit sie erwachte.
    »Oh!«, war ihr erster Laut. Und ein weiteres »Oh!« folgte, als sie sich Julens intimer Nähe bewusst wurde. Er beeilte sich, sie auf ihre Füße zu stellen.
    »Dir ist übel geworden!«, improvisierte Estelle, als sie sah, wie die kleine Feentochter begann, über die Geschehnisse nachzudenken. Asher schenkte ihr einen anerkennenden Blick. Mit Vampiren mochte er sich auskennen, aber mit sterblichen Frauen wusste er nichts anzufangen. Das ist auch nicht notwendig! Estelle spürte einen eifersüchtigen Stich in ihrem Herzen und beschloss, sich lieber wieder auf Sara zu konzentrieren. »Glücklicherweise habe ich mich daran erinnert, dass mein ›Mann‹ heute hier zu tun hat.« Sie warf einen entschuldigenden Blick zu Asher, der sich deutlich um einen neutralen Gesichtsausdruck bemühte. Trotzdem entdeckte sie das Grübchen in seiner Wange. »Er ist nämlich ...«, sie überlegte einen Moment.
    »Buchhändler«, fiel er ihr ins Wort, bevor sie sich irgendeine absurde Beschäftigung für ihn ausdenken konnte. Der Schalk tanzte in ihren Augen und Asher war erstaunt, wie gut sie die Aufregung um den Überfall verbarg. Offenbar gewöhnte sich seine Fee schnell an die neuen Herausforderungen. Stolz erfüllte ihn.
    »Meine Frau«, Asher umfasste ihre Taille, »hat recht. Ich habe in London, wie sie so nett sagt, ›zu tun‹ und wenn wir uns nicht beeilen, dann verpasse ich meinen Termin.« Er sah ihr tief in die Augen. »Sie begleiten uns doch?«
    »Gern«, kam ihre prompte Antwort.
     
     
     
    XIV
     
    Deine Zeit ist abgelaufen. Urian sah in den dunklen Hinterhof hinab. Gestern wollte sein Auftraggeber die Anwältin nur beobachten lassen und heute beschloss er plötzlich, sich ihrer zu entledigen. Ihm sollte es recht sein, irgendetwas an der Kleinen war sowieso faul. Aber was am Abend überhaupt kein Problem gewesen wäre, stellte sich einige Stunden später als äußerst kompliziert heraus.
    Am Morgen hatte sie, nicht ganz überraschend, Cambridge verlassen und Urian hatte Zeit gebraucht, um sie wiederzufinden. Doch dann stellte sich diese ursprünglich unwillkommene Verzögerung sogar als Glücksgriff heraus, denn in ihrer Begleitung befand sich die Feentochter, die schon in Dublin sein Interesse geweckt hatte. Er entdeckte die beiden nach langem Suchen in einem Salon des Mandarin Oriental und beobachtete, wie sie dort Tee tranken und Berge von Süßigkeiten vertilgten. Bald nach Sonnenuntergang tat er in der Nähe ein paar Streuner auf. Sie zeigten sich wie erwartet willig, als er ihnen suggerierte, ein Überfall in aller Öffentlichkeit wäre nicht nur unterhaltsam, sondern würde darüber hinaus ihrer Sache

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