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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sondern sogar mit dem nicht zu spürenden Vampir mental zu kommunizieren. So unauffällig wie möglich bewegte sie sich rückwärts, bis Julen sie zu sich hinter einen stinkenden Müllcontainer zog.
    Mithilfe seines außergewöhnlichen Talents und einer gehörigen Portion Magie hoffte er, die beiden Frauen beschützen zu können. Fass mich an, dann können sie dich zumindest schlechter spüren als normalerweise. Julens Eckzähne begannen zu kribbeln, aber nicht die nahende Gefahr war es, die seine Selbstbeherrschung derart herausforderte, sondern Saras Blut. Kein Wunder, dass die Streuner ihrer Spur gefolgt waren, sie roch wie aufblühende Glockenblumen in der Morgensonne und am liebsten hätte er von ihrem Nektar gekostet, dessen Aroma ihm seltsam vertraut vorkam.
    »Hat euch niemand Manieren beigebracht?« Ashers Stimme durchbrach seine Fantasien. Wollte er etwa mit den zerlumpten Vampiren diskutieren?
    Die Gothics schienen keine Lust auf gepflegte Konversation zu haben, ihr Anführer lachte. »Du gehörst wohl noch nicht lange zur Truppe. Ich werde es dir erklären!« Er sprach betont langsam. »Wenn du die Weiber nicht sofort herausgibst, dann wirst du es bereuen, das verspreche ich dir.«
    »Gegen uns hast du keine Chance, Bruder! Wir sind das Böse«, kicherte ein anderer und bewegte sich katzengleich seitwärts.
    »Ich denke nicht, dass dein Plan aufgeht, Streuner!« Asher klang wenig beeindruckt.
    »Wie hast du mich genannt?« Der Vampir fauchte und Geifer spritzte aus seinem weit aufgerissenen Rachen, als er sich auf Asher stürzen wollte. Der war allerdings erheblich schneller, schlug ihm ins Gesicht, so dass er durch den Hof gegen eine Mauer flog und dort benommen liegen blieb. Die nächsten beiden Angreifer streckte er ähnlich effizient nieder und als der vierte zu fliehen versuchte, verstellte Asher ihm den Weg, packte ihn am Kragen und warf den Kerl zu seinem Boss hinüber, der sich gerade aufrappeln wollte und von dem Aufprall erneut zu Boden ging.
    »Das war für die schlechten Manieren und jetzt kommt bitte einmal hierher zu mir!«
    Julen, der vorsichtshalber Saras Gesicht an seine Brust gedreht hatte, um sie vor dem Anblick des wie erwartet blutigen Kampfes zu schützen, traute seinen Augen nicht. Die Streuner erhoben sich folgsam und kamen näher, bis sie in einer Reihe wie reuige Schuljungen vor ihrem strengen Lehrer standen. Es fehlte nur noch, dass Asher begann, ihre Fingernägel auf schwarze Ränder zu kontrollieren. Fast hätte Julen laut herausgelacht, als er das entsetzte Gesicht des Rädelsführers sah, der augenscheinlich nicht mehr Herr seiner Handlungen war und dies auch wusste, ohne sich im Geringsten gegen die Magie seines Gegners wehren zu können. Plötzlich hörte Julen Ashers Stimme in seinem Kopf. Sie war so deutlich, als habe er ihn gewissermaßen zugeschaltet. Ihr werdet mir jetzt meine Fragen beantworten, nicht wahr? Die Vampire nickten, jeder Widerstand schien gebrochen. Sehr gut. Er wandte sich an den Anführer: Sag mir, warum habt ihr die Frauen verfolgt?
    Wir wollten ein wenig Spaß haben und die eine, der Vampir sah sich suchend um, konnte aber niemanden entdecken und zuckte mit den Schultern, diese Dunkelhaarige schien zu wissen, was ich bin.
    Spaß? An einem Freitagabend in der voll besetzten U-Bahn vor Hunderten von Sterblichen? Ashers Stimme klang ungläubig.
    Der ›Maighstir‹ sagt, wir müssen aus dem Schatten treten, damit der Rat sieht, dass er nicht einfach einen nach dem anderen von uns verschwinden lassen kann.
    Und wer ist dieser ominöse ›Meister‹, von dem du da sprichst?
    Keine Ahnung. Kaum war die Antwort gegeben, hatte der Vampir allen Grund, sie zu überdenken. Er lief, von einer unsichtbaren Macht gewürgt, blau an und schnappte verzweifelt nach Luft. »Wir wissen es wirklich nicht«, krächzte einer und ein anderer ergänzte um Atem ringend: »Er ist kein Vampir – er ist etwas Einzigartiges und wir werden eines Tages sein wie er.«
    »Das glaube ich kaum.« Asher lächelte milde. »Bleibt zusammen, wenn ihr euch dadurch sicherer fühlt, aber vergesst die wichtigste Regel nicht: ›Keine Aufmerksamkeit bei den Sterblichen erregen!‹ Niemand von uns wünscht sich die alten Zeiten zurück, als die Welt von selbst ernannten Vampirjägern nur so wimmelte. Und glaubt mir, ihr wollt nicht wissen, wozu der Rat fähig ist, wenn es gilt, eine neue Vampirhysterie zu vermeiden.« Asher entließ die verstörten Vampire aus ihrer Starre. Bevor sie in die

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